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Grenchen
In den 1950er-Jahren ging in Grenchen die Post ab, gesellschaftlich wie architektonisch und städteplanerisch. Das Kultur-Historische Museum widmet seine neue Ausstellung dieser Zeitepoche, in welcher Grenchens bedeutendste Bauten erschaffen wurden.
«Bereits im Jahr 2005 haben wir eine Ausstellung zu dieser Zeit realisiert, konkret zu Grenchen in den 1950er-Jahren», erklärt Angela Kummer, die Leiterin des Kultur-Historischen Museums Grenchen. «Uns interessierte damals der Zeitgeist und wie man in Grenchen lebte».
Man spricht vom ‹goldenen Zeitalter Grenchens› oder den langen 50er-Jahren. «Denn in Grenchen begann der Aufschwung nach dem 2. Weltkrieg und dauerte bis etwa Ende der 60er-Jahre.» Diese Zeit sei wissenschaftlich gut erforscht, sagt Kummer, ganz im Gegensatz zur Uhrenkrise. «Wir intensivierten im Ausstellungsjahr 2005 die Stadtführungen und konzentrierten uns auf die Vermittlung von Architektur und Stadtentwicklung». Das Jahr 2008, als der Stadt Grenchen der Wakker-Preis verliehen wurde, bildete dann einen zweiten Schwerpunkt in diesem Bereich.
Das sei auch der Ausgangspunkt für die aktuelle Ausstellung. «Wir stützen uns einerseits auf die Bauten im Inventar der kantonalen Denkmalpflege (siehe Kasten rechts), andererseits aber auch auf Gebäude und Siedlungen, welche nicht im Inventar enthalten sind.» So zum Beispiel das Miba Quartier oder die NWG-Überbauung im Eichholz. «Diese Quartiere sehen zum Teil noch gleich aus, wie zu ihrer Entstehungszeit», erklärt Kummer. Auch Industrielle hatten in der Zeit des Aufschwungs ganze Quartiere gebaut, die noch heute das Stadtbild prägen. Beispiel dafür ist die Firma Ebauches, die für ihre Arbeiter Wohnraum schuf.
«In Grenchen herrschte damals eine grosse Wohnungsnot: in Gebäuden, wie dem in den 50er-Jahren erstellten Hochhaus ‹Hallgarten› beim Bahnhof Süd, der kurz zuvor gebaut wurde, zogen die Leute schon ein, bevor es ganz fertiggestellt war. Auch war weit verbreitet, Untermieter zu beherbergen.»
Strategisch gut gelegen
Das Thema Hochhaus ist ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung: «Die ersten Hochhäuser wurden an strategisch günstigen Orten als Wohn- und Geschäftshäuser konzipiert, so wie das Sorag-Haus am Marktplatz, wo heute der Denner im Parterre untergebracht ist. 1952 befand sich dort noch ein Kino. Später entstanden Hochhäuser, wie das heutige Centro, wo man nicht nur dem Bedürfnis nach mehr Wohnraum Rechnung trug, sondern auch dem zusätzlichen Bedarf an Büroräumlichkeiten.»
Grenchen wuchs damals enorm, man rechnete mit einem Zuwachs der Wohnbevölkerung auf 30 000 bis 35 000 Personen. Dementsprechend wurde geplant. «Das Centro war der Beginn einer Stadtentwicklung, die in grösseren Dimensionen dachte und wegen der Uhrenkrise dann nicht stattfand», erklärt Kummer.
Als Gegenpol zum mächtigen ETA-Bau im Norden des Marktplatzes war beispielsweise ein Erweiterungsbau Richtung Westen geplant, der Löwen wäre abgerissen worden. Das wird in der Ausstellung mit alten Plänen und Modellen gezeigt.
Neuartige Bauweisen
Ein weiteres Thema der Ausstellung ist die Bauweise in der damaligen Zeit: Erstmals wurden in den neuen Quartiersiedlungen funktionale Häuser erstellt, mit Einbauküchen, grosszügigen Gartenanlagen und ersten Elementen von «Kunst am Bau» in der Form von Wandmalereien. Neue Baumaterialien ermöglichten neue Stilelemente. «Man bevorzugte eine funktionale Bauweise, nicht etwa aus Geldmangel, sondern als Fortsetzung des Bauhausstils, mit einfachen geometrischen Mustern an den Fassaden.»
Ebenfalls Teil der Ausstellung sind Porträts über prägende Architekten aus jener Zeit, wie Heinz Isler, der einige wichtige Bauten, wie die Tennishalle, die CIS-Halle in Solothurn und die Autobahnraststätte in Deitingen entworfen hat.
Öffentliche und Kulturbauten
Ein weiterer Teil der Ausstellung ist den öffentlichen Gebäuden gewidmet, die in der Zeit gebaut wurden und die zum Teil heute unter Denkmalschutz stehen. So das Haldenschulhaus und Kulturbauten wie das Parktheater, das Kino Rex, das Stadion, die Tennishalle und das Grenchner Spital. Auch vielen versteckten Bauten, Gewerbe- und Industriebauten, wird an der Ausstellung Platz eingeräumt.
Die Ausstellung ist mit Fotomaterial, Plänen und Texten gestaltet, welche auf Installationen aus Stulpschachteln präsentiert wird und mit interaktiven Elementen wie Touchscreens ergänzt ist. Für Kinder gibt es Spielstationen. Die Ausstellung ist bis 14. September 2014 zu sehen.