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Am 8. März ist das Grenchner Stimmvolk aufgefordert, über einen Kredit von 3,59 Millionen Franken für die Umsetzung der baulichen Massnahmen im Rahmen der Sek-I-Reform abzustimmen. Wir sagen, wie der Umbau aussieht und weshalb er nötig ist.
Der Kanton verlangt, dass im Rahmen der beschlossenen Sek-I-Reform alle Abteilungen (Sek K, B, E und P) und alle drei Jahrgänge, also 7., 8. und 9. Schuljahr, an einem einzigen Standort unterrichtet werden. Grenchen geht nun diesen letzten Schritt zur Umsetzung der vom Kanton beschlossenen Reform der Sekundarstufe, Grenchen ist einer der sechs Standorte im Kanton (siehe separaten Artikel).
Bereits 2008 wurde mit den Projektarbeiten begonnen und aus drei Varianten wurde schliesslich die nun vorliegende ausgewählt: Die Zentralisierung soll in den Schulhäusern II, III und IV vorgenommen werden, so beschlossen vom Gemeinderat im Juni 2009.
In praktisch allen Kantonen der Deutschschweiz erfolgt der Übertritt aus der Primarschule in die Sekundarstufe nach sechs Schuljahren. Das soll künftig auch für Solothurn gelten. Die Sekundarstufe wird gleichzeitig vereinfacht: Die Zahl der Abteilungen wird von sechs (Kleinklasse, Oberschule, Sekundarschule, Bezirksschule und Progymnasium) auf vier reduziert. Unter dem Oberbegriff Sekundarschule werden die vier Abteilungen neu Sek K (Kleinklasse), Sek B (Basis), Sek E (Erweitert) und Sek P (Progymnasium) genannt. Das bedeutet auch eine einheitliche Vorbereitung auf das Gymnasium: Progymnasien (Sek P) werden künftig an den beiden Kantonsschulen Solothurn und Olten sowie an den Sekundarschulen angeboten. Der Lehrplan und der Stundenplan sind an allen Standorten identisch. Das bedeutet: Die Gymnasien erhalten Schülerinnen und Schüler mit derselben Vorbildung. Die Energie und der Aufwand, alle auf denselben Stand zu bringen, entfallen. Das Untergymnasium wird Teil der Sek P.
Die Vorbereitung auf eine berufliche Ausbildung wird ebenfalls verbessert, denn rund 80% aller Schulabgänger streben eine solche an. Ein neues Schulfach «Berufsfindung» ermöglicht einen besseren Zugang zur Arbeitswelt. Im 9. Schuljahr wird explizit die Berufsreife gefördert und ein neues Schul-Abschlusszertifikat gibt Auskunft über Wissensstand und Entwicklungsmöglichkeiten. Eine passende Berufsausbildung kann so besser gefunden werden.
Um das Ganze möglichst gut umzusetzen, werden Schulzentren geschaffen. Schulzentren ermöglichen einerseits die Durchlässigkeit unter den Abteilungen, andererseits ein breit gefächertes Bildungsangebot und Synergien zur Qualitätssteigerung und Kostenoptimierung. Die 4 Abteilungen mit allen drei Jahrgängen werden unter einem Dach zusammengeschlossen. (om)
Die Gebäude erfüllen aber die Anforderungen nicht, die man an ein Oberstufenzentrum stellt: Die Infrastruktur ist teils auf die Bedürfnisse von Erst- und Zweitklässlern ausgerichtet – insbesondere in den Schulhäusern II und IV –, teils veraltet oder sanierungsbedürftig. Grundsätzlich müssen in den drei Schulhäusern Defizite bei den Spezialräumen für die Naturwissenschaften, fürs Werken und für EDV behoben werden und die Infrastruktur auf die Bedürfnisse der Oberstufe angepasst werden, was sowohl die Instandsetzung der gravierendsten baulichen Mängel als auch die Bereitstellung der Mittel für einen zeitgemässen Unterricht beinhaltet.
«Es geht hier in erster Linie um die Bildung der Kinder, nicht um eine bauliche Sanierung der Gebäude», betont Jürg Vifian, stellvertretender Stadtbaumeister. Die geplanten Sanierungs- und Umbauarbeiten würden nur das für Schulzwecke Notwendige beinhalten. «Es gibt keine zusätzlichen energetischen Massnahmen, wie Gebäude-Isolationen oder Arbeiten an den Fassaden.» Die einzigen Sanierungen im Aussenbereich beträfen den Ersatz defekter Lamellenstoren, ansonsten werde an den Gebäudehüllen nichts gemacht.
