Gut, besser, kreativ. In vielen hundert Stunden macht Thomas Fessler aus Scheunenfunden wieder flugtüchtige Segelflieger. Dabei investierte er je Oldtimer Tausend Stunden.
Dass dieses Holzgerippe bald einen Menschen durch die Lüfte trägt, scheint kaum plausibel. So filigran und zerbrechlich ist das Flügel-Skelett, das in Thomas Fesslers Schreinerei steht. Nur Leim hält die feinen Holzstäbchen zusammen, sie sind nur wenige Millimeter dick und knapp zwei Zentimeter breit. Mit einer Hand lässt sich das meterlange Holzskelett anheben. Trotzdem: Thomas Fessler hat keine Zweifel an der Tragfähigkeit und Flugtauglichkeit der Holzkonstruktion, die bald als Flügel seines restaurierten Segelflugzeuges zum Einsatz kommen wird.
Neun Oldtimer-Segelflugzeuge besitzt Thomas Fessler, Tausende Stunden hat er zusammen mit Freunden in die Restauration investiert. «Jeder Oldtimer hat seine Eigenheiten», erklärt er. Sie sind langsamer, sie können nicht so grosse Strecken zurücklegen und haben doch einen besonderen Reiz. Auf jeden Flugzeugtyp muss sich Fessler speziell umschulen, Fachliteratur wälzen und alte Bordbücher lesen, in denen Flugstunden, Höchstgeschwindigkeit und Besonderheiten im Betrieb notiert worden sind.
Tausende Stunden pro Oldtimer
Am Ende sind pro Segelflugzeug schnell einmal um die 2000 Stunden in die Restauration gesteckt. «Der ganze Aufwand ist so gross - es ist fast ausgeschlossen, dass er dann nicht fliegt», sagt Fessler. Das Erfolgserlebnis garantiert auch das Luftfahrtamt: Während der Restauration kontrolliert es die Arbeiten laufend. Seit er 16 ist, besitzt der Schreinermeister das Segelflugbrevet. Als Lehrling hat er in seinen Ferien Nebenjobs angenommen, um sich das Brevet leisten zu können.
Kein Glück mit der Olympiade
2003 hat er mit der Restauration seines ersten Segelflugzeuges begonnen. In einer Scheune im entlebuchischen Ebnet hat Fessler eine «Olympia-Meise» aufgespürt. Ein Jahr plante er für ihre Restauration, am Schluss waren es vier Jahre. Heute ist es das einzig flugtüchtige Modell in der Schweiz, nur zehn Olympia-Meisen wurden während des Zweiten Weltkriegs in der Schweiz gebaut. Ihre Geschichte ist speziell: 1938 erhob das Internationale Olympische Komitee Segelfliegen zur olympischen Disziplin. Für die Spiele in Helsinki 1940 wurde die Olympiameise als das Segelflugzeug ausgewählt, auf dem alle Piloten starten sollten. Doch dann kam der Zweite Weltkrieg und verunmöglichte die Spiele in Helsinki. Segelfliegen wurde nie mehr zur olympischen Disziplin. Nächstes Jahr wird zu den olympischen Spielen in London jedoch eine Gedenkveranstaltung durchgeführt, zu welcher die Besitzer alle weltweit noch flugtüchtigen Meisen eingeladen wurden. Auch Thomas Fessler wird nach England reisen.
«Das Schöne ist, dass Segelflugoldtimer preislich sehr günstig sind», sagt Fessler. Einzig der Arbeitsaufwand ist beträchtlich, doch diesen verbucht der Schreinermeister einfach als «Freude» am Hobby.» Auf dem Speicher seines Hauses wartet schon das nächste Projekt. Verstaubt steht unter Plastikplanen eine gelbe, aerodynamisch geformte Spalinger S 16 II, ein weiteres Unikat in der Schweiz.