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Wie sich das Gewerbe die mia wünscht

Die unterschiedlichen Anforderungen, die die mia erfüllen sollte, machen es für die Organisatoren nicht einfach.

Andreas Toggweiler
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Mia-Gelände 2013. Damals organisierte Caroline Möri die Messe zum letzten Mal. Oliver Menge

Mia-Gelände 2013. Damals organisierte Caroline Möri die Messe zum letzten Mal. Oliver Menge

Oliver Menge

Seit letztem Dezember ist offiziell klar, dass 2017 keine mia stattfindet. Hinter den Kulissen entwickelt hingegen ein dreiköpfiges OK aus regionalen Unternehmern ein Konzept für eine mia 2018 (vgl Kasten rechts). Inzwischen fragen wir bei Unternehmen in Grenchen einmal nach, ob und wie sie sich eine künftige Teilnahme an der mia vorstellen können und was ihnen dabei wichtig ist.

Dabei zeigt sich, dass die Bedürfnisse nur schon innerhalb des Grenchner Gewerbes sehr unterschiedlich sind: bezüglich Dauer der Messe, des Einbezugs der Lokalität Velodrome oder der maximalen Standgebühren. Richtig einig ist man sich aber bei einem Punkt: Die mia 2018 darf auf keinen Fall wieder Eintritt verlangen. Die Eintrittspreise werden bei den befragten Gewerbevertretern denn auch oft als Hauptgrund für das Scheitern der letzten mia angesehen.

«Eher nicht im Velodrome»

«Wir sind bereit, wieder mitzumachen, wenn die Besucherfrequenz stimmt», meint Back-Caffee-Chef Jürg Jaeggi. Und diese sei mit Eintrittspreisen nicht gewährleistet, meint er. «Seine» mia sollte auch wieder länger dauern und sollte eher nicht im Velodrome stattfinden. «Die Messe-Atmosphäre in Zelten ist einfach besser», glaubt Jäggi. Und bei einer längeren Messe würden sich die Kosten für Standaufbau und zusätzliches Personal eher lohnen. Auch bei der Werbung könne die mia noch mehr als einen Zacken zulegen, insbesondere über Grenchen hinaus. Und last but not least gehöre der Lunapark dazu. «Mir ist lieber eine kleine, dafür sauber und gut organisierte Messe als ein grosser Event, bei dem nichts klappt», fasst der Bäckerei- und Gastro-Unternehmer zusammen.

Auch Schausteller Willi Marti (Biberist) sieht im Velodrome als Durchführungsort eher eine Hypothek als ein Asset. Eine «mia im alten Stil» würde er bevorzugen, denn das Velodrome sei «sehr teuer und bietet nicht die gleiche Atmosphäre wie ein Festzelt». Eine neuntägige mia wäre für Marti ideal. «Bei einem Neustart sollte man zunächst für zwei bis drei Jahre auf sehr günstige Standpreise setzen, damit die Leute überhaupt kommen.» Bei Eintrittspreisen bestünde dafür aber «null Chance» – «nicht einmal die Heso würde so funktionieren, denn die Leute wollen mehrmals an die Messe.»

Dreierteam an der Arbeit

Noch immer hält sich das OK, das die mia 2018 neu aufgleisen will, bedeckt. «Wir wollen nicht an die Öffentlichkeit treten, bevor wir uns mit der Stadt über die Rahmenbedingungen geeinigt haben», lässt sich ein potenzieller Organisator immerhin entlocken, und bestätigt so indirekt die Verhandlungen mit der Stadt. Diese sagt zwar, sie habe mit der Organisation der mia nichts mehr zu tun.

Da muss das OK-Mitglied nur lachen: «Meinen Sie, wir organisieren einfach ins Blaue hinaus, ohne verbindliche Zusicherungen der Stadt in verschiedenen wichtigen Fragen zu erhalten?» Damit meint er vorab die Parkplätze. Verhandlungsgegenstand könnten auch noch weitere Bereiche sein wie Termine, Sicherheitsfragen oder ein möglicher Einfluss der Stadt auf die Tarifgestaltung des Velodromes (sie sitzt im Velodrome-Stiftungsrat).

