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Ein neues Baugesuch für ein «Boarding House» an der Niklaus Wengi Strasse liegt auf.
In Grenchen fehlt ein modernes Hotel mit zugehöriger Tagungsinfrastruktur. Dieser Wunsch wurde in der Stadt in den vergangenen Jahren immer wieder laut. Bis vor zwei Jahren ein Investor auftauchte, der auf dem SWG-Gelände beim Bahnhof ein Grossprojekt plante.
Die Vorgeschichte des Investors - er beschäftigte mit seinen Bauprojekten und den daraus resultierenden Auseinandersetzungen mit Bauherren und Handwerkern wiederholt die «Beobachter»-Redaktion – und die eher ungewöhnliche Beschaffung des erforderlichen Eigenkapitals über eine Londoner Firma liess die SWG, bzw. die Stadt zögern, das Land beim Südbahnhof für das Projekt freizugeben. Das Baugesuch wurde schliesslich für ein Landstück an der Ecke Niklaus-Wengi-Strasse-Brühlstrasse eingereicht (wir berichteten).
Danach wurde es still um das Projekt und die Bauprofile verschwanden irgend einmal wieder, ohne dass etwas passierte. Bis vor einigen Wochen neue Profile an diesem Ort auftauchten und bald darauf auch ein Baugesuch «Neubau Hotel mit Erdsondenbohrungen» publiziert wurde.
Geplant ist laut Homepage der Investorenfirma Albego Real Estate AG (Schindellegi SZ) ein vierstöckiges Apartment-Hotel mit Restaurant, Bar, Seminarräumen und «Smokers Lounge» im Erdgeschoss und drei Hotelgeschosse mit 132 Apartments darüber. Auch in die Tiefe wird massiv gebaut, so ist eine zweigeschossige Tiefgarage vorgesehen mit 72 bzw. 68 Abstellplätzen. Davon soll eine Etage auch zur öffentlichen Benutzung sein.
Der Grundriss des Hotels auf dem Grundstück von 4283 Quadratmeter Grösse ist Atriumförmig. Die Pläne kommen von einem Architekturbüros aus St. Moritz. Sie sind noch bis 30. Januar (Einsprachefrist) auf der Bauverwaltung aufgelegt. Das Land gehört (zurzeit noch) Gemeinderat Ivo von Büren. Goran Zeindler, der CEO und Verwaltungsratspräsident der Albego Real Estate AG ist, versichert, man habe die Pläne gründlich überarbeitet. Ein Architektenwechsel sei nötig gewesen, da das letzte Büro verschiedene Dinge nicht beachtet habe. Dem Vernehmen nach wurden unter anderem zu wenig Parkplätze eingeplant. Laut Stadtbaumeister Aquil Briggen wurde das erste Gesuch nicht bewilligt, da es den geltenden Vorschriften nicht entsprochen habe.
Doch diesmal soll alles besser sein. Auch Stadtpräsident François Scheidegger zeigt sich vom neuen Projekt angetan. «Es ist genau das, was Grenchen braucht», meint Scheidegger. Insbesondere die Industrie habe wiederholt den Bedarf nach einem Kongresshotel angemeldet.
Zwar werden inzwischen in Grenchen allenthalben Business-Apartments oder Studios gebaut. So werden zurzeit auch die Wohnungen im Mehrfamilienhaus Ecke Centralstrasse/Bündengasse zu Einzimmerwohnungen umgebaut. Zusammen mit den Studios im einstigen «Tropical»-Gebäude werden somit dieses Jahr in Grenchen mehrere Dutzend solcher Wohnungen zusätzlich auf den Markt kommen. Das macht Goran Zeindler keine Sorgen, denn das Apartment-Hotel biete eben mehr als nur Wohnraum und allenfalls wöchentliche Reinigung. «Unsere Bewohner werden einen Rundum-Service geniessen können, vom Parkplatz übers Wohnen und die Verpflegung bis zu Freizeitaktivitäten», betont Zeindler.
Das Hotel, in dieser Form auch «Boarding House» genannt, richte sich in erster Linie an Business-Kunden. Mit der Uhrenindustrie gebe es bereits Vorverträge über eine künftige Grundauslastung, sagt Zeindler. Als Betreiberin sei die Firma Cosmos vorgesehen (wie schon im ersten Projekt). Der Bau werde von Albego Real Estate (bzw. Albego Totalbau AG) als Generalunternehmerin unter Einbezug von regionalen Firmen getätigt, versichert Zeindler.
Und wie kommt die Albego AG zum nötigen Geld? Zeindler bestätigt Kostenschätzungen in der Höhe von 40 Mio. Fr. Die Finanzierung erfolge mit regionalen Banken, betont er. Für das notwendige Eigenkapital kommt aber auch diesmal ein nicht alltägliches Instrument zum tragen. Mit der Emission einer so genannten Credit Linked Note, eines strukturierten Finanzproduktes, das von jedermann gezeichnet werden kann. Dieses weist jedoch auch spezifische Risiken auf.
Für Zeindler ist klar, dass die Finanzierung gesichert ist. Man verfüge über eine Bauversicherung und beabsichtige, im August mit dem Bau zu beginnen, sofern es keine Verzögerung durch Einsprachen gebe. Danach wird mit einer Bauzeit von zwei Jahren gerechnet.