«Die grössten Kostentreiber sind die Elektroinstallationen», erklärt Stadtbaumeister Daniel Gäumann. Beispielsweise müssen im Schulhaus III die alten Elektro-Tableaus, die noch mit Schmelzsicherungen versehen sind, sowie die gesamten Elektroinstallationen komplett ersetzt werden. Sämtliche Lampen im Treppenhaus werden erneuert und durch moderne LED-Lampen ersetzt. Auch im Schulhaus II müssen die Elektroinstallationen teilweise ersetzt werden. «Die Richtofferte des Elektroplaners umfasst alleine einen ganzen Bundesordner», sagt Vifian.
Das Schulhaus III weist den grössten Renovationsbedarf der drei Schulhäuser auf. Vorgesehen sind Umbauten zur Einrichtung zusätzlicher Spezialräume, Labors und Zeichnen. Klassenzimmer werden renoviert, alte Podeste, wie man sie noch aus früherer Zeit kannte, werden herausgerissen. Die Toiletten müssen zum Teil saniert werden und die bestehenden Türen werden durch Brandschutztüren ersetzt – wobei die alten Türblätter wieder auf den neuen Türen aufgeklebt werden sollen, um den Charakter des Gebäudes zu erhalten, erklärt Vifian.
Im Schulhaus II müssen die sanitären Anlagen angepasst werden. Konkret: Die Pissoirs für die Erstklässler sind auf einer entsprechend niedrigen Höhe befestigt, das geht für Oberstüfeler natürlich nicht. Treppenhaus und Garderoben werden ebenfalls renoviert und im Untergeschoss wird der ehemalige Werkraum zu einem Mehrzweckraum umgebaut. Im Schulhaus IV schliesslich wird ein EDV-Raum eingerichtet, die Werkräume werden umgebaut und die Einrichtung ergänzt.
Die Uhren- und Pausenglockenanlagen in allen Schulhäusern werden ebenfalls erneuert und an die Anforderungen an ein modernes Alarmierungssystems mit Durchsagemöglichkeit angepasst. Ebenso werden alle drei Schulhäuser neu EDV-vernetzt.
Ein Diskussionspunkt im Gemeinderat waren die sogenannten interaktiven Wandtafeln. Die bisherigen Wandtafeln, auf die mit Kreide geschrieben wurde und die zum Teil nicht einmal verschoben oder umgeklappt werden können, sollen durch die modernen Tafeln ersetzt werden. Mit interaktiven Wandtafeln können Bilder und Texte direkt aus Kameras oder übers WLAN erfasst werden, mit Kommentaren versehen, Anmerkungen eingefügt und als Word-Dokument, PowerPoint-Präsentation oder PDF gespeichert werden. So ist effizientes und den heutigen und zukünftigen Ansprüchen gerechtes Arbeiten sowohl für die Lehrer als auch für die Schüler möglich. «Wir müssen den Schülerinnen und Schülern eine zeitgemässe Infrastruktur bieten», sagt Vifian.
«Die grösste Knacknuss wird sein, während der Umsetzung aller Massnahmen bis Ende Schuljahr 2016/2017 den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten», sagt Gäumann. Das funktioniere nur in enger Zusammenarbeit mit der Schulleitung und der Lehrerschaft. Geplant ist, das Schulhaus I für vier Klassen als Puffer zu verwenden. Das Schulhaus II wird bereits in diesem Sommer geleert und saniert und kann dann für die gesamte restliche Bauzeit als Puffer verwendet werden. Klassen aus dem Schulhaus III werden hierhin ausgelagert, damit man dort mit den Arbeiten beginnen kann.
3,59 Millionen sind für Grenchen ein happiger Betrag, könnte man meinen. In Anbetracht der Tatsache, dass man für 30 Klassen ein zeitgemässes und modernes Unterrichtsumfeld schaffe, dies notabene in Gebäuden, die zum Teil unter Heimatschutz stünden und in denen schon lange Sanierungsbedarf bestehe, sei das gut investiertes Geld, sagt der Stadtbaumeister. «Ein Neubau für 30 Klassen mit den erforderlichen Labors und Spezialräumen würde etwa 30 Millionen kosten.»