Auch ist die Stadt Eigentümerin des Messenamens mia. Ob im Januar noch die Öffentlichkeit informiert werden könne, sei höchst unsicher, sagt das OK-Mitglied. Wahrscheinlicher sei sogar erst nach den Skiferien. (at.)

Messe muss zahlbar sein

«Es geht an einer solchen Messe primär ums Amüsement und das Sehen und Gesehenwerden. Diesbezüglich haben sich die Zeiten schon etwas geändert», meint auch Drogist Markus Arnold, seines Zeichens Vizepräsident des Grenchner Gewerbeverbandes. «Ob mit Velodrome oder nicht, ist eigentlich einerlei, die Messe muss einfach zahlbar sein», meint Arnold.

Und wenn eine Grega für die halbe Dauer dieselben Preise verlange, dann stimme etwas nicht mehr. Für sein Geschäft würde eine kürzere Messe «höchstens fünf Tage» besser passen. Denn schliesslich gelte es daneben ebenfalls das Geschäft in der Stadt zu führen, was bei einer längeren Messepräsenz kaum möglich wäre. «Gut anstehen würde auch einer künftigen mia eine attraktive Sonderschau», schiebt Arnold nach.

Gebühren senken

Einer, der bisher noch nie an der mia war, ist der Grenchner Eisenwaren- und Werkzeughändler Alain Schwab. Er könne sich eine künftige Teilnahme durchaus vorstellen, lässt Schwab aber durchblicken. «Dazu müssten aber die Standgebühren massiv sinken.» Konkret etwa auf die Hälfte des bisherigen Betrages von 200 Fr./m2.

«Dafür würden wir vorschlagen, dass alle Aussteller mit einer Person 1 bis 2 Tage mithelfen, die Messe aufzubauen und abzubauen. Damit die allgemeinen Kosten sinken.» Diese Teamarbeit stärke auch das Miteinander an der Messe allgemein.

Er habe letztes Jahr kleinere und kürzere Messen besucht, so in Bettlach oder in Büren. Aber Messepräsenz sei heutzutage auch zunehmend eine Kostenfrage. Bei günstigeren Standpreisen würden mehr Grenchner Gewerbebetriebe mitmachen, glaubt Schwab.

«Das ist wichtig für die mia, ebenso wie der Gratiseintritt.» Auch er würde eine kürzere mia bevorzugen, möglichst nicht über zwei Wochenenden. «Das wäre sonst für uns personalmässig nicht machbar.»

Ausstellung mehr nach Themen gliedern

Ziemlich viel Messeerfahrung hat Ruedi Spielmann. Der ehemalige GVG-Präsident und Gartendesign-Unternehmer nimmt mit seiner Firma sowohl selber an grossen Messen teil, war aber auch erfolgreicher OK-Chef der «Gwärbi» in Bettlach. Seine Tipps für eine künftige mia haben Gewicht: Spielmann würde eine etwa einwöchige mia wie bis anhin unter Einbezug des Velodromes durchführen, aber erst um 15 Uhr öffnen. «Vorher ist die Besucherfrequenz zu gering.» Die Standgebühren beurteilt er heute als «nicht übermässig». Gratiseintritt sei Pflicht, die Jahreszeit Mai gut gewählt.

«Die mia braucht aber unbedingt einen breiteren Branchenmix», ist Spielmann überzeugt. Heute dominieren Gastrobetriebe, Wein- und Möbelhändler die Szene. «Die Ausstellung könnte nach Branchen und Themen gegliedert werden mit sich ergänzenden Anbietern zu Verkehr und Mobilität, Handwerk und Dienstleistungen, Mode/Schmuck, Schönheit sowie Gesundheit und Wellness.

«Attraktivität durch Vielfalt» müsse das Motto heissen. Damit lasse sich auch vermeiden, dass einzelne Stände in ihrem Umfeld verloren gehen, weil sie ganz einfach nicht hinpassen. Wichtig seien auch hochwertige Sonderschauen zu aktuellen Themen («rechtzeitig buchen!») oder auch Publikumsmagnete wie die Vorausscheidung eines Berufswettbewerbs, schlägt Spielmann vor. (at.)