Der Rechtstrend in der Grenchner Politik hält an. Die SVP hat einen Sitz gewonnen, diesmal auf Kosten der FDP.
Die Gemeinderatswahlen in Grenchen haben bei einer sehr schwachen Stimmbeteiligung von 28,8 Prozent eine erneute Sitzverschiebung Richtung rechts gebracht. Die SVP gewinnt ein Mandat im 15-köpfigen Gemeinderat hinzu und ist nun grösste Fraktion mit 5 Sitzen.
Verstärkt wird die Fraktion durch die 43-jährige Nicole Arnold. Die eidg. Hotelier/Restaurateurin und Mutter von vier Söhnen im Alter von 5 bis 15 Jahren zeigt sich überrascht von ihrer Wahl. Sie habe nicht unbedingt damit gerechnet, erklärt die ehemalige «Adler»-Wirtin von Lengnau, die selber in Grenchen in einer Gastgewerbe-Familie aufgewachsen ist. Sie werde sich vor allem für Jugend-, Familien- und Sozialpolitik einsetzen, erklärt Arnold.
Speziell freut sie, dass sie dazu beitragen könne, die noch immer magere Frauenquote im Grenchner Rat etwas zu heben. Wenngleich eine «Frauenwelle» wie in Bettlach in Grenchen nicht zu beobachten ist. Es sind jetzt drei statt bisher zwei Frauen im Rat.
Der Sitzgewinn der SVP ging diesmal nicht auf Kosten der SP, die trotz eines massiven Wähleranteilsverlusts von -4,8 Prozent auf noch 23,4 Prozent ihre beiden Sitze halten kann. Die Sozialdemokraten verlieren aber ihre langjährige Position der stärksten Partei Grenchens an die SVP.
SP-Parteipräsidentin Angela Kummer hat gemischte Gefühle. Der Wählerschwund gebe ihr schon zu denken, meint sie. Sie sieht da auch einen Zusammenhang mit der mageren Stimmbeteiligung: Da es keinen SP-Regierungsrat mehr zu wählen gab, blieben die SP-Wähler tendenziell zu Hause, meint sie. Umso mehr sei sie erleichtert, dass die SP ihre vier Sitze behalten konnte.
Die Umwälzung findet diesmal in der FDP-Fraktion statt, wo bei einem vergleichsweise kleinen Wählerrückgang um 2,4 Prozent ein Sitzverlust zu gewärtigen ist. Allerdings wurden gleich zwei bisherige Gemeinderäte abgewählt: Reto Gasser und Konrad Schleiss. In die FDP-Fraktion gewählt wurde neu Alexander Kohli, der mit 713 Stimmen auf Anhieb das zweitbeste Resultat der FDP-Liste einfuhr.
Im Gespräch zeigt sich Kohli aber nicht überschwänglich. «Es ist mir gar nicht recht, dass ich mich vor zwei bisherige Parteikollegen geschoben habe», meint er quasi entschuldigend. Er habe sich zu einer Kandidatur entschieden, um für die Partei Stimmen zu sammeln. Doch immerhin war Kohli schon einmal Gemeinderat, nämlich 2013–2016, als Ersatzmitglied.
Die Situation der FDP-Fraktion analysiert der nicht mehr gewählte Konrad Schleiss wie folgt: «Uns fehlen einfach die Listenstimmen, Freisinnige fühlen sich mitunter auch ziemlich frei in ihrer Listengestaltung.» Dass die SVP mit ihrem Zugpferd Richard Aschberger, der mit 1992 Stimmen ein absolutes Spitzenresultat einfuhr, da in einer bürgerlichen Listenverbindung eine reiche Ernte einfahren würde, sei nicht mehr als logisch, stellt Schleiss analysierend fest.
Die CVP kann ihre beiden Sitze verteidigen und auch die GLP ihren einzigen Sitz. Mit 0,3 Prozent Stimmengewinn reichte es allerdings deutlich nicht für einen Sitzgewinn. Auf Anhieb 4,6 Prozent der Stimmen erreichten die Grünen, was aber nicht für einen Sitz reichte.