Heute wird am Clean-up Day die Stadt sauber gemacht. Verschiedene Gruppen wie die Stiftung Schmelzi, die Pfadfinder oder der Elternrat Kastels beteiligen sich an dieser Aufräumaktion.
Auf meinen Läufen entlang der Aare hatte ich diesen Sommer oft das Gefühl, ein Clean-up Day würde hier nicht reichen. Die schönsten Ecken zum Verweilen oder die Umgebung der beliebten Feuerstellen sahen an Wochenenden aus, als handle es sich hier um ein Stadtrandquartier Neapels nach einem mehrwöchigen Streik der Müllabfuhr. Schade für die schöne Witischutzzone. Hoffentlich erreicht man mit dem heutigen Clean-up Day auch diejenigen, die im Sommer gedankenlos ihren Abfall in der Natur liegen liessen. Es würde mich nicht überraschen, wenn wir in ein paar Jahren wegen des Fehlverhaltens Einzelner für einen Picknickplatz an der Aare eine «Standgebühr» bezahlen müssen. Je nach Budget inkl. Abfallbeseitigung ...
Mein Mit-Stadtbummler Dagobert Cahannes schrieb kürzlich über die im nächsten Jahr bevorstehenden Kantons- und Gemeinderatswahlen. Dieser Artikel erinnerte mich an den früheren Schuldirektor Teddy Buser, der vor 30 Jahren in der lokalen Presse je zehn Mitglieder der FDP und der SP als mögliche Nachfolger des Stadtammanns Eduard Rothen vorstellte. Und tatsächlich, allein bei der SP traten fünf Bewerber zur internen Ausmarchung an. Als Sieger konnte sich an dieser denkwürdigen Versammlung im Zwingli-Saal der spätere Nationalrat Boris Banga feiern lassen. Die Verlierer stellten sich gemeinsam hinter dem zugezogenen Baselbieter Stadtjuristen, obwohl sie sich dieses Amt ohne weiteres auch zugetraut hätten. Doch «ellbögele» war verpönt. Deshalb unterstützen auch die unterlegenen Kandidaten den neuen Stadtammankandidaten Boris Banga im Wahlkampf.
Für die Freisinnigen war «ellbögele» ebenfalls ein Fremdwort. Nur so kann man sich erklären, dass sie zum ersten Wahlgang die in Grenchen bekannten Persönlichkeiten Hans Graf und den kürzlich verstorbenen Hans Loepfe nominierten. Beide verzichteten auf das «Ellbögele» und traten als Zweier-Ticket zur Wahl an. Damit verspielten die Freisinnigen die Chance, im ersten Wahlgang ihren Kandidaten durchzubringen.
Was ist heute anders? Der Stadtammann wurde inzwischen durch die Bezeichnung Stadtpräsident ersetzt. Weiter hätte man heute Mühe, zwanzig mögliche Kandidaten für das Amt des Stadtpräsidiums zu nennen. Dies ist nicht nur ein Problem der Uhrenstadt. Denn wenigstens in diesem Punkt sind sich Solothurn und Grenchen sehr ähnlich.
Auf das «Ellbögele» verzichteten die Grenchner auch bei den Entscheiden, Institutionen wie das Spital oder das Bundesamt für Wohnungswesen zu schliessen. Offenbar prägt die Uhrenindustrie unser Verhalten, wo Feinmotorik und Gefühl verlangt wird und Dreinschlagen nicht vorgesehen ist. Möglicherweise sind wir einfach zu anständig.
Doch heute ist «ellbögele» kein Problem mehr. Nachdem coronabedingt Händeschütteln und Küsschen austauschen verpönt ist, beobachte ich gerade in Grenchen, dass sich immer mehr Menschen mit dem Ellbogen begrüssen. «Ellbögele» hat eine neue Bedeutung erhalten und wird jetzt auch von den sensiblen Grenchnern und Grenchnerinnen angenommen.