Schopfbühne
Wenn sich der Brautvater den Hals verrenkt

Fulminante Leistung theaterbegeisterter Laien: «Und das am Hochzeitsmorgen», heisst die neue Produktion. Die rasante Komödie von Ray Cooney und John Chapman kam beim Publikum gut an.

Daniel Trummer
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Die Beziehung ihres Vaters mit dem imaginären Charleston-Girl bringt Sandra Jabergs (Manuela Heeb) Hochzeitsmorgen durcheinander Marco Sansoni

Die Beziehung ihres Vaters mit dem imaginären Charleston-Girl bringt Sandra Jabergs (Manuela Heeb) Hochzeitsmorgen durcheinander Marco Sansoni

Solothurner Zeitung

Das helle Bühnenbild ist bis an ein Sofa, eine Bar und einige Bilder karg. Eine Treppe führt vom Salon der Familie Jaberg ins Obergeschoss. Durch die Fenster ist im Garten ein grosses Partyzelt zu erblicken. Der Hochzeitsmorgen beginnt normal. Die Braut hat noch die Frisur zu richten, die Brautmutter zupft am Stoff des Hochzeitskleides und ihr Vater hat Probleme den Kragen in die richtige Positur zu bringen. Der Hausherr und Brautvater Manfred Jaberg tigert nervös um die Familienmitglieder und giftet mit Grandmama. Mit seinem Geschäftspartner bespricht er die neueste Werbekampagne und denkt kaum an die 400 Gäste, die sich demnächst in der Eusebiuskirche einfinden werden.

Vom Schwiegervater, der rasant in den Salon zurückkehrt, wird Jaberg über den Haufen gerannt und erleidet eine Bewusstseinsstörung. Sie führt dazu, dass plötzlich die weibliche Person aus seiner Werbeidee real in Erscheinung tritt. Er flirtet ungeniert mit dem fleischgewordenen Charleston-Girl, das für die andern Protagonisten auf der Bühne unsichtbar bleibt. Aus dieser Situation ergeben sich wunderbare Situationskomik, Verwechslungen und Verwirrungen en masse.

Herausfordernde Rollen

Den Laiendarstellern scheinen ihre Rollen auf den Leib geschrieben zu sein. «Im September haben die Proben begonnen», berichtet der regieführende Peter E. Wüthrich. Nach einem Casting war die Rollenverteilung klar. Die acht Akteure auf der Bühne, Evi Christen, Felisa del Rio, Manuela Heeb, Robert Koch, Bruno Meier, Benjamin Obrecht, Daniel Saur und Pia Schild bieten eine herausragende Leistung. «Es gilt durch die Person hindurchzuschauen», beschreibt Wüthrich eine der Schwierigkeit im Stück.

Die charmante Polly Perkins ist ja nur für die halluzinierende Person Wirklichkeit. Die Schauspieler haben die Herausforderung angenommen und umschiffen diese anspruchsvolle Klippe mit Bravour. Die englischen Schauspielerkollegen Cooney und Chapman haben mit einigen ihrer Werken Welterfolge feiern können.

Absurde Komik

Die in Grenchen gezeigte Theateraufführung besticht mit viel absurder Komik. Die berndeutsche Übersetzung besorgte Christine Heiniger-Frauchiger. Für die Choreografie der Tanzeinlagen zeichnet Guy Mäder verantwortlich. Der rasante Szenenablauf und die Bühnenpräsenz der Schauspielenden überzeugen. Pointen und Gags gibt es viele, das Publikum kommt auf seine Rechnung, schmunzelt, lacht und geniesst die chaotischen Szenen im Hause Jaberg.

Im zweiten Akt tritt John (Hans) Streit, der Vater des Bräutigams, auf. Der Auslandschweizer und Farmer aus dem kanadischen Winnipeg zeigt sich in schierer Verzweiflung angesichts der Turbulenzen in der Grenchner Familie. Der Ausgang der krummen Geschichte soll hier nicht verraten werden. Ein vergnüglicher Theaterabend ist allemal garantiert.

Infos über weitere Aufführungen unter www.schopfbuehne.ch. Vorverkaufsstelle: Coop-Vitality-Apotheke, Grenchen.