Jubiläum
«Wir haben immer plakativ politisiert»: So feierte die SVP Grenchen ihr 20-jähriges Bestehen

Die Grenchner SVP feierte sich zum 20-jährigen Bestehen am vergangenen Samstag selbst. Ein Thema war auch das kontrovers diskutierte Apfel-Wurm-Plakat.

Andreas Toggweiler
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Winken für die Webcam: die Kandidaten für Stände- und Nationalrat Christian Imark und Walter Wobmann, SVP-Schweiz-Präsident Albert Rösti, die Grenchner SVP-Gemeinderäte Ivo von Büren, Richard Aschberger und SVP-Grenchen-Präsident Marc Willemin.

Winken für die Webcam: die Kandidaten für Stände- und Nationalrat Christian Imark und Walter Wobmann, SVP-Schweiz-Präsident Albert Rösti, die Grenchner SVP-Gemeinderäte Ivo von Büren, Richard Aschberger und SVP-Grenchen-Präsident Marc Willemin.

Oliver Menge

Zusammen mit nationaler und kantonaler Prominenz hat die SVP am Samstag ihr 20-Jahre-Jubiläum in der Stadt Grenchen gefeiert. Am Nachmittag verband man dies mit einer Wahlkampfveranstaltung auf dem Zytplatz, wo unter anderem der Schweizer Parteipräsident Albert Rösti einen Auftritt hatte. Am Abend fand man sich dann im engeren Kreis zum Bankett im Restaurant Airport ein.

Gründungsversammlung im Parktheater

Heinz Müller, ehemaliger Kantonalpräsident der SVP und langjähriger Kantons- und Gemeinderat, erinnert sich. «Als die Kantonalpartei in den 90er-Jahren Erfolge verbuchen konnte, lautete die Devise, möglichst schnell auch Orts- und Stadtparteien zu gründen.» Am 2. Dezember 1999 war es dann so weit. Laut Protokoll des Gründungsaktes versammelten sich rund 40 Stimmberechtigte im Jurasaal des Parktheaters. Als Tagespräsident amtete Kurt Küng (Feldbrunnen), der damalige Kantonalpräsident. Einstimmig wurde folgender Vorstand gewählt: Marcel Boder (Präsident), Hanspeter Wälti (Kassier), Bruno Blum (Sekretär) und Andreas Tschuy (erster Beisitzer). Er sei zwar bei der Gründung dabei gewesen, erinnert sich Müller, sei aber erst etwas später Vorstandsmitglied geworden.

Stets den Finger auf den Finanzen

Welche Themen hat die SVP Grenchen damals beackert? Müller: «Ein wichtiges Thema waren damals wie heute die städtischen Finanzen. Wir haben immer wieder betont, welche Ausgaben unserer Meinung nach nur das städtische Budget aufblasen und keine Staatsaufgaben sind.» Als Stadt mit immer grösser werdender ausländischer Bevölkerung habe man als Erste auch die damit verbundenen Probleme thematisiert.

In der Tat forderte Gründungspräsident Marcel Boder in seinem Referat «eine harte Linie gegen Kriminalität sowie die härtere Bestrafung und schnellstmögliche Ausschaffung krimineller Ausländer und ähnliche Massnahmen».

Legendäre Wortgefechte mit Boris Banga

Aus den 20 Jahren SVP-Präsenz in Grenchen sind auch die heftigen Wortgefechte in Erinnerung geblieben, welche sich Müller mit dem damaligen Stadtpräsidenten Boris Banga lieferte. «Zur Profilierung der Partei haben diese eher genützt», zieht Müller Bilanz. Oft seien dies aber auch Schaukämpfe gewesen, räumt er ein. «Denn bei Abwesenheit der Medien sind wir recht gut miteinander ausgekommen.» Selbstkritisch meint Müller heute, dass die bisweilen aus dem Ruder laufenden Scharmützel dem städtischen Image nicht nur zuträglich waren.

Gut für die Partei – schlecht fürs Gesamtimage: ist das nicht auch mit dem Wurmapfel-Plakat so? Heinz Müller meint, dass die SVP mit der Wahl des Sujets nur sich selber treu geblieben sei. «Wir haben schon immer plakativ politisiert, denn so schafft man sich nun mal Gehör. Wenn die anderen jetzt die Nazikeule schwingen, zeigt dies nur, dass sie keine Argumente haben.»

Boder: «Stolz auf das Erreichte»

«Ich bin stolz auf diese 20 Jahre», meint der damalige Gründungspräsident Marcel Boder (68) heute. Er hat die Partei mit einem Unterbruch insgesamt 12 Jahre präsidiert und war seit 1993 auch 16 Jahre lang Gemeinderat. Als die SVP Grenchen gegründet wurde, war Boder auch Kantonsrat. Er sass bis 1998 zusammen mit dem inzwischen verstorbenen Rudolf Rüegg für die Autopartei im Kantonsparlament. «In jenem Jahr sind wir dann in die junge SVP-Kantonalpartei übergetreten, ein Jahr später wurde bereits die Stadtpartei gegründet», erinnert sich Boder. Am Anfang hat die SVP also auch im Grenchner Gemeinderat die beiden Sitze der Autopartei bzw. Freiheitspartei geerbt. 2005 kam für die SVP ein dritter Sitz dazu und im Jahr 2017 ein vierter. Zurzeit sind vier Personen für die SVP im Gemeinderat: Ivo von Büren (Fraktionschef), Richard Aschberger (auch Kantonsrat), Fabian Affolter und Parteipräsident Marc Willemin.

«Die Themen haben sich nicht geändert»

Laut Willemin sind die Schwerpunktthemen der SVP dieselben geblieben. Die Partei setze sich nach wie vor für eine gesunde Finanzpolitik, eine vernünftige Verkehrspolitik und gegen die Überfremdung ein. Denn es sei augenfällig, dass jene Länder Europas ein Problem mit rechtsextremistischen Strömungen bekommen, welche die Schleusen der Zuwanderung geöffnet hätten. Reduktion der Zuwanderung aus fremden Kulturen sei der Schlüssel zur Eindämmung von braunem Gedankengut, meint Willemin.

Das Würmli-Plakat der SVP möchte er am liebsten nicht kommentieren. Dass da Nazi-Gedankengut verbreitet werde, glaubt er aber nicht. Es gehe darum, aufzuzeigen, dass die Ideen anderer Parteien wie das Akzeptieren fremder Richter schädlich seien für das Land.