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Seit Ende August gibt es im Kultur-Historischen Museum eine Ausstellung zu den Uhrenkrisen im 20. Jahrhundert. Wir schauen in einer Serie zurück auf die Krise der 1970er-Jahre. Teil 6: Nicht nur die Sprachregelung half mit, die Situation erträglicher zu machen.
Am 26. Oktober 1975 wurde Stadtammann Eduard Rothen mit 28 901 Stimmen im Kanton als Nationalrat wiedergewählt. Das war für Grenchen ein grosser Glücksfall. Eine Sprachregelung der damaligen Zeit war es, dass man nie von «Krisen» sprach – offiziell herrschte eine «Rezession».
Am Ende des Jahres 1975 zählte Grenchen noch 19 365 Einwohner, bereits 738 weniger als im Vorjahr. Auch die Zahl der in Grenchen wohnenden Ausländer ging zurück und betrug noch 3394, total 467 weniger als im Vorjahr.
Im Verwaltungsbericht für das Jahr 1976 wurde festgehalten: «Die Wohnbevölkerung unserer Stadt hat im Berichtsjahr weiterhin stark abgenommen. Die Verschärfung der Rezession bewirkte besonders bei den Ausländern eine massive Abwanderung.» Man zählte in Grenchen am Ende des Jahres noch 18 543 Einwohner. Die Rezession zeigte unübersehbar starke Folgen.
In jener Zeit war es wichtig, dass an der Spitze der Gemeinde eine Persönlichkeit stand, die in der Lage war, die Stadt im Kanton und in der Eidgenossenschaft optimal zu vertreten. In Grenchen tat dies in vorbildlicher und schnörkelloser Art Stadtammann Eduard Rothen.
Eduard Rothen wurde am 17. November 1925 in Rüttenen geboren. Als Ingenieur HTL und ehemaliger Kantonaler Fabrikinspektor besass er alle fachlichen Voraussetzungen, um sowohl Ursachen als auch die Auswirkungen der «Rezession» klar zu erkennen. Er besass die grosse Gabe, dass er mit allen wichtigen Akteuren reden konnte und seine Dossiers ausgezeichnet und detailgetreu kannte. In seiner Umgebung duldete er keine Ungenauigkeiten, keine Halbheiten. Eduard Rothen war Sozialdemokrat aus tiefster Überzeugung und fand gerade aus diesem Grund den Zugang zu allen Kreisen.
In jener Zeit wurden immer wieder Stimmen laut, die an die Krisenzeit der dreissiger Jahre erinnerten und die immer wieder vor einer Überhitzung der Wirtschaft warnten. In Grenchen galt die einseitige wirtschaftliche Ausrichtung auf die Uhrenindustrie als gefährlich. Man sprach von «Diversifikation» und spielte unter anderem sogar mit dem Gedanken, in Staad ein thermisches Kraftwerk zu bauen.
Während dies und jenes gedacht und diskutiert wurde, bereitete Stadtammann Rothen entscheidende Neuheiten vor: Unter seiner Leitung wurden die Grundlagen für eine positive Stadtentwicklung aufgegleist. So wurde die Stadtplanung eingeführt, die Kläranlage wurde erstellt, das Kunsthaus und die Stiftung «Museum Grenchen» wurden Tatsache, und auch die Gemeinschafts-TV Antenne wurde verwirklicht. Dazu kamen der Bau des Haldenschulhauses, die Gründung und das «Grenchner Jahrbuch» und vieles andere mehr.
Besonders wichtig aber war, dass der Stadtammann von den Stimmbürgern der GRK einen 10-Millionen-Globalkredit zur Beschaffung von Landreserven geben liess. Dieser Kredit wird bis auf die heutigen Tage immer wieder erneuert. Dank der so erworbenen Grundstücke konnten verschiedene interessante Betriebe angesiedelt werden.
Eduard Rothen hatte eine gute Art. Es war ihm zu verdanken, dass immer wieder Bundesräte und wichtige Entscheidungsträger wie der ehemalige Direktor des Bundesamtes für Industrie, Gewerbe und Arbeit Nationalrat Jean-Pierre Bonny Grenchen besuchten. Das Resultat von Eduard Rothens Bemühungen war neben anderem, dass Grenchen ein Bundesamt erhielt – das Bundesamt für Wohnungswesen.
Das war in jenen schwierigen Zeiten ein ganz besonderer Glücksfall. Ein Glücksfall, der kein Zufall war, sondern der Anfang eines neuen Aufschwungs. Mit den «Grenchner Wohntagen» wurde eine neue und stabile Tradition geschaffen. Eine, die Grenchen braucht. Eduard Rothen diente in vorbildlicher Art dem Gemeinwohl, dem Wohlergehen aller. Sein Beispiel könnte uns auch heute helfen.
Die Ausstellung im Kultur-Historischen Museum Grenchen mit dem Titel «Unruhige Zeiten – die Krisen in der Uhrenindustrie der Region Grenchen im 20. Jahrhundert» wird am 31. August 2017 eröffnet und dauert bis zum 13. Mai 2018. Im Rahmen der Ausstellung finden zahlreiche Veranstaltungen statt.. Die nächste öffentliche Führung ist am 22. Oktober um 15 Uhr.
Die Ausstellung im Kultur-Historischen Museum Grenchen mit dem Titel «Unruhige Zeiten – die Krisen in der Uhrenindustrie der Region Grenchen im 20. Jahrhundert» wird am 31. August 2017 eröffnet und dauert bis zum 13. Mai 2018. Im Rahmen der Ausstellung finden zahlreiche Veranstaltungen statt.. Die nächste öffentliche Führung ist am 22. Oktober um 15 Uhr.