Heimatschutz
Vor den Kopf gestossen

Die Arbeiten am Grenchner Nachkriegsbau Ecke Marktplatz sorgen beim Museum und dem Heimatschutz für Kopfschütteln. Das Haus verliere den «schwebenden Charakter», sagen die Kritiker.

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Grenchner Nachkriegsbau Ecke Marktplatz
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 Luterbacherhof im Jahr 2005 (copyright Alfred Fasnacht, Museumsstiftung).
 Luterbacherhof in den 1950er Jahren.

Grenchner Nachkriegsbau Ecke Marktplatz

Der Luterbacherhof an der Rainstrasse, Ecke Marktplatz, wurde Mitte der 50er-Jahre gebaut. Das überhängende Dach und die zurückversetzten Schaufensterfronten im Erdgeschoss verleihen dem Gebäude einen schwebenden Charakter. Dieser scheint durch die aktuellen Bauarbeiten nun gefährdet. Die Schaufensterauslagen sollen verschwinden.

Die Verkaufsgeschäfte links und rechts des Hauszuganges werden bis etwa einen Meter vor die Säulen vergrössert. Das ruft die Freunde der Grenchner Nachkriegsbauten auf den Plan. Gestern teilte das Kultur-Historische Museum mit, man habe die Bauarbeiten mit einem gewissen Entsetzen zur Kenntnis genommen. «Mit dem Eingriff verliert der Bau seinen typischen 50er Jahre Charme», so die Bedenken.

Die Bevölkerung wachrütteln

Museumsleiterin Angela Kummer zeigt durchaus Verständnis dafür, dass die Geschäftsräume modernisiert werden müssen. Bekannt ist zudem, dass die Zwischenräume während der Nacht manchmal verunreinigt wird. Kummer fürchtet aber, dass dieses Verschwinden von Grenchner Architekturgeschichte kein Einzelfall bleiben wird. «Wir wurden wachgerüttelt», erklärt sie. Viele Besitzer wüssten nicht, welch wunderbare Bauten sie verwalten. Auch der Heimatschutz teilt diese Sorgen.

Man will deshalb mit Aufklärungsarbeit verhindern, dass weitere Charakterbauten verändert werden. Derzeit erstellt der Kunsthistoriker Michael Hanak ein Inventar über die wichtigsten Bauten der Neuzeit im Kanton. Das Museum plant mit dem Ergebnis eine Ausstellung. Die Erkenntnisse sollen in die Arbeit der Stadtführer einfliessen.

Stiftung nimmt die Anliegen ernst

Besitzerin des Luterbacherhofs ist die gleichnamige Stiftung. Dort ist man sich des architektonischen Wertes des Gebäudes bewusst. Liegenschaftsverwalterin Ursula Heimgartner erklärt: «Wir haben uns stark mit den heimatschützerischen Bedenken auseinandergesetzt, sie sind auch in unsere Gespräche mit der Baudirektion eingeflossen.» Bei den aktuellen Bauarbeiten habe man sich auf einen Kompromiss geeinigt. Natürlich versuche man, solchen Wünschen nachzukommen. «Das lässt sich aber nur so weit berücksichtigen, wie es aus Vermietersicht vertretbar bleibt.» (FUP)