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Obergugger Mischu Baier will dem Schmutzigen Donnerstag auch dem Samstag neuen Schwung verleihen.
Seit fünf Jahren bekleidet Mischu Baier das Ehrenamt des Grenchner Oberguggers. Er ist zuständig für alle Guggenaktivitäten während der Fasnacht, also in erster Linie dem Guggentreffen am Samstagabend, aber auch dem fasnächtlichen Treiben am Abend des ersten Fasnachtstags, dem Schmutzigen Donnerstag, nach dem Kinderumzug am Nachmittag.
Bis vor zwei Jahren organisierte Baier zusammen mit dem Umzugschef eine neue «Attraktion» der Grenchner Fasnacht, einen Nachtumzug rund um den Märetplatz, bevor man auf dem Zeitplatz zur Proklamation schritt. Die Lust daran sei ihnen aber schnell vergangen. «Es macht wenig Spass, einen Umzug zu organisieren, den keiner anschauen kommt», meint er.
Am Anfang hätten noch die Grenchner Schulen mitgemacht, Laternen gebastelt und seien mitgelaufen. «Aber die Schülerinnen und Schüler basteln schon für die Kürbisnacht und für den Kinderumzug, da lag es einfach nicht mehr drin, dass sie auch noch für den Nachtumzug aktiv werden und Laternen basteln, wie das zu Beginn der Fall war.» Komme dazu, dass das Publikum weitgehend ausgeblieben sei. «Auch die Proklamation auf dem Zytplatz war eher eine Selbstbeweihräucherung, ohne nennenswertes Publikum. Und war das Wetter kalt, windig oder nass, kam sowieso kein Mensch.»
Aus diesem Grund hat man beschlossen, den Abend des Schmutzigen Donnerstags komplett neu aufzugleisen. «Wir wollen die Beizenfasnacht neu lancieren», sagt Baier. Neu gibt es jetzt einen straffen und fixen Auftrittsplan, nach dem die vier Schnitzelbankgruppen – die Hilari Schnibako, die Stadtratten, eine neue Gruppe rund um Daniel «Wisi» Wisard und die Lysser Gruppe Narreschwöschtere – und die fünf Grenchner Guggenmusiken Schuelschwänzer, Cocoloris, Hilari Brothers, Frösch und – schön, dass sie wieder öffentlich auftreten – die No Copyrights – in den teilnehmenden Fasnachtsbeizen auftreten.
Sieben Restaurants haben sich bereit erklärt, am Schmutzigen Donnerstag mitzumachen, sie bieten auch ein spezielles Fasnachtsmenu an: Das Restaurant Krebs, die Centro Lounge, Ba–racoa, Feel Good Bistro, Restaurant Gärtli, Restaurant Helvetia und das Restaurant Parktheater. Der Reigen beginnt um etwa 19 Uhr und dauert etwa bis 22.30 Uhr.
Während dieser Zeit gibt es keinen «lauten» DJ-Betrieb in diesen Beizen, versichert Baier. «Wir wollen damit auch die älteren Fasnächtler, die mit dem lauten Rummel wenig anfangen können, wieder an die Fasnacht holen.»
Jetzt endlich habe man die Möglichkeit, mit Freunden und Familien einen gemütlichen Abend verbringen zu können und – analog zur Solothurner Fasnacht – an einem Ort bleiben zu können. «Man kann sich sein Restaurant aussuchen und sich einen ganzen Abend bespassen lassen», sagt Baier schmunzelnd.
Die zweite Neuerung betrifft den Samstag. «Grenchen hat das grosse Problem, dass keine eigentliche Strassenfasnacht mehr aufkommt. Auch beim Guggentreff am Samstag verzeichneten wir immer weniger Publikum. Dem wollen wir abhelfen», so Baier. Statt des Guggentreffs, bei dem die auftretenden Guggenmusiken jeweils 20 Minuten auf der einen Bühne auftreten konnten, stellt man in diesem Jahr gleich drei Bühnen auf: Beim EPA-Parkplatz, auf dem Postplatz und vor dem Brittania-Pub. Die Guggen können zirkulieren und spielen auf jeder der drei Bühnen je 20 Minuten. Die Strassen dazwischen sind für den Verkehr gesperrt, auch die Busse des BGU werden umgeleitet. «So könnte tatsächlich die Strassenfasnacht am Samstag wiederbelebt werden.» Der «neue» Anlass wird – wie könnte es anders sein – «Street Gugge Night» genannt.
In den Restaurants läuft in dieser Zeit kein Unterhaltungsprogramm. «Sie haben geöffnet und man kann jederzeit dort etwas essen oder trinken gehen, wenn es einem draussen zu kalt wird. Aber es gibt nicht Ramba Zamba mit DJ’s, das ist erst nach den Guggenkonzerten auf den Bühnen erlaubt.
Baier hat es geschafft, 15 Guggenmusiken für den Anlass zu gewinnen: Nebst den Grenchner Formationen spielen Guggenmusiken aus dem Basel- und Bernbiet und dem Baselland. «Guggen aus dem Kanton Solothurn sind meist selber irgendwo engagiert, im eigenen Dorf oder auf Tournee durch ihr Gebiet.»
Baier hat bereits kurz nach der Fasnacht letztes Jahr damit begonnen, die Guggenmusiken anzuschreiben. Rund 300 Mails habe er verschickt. «Viele Guggenmusiken waren aber schon ausgebucht und konnten deshalb nicht kommen, andere hatten wohl keine Lust, in Grenchen aufzutreten, weil sie auch ein falsches Bild von unserer Fasnacht haben.»
Für ihn sei bezeichnend, dass diejenigen Guggenmusiken, die man in den letzten Jahren in Grenchen gesehen habe, jetzt auch wieder auftreten. «Die, welche unsere Fasnacht erlebt haben, kommen gerne wieder.»
Nebst den bereits erwähnten fünf Grenchner Guggenmusiken treten aus der Region die Schnabuwetzer Selzach und die Krachwanzen aus Bettlach auf. Dazu kommen zwei Gruppen aus Basel, eine aus Gelterkinden, die Oberbipper «Tönlifurzer», zu denen man ohnehin ein sehr gutes Verhältnis pflege und sich regelmässig gegenseitig besuche. «Es treten kleine Formationen mit nur etwa 12 Musikerinnen und Musikern auf, aber auch grosse Guggen, wie die Krachwanzen, die gegen 50 Personen zählen.»
Obergugger Mischu Baier, selber Mitglied bei den «Schuelschwänzern», ist zuversichtlich, dass die Bemühungen, der Grenchner Beizenfasnacht und dem Samstag mit der neuen Street Guggen Night neuen Schwung zu verleihen, den gewünschten Effekt mit sich bringen werden.