Legale Sprayerwand
Wand am Nordbahnhof wurde rege genutzt – nun sollen Grenchner Sprayer mehr Platz bekommen

Beim Nordbahnhof besteht seit 2003 eine «legale» Sprayerwand. Ein Motion fordert nun eine Vergrösserung durch eine bauliche Verlängerung der Mauer.

Andreas Toggweiler
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"Legale" Sprayerwand beim Nordbahnhof Grenchen

"Legale" Sprayerwand beim Nordbahnhof Grenchen

Oliver Menge

Im Vergleich etwa zu Biel gibt es in Grenchen relativ wenige illegale Sprayereien. Eine Rolle dürfte spielen, dass es Plätze gibt, wo «Graffiti-Künstler» ihre Werke legal anbringen können. Mancherorts erfolgt die Verzierung mit Graffitis oder Wandgemälden auch nach Absprache, so bei der Treppe neben dem Obrecht-Denkmal oder an der Wand der Einfriedung der Kapelle der Eusebiuskirche.

Diese Wand wurde allerdings kürzlich im Rahmen der Umgestaltung der Kirchenumgebung abgebrochen. Auch das Kino Rex ist an der Nordseite seit seiner letzten Fassadenrenovation mit professionellen Grafiti angeschrieben. Gut ausgeführte Arbeiten werden in der Regel von der «Szene» verschont, was hier bisher auch der Fall ist.

Sprayerwand bereits seit 2003

Sprayer brauchen aber auch Übungsflächen. Und hier kommt ein Projekt zum Tragen, das in Grenchen 2003 Schlagzeilen machte. Nach einer Petition mit 150 Unterschriften und anschliessenden Konsultationen bewilligte der Gemeinderat damals eine «legale Spraywand».
Diese befindet sich an der Nordbahnhoflinie beim Velo- und Fussgängerweg , der von der Simplonstrasse durch die Unterführung bis zur Einmündung Dammstrasse führt.

«Seit der Eröffnung Ende 2003 wurde die Möglichkeit zum legalen Sprayen bis heute rege benutzt», erklärt Matthias Meier-Moreno. Der CVP-Gemeinderat und Lindenhaus-Präsident hat sich in den letzten Jahren in der Sache engagiert und hält auch Kontakt zur Szene.

«Outdoor-Wechselausstellung»

«Die Wand ist beliebt, weil sie sich direkt an der Bahnlinie befindet und die Grafitis deshalb auch Beachtung finden.» Auch Bieler und Solothurner Sprayer würden die Gelegenheit benutzen. «Es gleicht einer Wechselausstellung in einer Outdoor-Galerie, wobei sich der Grafitikünstler jeweils bewusst einen Platz aussucht und nicht ein frisch gemaltes Bild übersprayt.»

Nach mehr als 16 Jahren sei es aber soweit, dass die Spraywand zu klein geworden sei. Es würden auch benachbarte Wände besprayt, die eigentlich nicht dafür vorgesehen wären. Meier -Moreno hat deshalb im Gemeinderat namens der CVP-Fraktion eine Motion eingereicht, mit dem Ziel, die Spraywand zu vergrössern.

Es wäre wohl der erste Fall, in dem eine Wand nur dazu gebaut würde, um besprayt zu werden. Die Idee ist, die bestehende Stützmauer vor der Unterführung in einer Länge von ca. 50 Meter Richtung Westen auf zwei Meter Meter zu erhöhen.

Baudirektion hat keine Einwände

Um die Kosten tief zu halten schlägt Meier die Zusammenarbeit mit Lernenden (z. B. des Campus Sursee) vor. Dies sei aber erst eine Idee und noch keine vertiefte Abklärung vorgenommen worden, erklärt Meier auf Anfrage.

Auch bezüglich Kosten gebe es erst eine Grobschätzung. Meier spricht von einem Betrag in der Grössenordnung von 70'000 Franken. Man plane auch, mögliche Sponsoren anzuschreiben (Stiftungen Fonds, Serviceclubs, Lotteriefonds usw. ). Mit der Baudirektion und dem Stadtgrün sei das Projekt bereits vorbesprochen und ein Lokaltermin durchgeführt worden, heisst es in der Motion. Dies wird von Stadtbaumeister Aquil Briggen bestätigt. «Es käme Stadtgrün sogar noch etwas entgegen, da die zu pflegende Böschung eingeebnet würde und dadurch einfacher zu bearbeiten wäre», erklärt Briggen.

Auch zu Werbezwecken für die Stadt nutzen

Auch seitens der Kulturkommission sei die Motion wohlwollend aufgenommen worden, erklärt Kuko-Präsident André Weyermann auf Anfrage.

Spürbare Opposition gegen die im Mai eingereichte Motion habe es bisher noch nicht gegeben, gibt sich Meier optimistisch. «Mit diesem einmaligen Projekt würden wir den Fortbestand der legalen Spraywand auf Jahre hinaus sichern und gegen aussen ein offenes, jugendfreundliches und urbanes Bild abgeben», meint er. Er könne sich sogar vorstellen, dass mit einem grossflächigen Schriftzug dort Werbung für die Stadt Grenchen gemacht werde, beispielsweise mit dem aktuellen Slogan «Jurasonnenseite».