Grenchen
Wer inzwischen alles im neuen Coworking Space anzutreffen ist

Im Mai 2017 wurde der Coworking Space im ehemaligen Büro- und Schaltergebäude der Credit Suisse am Grenchner Marktplatz eingeweiht. Inzwischen sind schon einige Start-up-Unternehmer dort anzutreffen.

Andreas Toggweiler
Drucken
Im ehemaligen CS-Gebäude ist ein Coworking Space eingerichtet.

Im ehemaligen CS-Gebäude ist ein Coworking Space eingerichtet.

Andreas Toggweiler

Seit rund drei Jahren stand das ehemalige Büro- und Schaltergebäude der Credit Suisse am Marktplatz leer. Karin Heimann, die neue Wirtschaftsförderin von Grenchen, realisierte zusammen mit der Credit Suisse als ehemalige Mieterin und Hauptsponsorin sogenannte Coworking Spaces. Dies mit dem Ziel, Start-up-Unternehmern zu günstigen Bedingungen Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen.

Immobilienbesitzerin ist die CS Pensionskasse, und die Gemeinschaftsantenne GAG ist für die Kommunikationsinfrastruktur (WLAN) verantwortlich. Mit an Bord ist auch das Gründerzentrum Kanton Solothurn. Zudem bietet die Credit Suisse den Jungunternehmern persönliche Finanzberatung an. Die Arbeitsplätze kosten alles inklusive 127 Franken im Monat und sind monatlich kündbar.

Lebhaftes Interesse

Erste Mieter sind schon kurz nach der Eröffnung eingezogen. Zwei Pop-up-Stores (provisorische Läden) findet man im Parterre. Eine Kinderkleiderbörse sowie das Angebot der beiden Bettlacher Gianfranco und Rebecca Caruso. Vor einem Jahr haben sie bereits in Gerlafingen ein Geschäft eröffnet, wo es massgeschneiderte Hochzeitsanzüge für Herren gibt nebst allgemeinen Dienstleistungen im Hochzeitssegment.

Nachdem das Geschäft in Gerlafingen gut laufe, sei der Standort in Grenchen ein Test, erklärt Caruso, der nach telefonischer Absprache in den Grenchner Showroom kommt, um Mass zu nehmen. Die Anzüge würden unter seinem Label in Italien gefertigt, erklärt er.

IT-Projekte und Mode

Aber auch im zweiten Stock tut sich einiges. Zwei Jugendliche aus der Region, die im Sommer ihre Banklehre erfolgreich abgeschlossen haben, tüfteln an ihrem IT-Projekt. Gleich daneben entstehen unter dem Label «FYL» («Fresh, Young, Luxury») Kleider für ein junges Publikum: Aaron Doukpo, Modedesigner aus Grenchen, möchte sein Hobby dereinst zum Beruf machen. Er entwirft und näht neben seiner Metallbauer-Lehre bei der Grenchner Firma Mecaplex seine eigenen Kleider-Kollektionen und ist deshalb primär nach Feierabend und am Wochenende an seinem Arbeitsplatz anzutreffen.

Der junge Modedesigner Aaron Doukpo entwirft im Coworking Space neuerdings seine Kollektionen.

Der junge Modedesigner Aaron Doukpo entwirft im Coworking Space neuerdings seine Kollektionen.

Andreas Toggweiler

Der junge Modedesigner, der nach seiner technischen Ausbildung noch die Schule für Gestaltung anhängen möchte, konnte seine Kreationen bereits im vergangenen November an der Modeschau des Gewerbeverbandes zeigen. «Jetzt arbeite ich an einer neuen Kollektion, die ich im kommenden Frühjahr an einer eigenen Schau vorstellen werde», kündigt der erst 18-jährige Doukpo an.

«Männerbüro» gut gestartet

Das Männerberatungs-Büro des Sozialarbeiters und (Musik-)Verlegers David Aebischer gehört ebenfalls zu den ersten Mietern im Coworking Space und hat laut ersten Berichten ein Bedürfnis getroffen. Aebischer berät Männer in schwierigen Lebenssituationen, insbesondere bei Scheidung und Sorgerechtsfragen.

Zuletzt ist laut Karin Heimann ein Mieter dazugekommen, der an Prozessinnovationen im Pflegebereich arbeitet, und auch der neue Grenchner Kulturverein «friss! Kultur», der neu für die Theatersaison im Parktheater verantwortlich ist, nutzt die Infrastruktur des Coworking Space. Zurzeit sind noch sechs Arbeitsplätze zu haben.

Vorbild für Vermieter

Die Initiantin Karin Heimann zeigt sich drei Monate nach Projektstart zufrieden mit dem Erreichten. «Natürlich konnten wir nicht erwarten, hier irgendwelche ETH-Spin-offs anzusiedeln, aber der Mietermix gefällt mir, insbesondere, dass auch Kreatives darunter ist.» Primäres Ziel sei, aufzuzeigen, dass man mit wenig Aufwand und viel gutem Willen der Sponsoren (d. h. Vermieter) wieder Leben in ein Gebäude in Grenchens Zentrum bringen könne.

Zudem meldeten sich auch immer wieder Grenchner mit Geschäftsideen, die keinen Arbeitsplatz, aber Beratung suchen: Diese werden an die geeignete Anlaufstelle, insbesondere an das Gründerzentrum des Kantons Solothurn vermittelt. «Manche wissen gar nicht, dass sie dort kostenlose Beratung für einen Unternehmensstart erhalten können.»

Stadt konkurriert niemanden

Allfällige Kritik, die Stadt konkurriere mit ihrem Angebot andere Immobilienunternehmer, weist Heimann klar zurück: «Die Stadt geht kein finanzielles Engagement ein und überweise die eingenommenen Mieten der Credit Suisse. Ohnehin handelt es sich um ein bis Juli 2018 befristetes Projekt. Wir möchten diese Zeit nutzen, um anderen Besitzern leerer Liegenschaften aufzuzeigen, was möglich ist.» Eine Verlängerung über Juli 2018 hinaus komme nicht infrage, da zu diesem Zeitpunkt der Mietvertrag der CS bei ihrer Pensionskasse auslaufe.

Was danach mit dem Gebäude geschieht, ist offen. Im ersten Stock befindet sich immer noch die Infrastruktur des einstigen Cafés Märet. Sie wird mangels Eignung für das Coworking-Space-Projekt nicht verwendet.

Interessierte melden sich bei der Wirtschaftsförderung der Stadt Grenchen (Telefon 032 655 66 19 oder wirtschaftsfoerderung@grenchen.ch).