Grenchen entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten nicht nur stark nach aussen, sondern erfuhr auch im Innern viele Veränderungen. Dies zeigt der Vergleich einer historischen Aufnahme mit der heutigen Situation im südlichen Teil der Stadt.
Ein Blick auf zwei Luftbilder, das historische stammt wohl aus der Zeit zwischen den Weltkriegen, das andere ist aktuell, zeigt folgendes Bild: Von unten läuft die Archstrasse ins Bild, die dann beim schönen Eckhaus (das auf beiden Fotos zu sehen ist) nach links in die Schlachthausstrasse abbiegt.
Gut zu erkennen ist die Bahnunterführung sowie die leicht gebogene Banhofstrasse, an der das 1907 erbaute Hotel de Ville liegt. Als Fixpunkte zur Orientierung eignen sich auch die römisch-katholische Kirche St. Eusebius in der oberen linken und die evangelisch-reformierte Zwinglikirche in der oberen rechten Bildhälfte.
Verdichtung ist im Gang
Die Stadt Grenchen wuchs in den letzten Jahrzehnten sehr über ihre einstigen Ränder hinaus an in das flache Gebiet der Witi (siehe Ausgabe vom 15. Juli 2015, auch online verfügbar). Unser heutiger Vergleich von einst und jetzt zeigt, dass die jetzt von der Raumplanung stark geforderte Verdichtung nach innen in Grenchen längst stattfand. Beispiele sind die Wohnblocks an der Buchegg- und Florastrasse westlich der Staadstrasse (also unten links) sowie die weissen grossen Mehrfamilienhäuser der Freimatt (ca. 1990) in der rechten Bildhälfte.
Auch der Hallgarten im Stil der 1950er- Jahre bei der Bahnüberführung, die «Mazzini-Blöcke» oberhalb des Bahnhofs sowie das gelbe Mehrfamilienhaus an der Güterstrasse sind weitere Beispiele. Ebenso findet sich die Verdichtung nach innen im Garten der ehemaligen Villa Schild links der Bahnhofstrasse.
Gut über die Zeit retteten sich rund zehn stattliche Mehrfamilienhäuser an der Archstrasse und an der Niklaus Wengi-Strasse am unteren Bildrand. In ihre Mitte «nistete» sich ein Fabrikgebäude ein, in dem heute die Hochleistungs-Fahrräder aus Karbon der Marke BMC hergestellt werden.
Das Areal der SWG ist auf den beiden Fotos gut ablesbar an den einstigen Gaskesseln und am heutigen Neubau von Verwaltung und Technik. Knapp zu erkennen ist unten rechts der Sportplatz Riedern, der auf dem historischen Bild noch Landwirtschaftsland war.
Strassen nicht geteert
Das historische Foto ist leider undatiert. Die Strassen machen einen unasphaltierten Eindruck und der Bahnhof Süd existierte noch nicht in seiner heutigen Form. Zu sehen ist der unlängst abgerissene Güterschuppen sowie das heute noch vorhandene schöne Haus der einstigen Landi an der Verzweigung Bachstrasse/Güterstrasse. Die Achse in der Bildmitte wird auf dem aktuellen Foto von Nord nach Süd dominiert durch die ETA SA, das Hochhaus City, das Coop City und die Migros mit seinem auffälligen weissen Dach. Links der Migros ist das Kunsthaus Grenchen zu sehen mit seinem modernen Ergänzungsbau.
«Ist das Mittelland bald überbevölkert?» Unter diesem Titel referiert der Autor dieses Beitrags, Kantonsrat Peter Brotschi vor der «Akademie de Generationen» in Solothurn über die Zersiedelung aus Sicht des Piloten. Der Referent wird historische Bilder der Schweizer Luftwaffe aus der ganzen Schweiz mit der heutigen Situation vergleichen und auch aufzeigen, wie das Verhalten in Freizeit und Konsum die Zersiedelung des Mittellands und der Talschaften fördert. Der Vortrag findet am 27. Oktober um 19 Uhr im Naturmuseum Solothurn statt. mgt
Auf dem alten Bild ist es noch die Villa Girard in einem Park mit dichter Vegetation. Auf der südlichen Seite der Bahnlinie sind auf dem ehemaligen Gelände der Uhrenfabrik Rodania die heutigen Gebäude der Rodania Stiftung für Schwerbehinderte zu sehen. Auf der historischen Aufnahme entdeckt man an gleicher Stelle einen Fussballplatz: Die abgewetzten Stellen ohne Gras vor der Toren sind klar auszumachen.
Bauerhäuser im Zentrum
Unzählige Gebäude sind verschwunden, die auf der alten Aufnahme noch zu sehen sind. So gab es damals noch etliche Bauernbetriebe in der Stadtmitte. Am Standort des heutigen Lidl-Ladens (Flachdach obere Bildhälfte, leicht rechts) stand beispielsweise der grosse Gutsbetrieb Rüfenacht, der am 9. Mai 1961 einem spektakulären Grossbrand zum Opfer fiel. Ebenso ist die vielbetrauerte alte Post noch zu sehen und das kleine Fabrikgebäude mit der zinnenförmigen Dachform an der Güterstrasse, indem die Firma Farner Flugzeugbau ihren Anfang genommen hat und das im November 2013 ein Raub des Zahnbaggers wurde.