Bettlach
Vor dem Abriss des Berghofs gibts noch einen Nostalgie-Berglauf

Der Abriss des Berghofes auf dem Bettlachstock steht bevor – am 1. August findet deshalb ein Nostalgie-Berglauf statt mit der ursprünglichen Route des Silvesterlaufs. Was die Läufer danach erwartet, sagen die Organisatoren

Daniela Deck
Drucken
Ein letzter Blick auf den Bettlachstock - das verlassene Bauernhaus steht vor dem Abriss
10 Bilder
Ein grosser Bauernhof, erst in den 60er Jahren gebaut
Blick von Nordwesten her
Die Tennzufahrt als Unterschlupf
Die Terrasse dient Wanderern als Raststätte
Das Haus von Osten gesehen
Malerische Umgebung
Aussicht Richtung Stallfluh
Die vom Militär wieder hergestellte Strasse beginnt bereits wieder abzurutschen
Das Gebiet ist jetzt ein Waldreservat

Ein letzter Blick auf den Bettlachstock - das verlassene Bauernhaus steht vor dem Abriss

AZ

Als Heinz Maeder und Ueli König erfuhren, dass der Kanton den Abbruch auf dem Bettlachstock jetzt wirklich durchzieht, war für sie klar: Es muss ein Berglauf mit der ursprünglichen Route des Silvesterlaufs stattfinden. «Zur Ehre des Hauses dort oben wollen wir ein Zeichen setzen und zwar am 1. August», erklärt Ueli König. Er ist überzeugt, dass es Leute gibt, und zwar nicht nur in Bettlach, die Abschied nehmen wollen vom ehemaligen Bauernhaus auf dem Stock.

Der Weg vom Scheibenstand in Bettlach über die Bergstrasse und anschliessend die Stockstrasse hoch war die ursprüngliche Route des Bettlacher Silvesterlaufs. «Etwa neun Mal» habe der Silvesterlauf das Haus auf dem Hochplateau zum Ziel gehabt, erzählt Ueli König. Dann sei die Route auf Bitte der Jäger und Wildhüter zuerst auf die Bützen verlegt worden und später zur Gustihütte, wo die Zielankunft bisher achtmal stattfand. «Im Vergleich zur aktuellen Silvesterlaufroute ist diejenige auf den Bettlestock zwar kürzer, aber dafür steiler.»

Beschwerliches Leben

Das Leben auf dem Bettlachstock war hart für die Pächterfamilien. Eine Quelle gibt es auf dem Hochplateau nicht, sodass der Regenwassertank die einzige Wasserversorgung für Mensch und Tier darstellte. Hingegen verfügte der stattliche Bauernhof, der als Ersatz eines kleineren Gebäudes erst Anfang der 1960er-Jahre gebaut worden war, über Strom und Telefonanschluss. Die schlechte Strasse erschwerte den Kontakt zum Dorf und führte bei Notfällen zu lebensbedrohlichen Situationen. Diese Umstände trugen dazu bei, dass der Berghof nie rentabel zu bewirtschaften war. 1985 übernahm der Kanton den Bettlachstock und erklärte ihn zum Naturschutzgebiet. (dD)

Oben, an der Feuerstelle am Haus, erwartet die Läufer und Wanderer der traditionelle Gemseli-Tee. «Wie seit beim ersten Silvesterlauf wird der Gemselitee-Erfinder, Patrick Maeder, den Tee auf dem Feuer kochen», verrät Ueli König. Wer mag, kann am Feuer eine Wurst braten vorausgesetzt, er oder sie bringt den Proviant selbst mit. Nach dem Lauf soll die Geselligkeit im Restaurant Bettlachberg ihren Abschluss finden. Damit alle genug zu trinken bekommen, bitten die Veranstalter die Teilnehmer, einen Liter Wasser mitzubringen. «Die Zisterne auf dem Stock hat nur noch sehr schlechtes Wasser zu bieten.»

Heinz Maeder und Ueli König wollen den Aufwand für den «Nostalgielauf» klein halten. Deshalb haben sie keine Flyer gedruckt, sondern setzen auf die Mundpropaganda im Dorf. Zudem findet kein motorisierter Transport von Ersatzkleidern zum Ziel statt. «Jetzt im Sommer ist es nicht so wichtig, dass am Ziel trockene Kleider zur Verfügung stehen», argumentiert Ueli König. Beiläufig weist er ausserdem darauf hin, dass die Bettlachstockstrasse allen Sanierungsbemühungen des Militärs zum Trotz bereits wieder von Erdrutschen in Mitleidenschaft gezogen worden sei. «Aber Fussgänger mit und ohne Stöcke kommen dort problemlos hoch», versichert er und gibt der Hoffnung Ausdruck, dass sich der eine oder andere Mountainbiker der Wandergruppe anschliesst.

Das verlassene Bauernhaus auf dem Bettlachstock steht auf einem Naturschutzgebiet und kann deshalb nicht mehr genutzt werden. Es gehört seit etwa 30 Jahren dem Kanton und wurde noch einige Zeit als Sömmerungsstall genutzt. Doch auch dies hatte vor rund 15 Jahren ein Ende. Seitdem ist das Gebäude mehr oder weniger dem Verfall preisgegeben und ist zugenagelt. Bauernfamilien hatten hier jahrzehntelang unter anspruchsvollen Umständen gelebt (vgl. Kasten).

Laut Brigitte Marti, zuständige Projektleiterin im kantonalen Hochbauamt, soll Mitte August mit der Asbestsanierung des Baus begonnen werden, danach kann die Armee voraussichtlich im September mit dem Abriss beginnen. Zu diesem Zweck wurde auch die steile Strasse auf den Bettlachstock wieder instand gestellt (wir berichteten). Zum neuerlichen Erdrutsch meint Marti: ««Wir mussten damit rechnen, dass Material nachrutscht.» Die Strasse könne aber wieder passierbar gemacht werden.

Wird das Haus wirklich «total bodeneben» abgerissen? – Ja, meint sie. Einerseits aus Sicherheitsgründen, anderseits wolle der Kanton auch nicht mehr das Gebäude unterhalten müssen. Bettlachs Gemeindepräsident Hans Kübli schlägt demgegenüber vor, zumindest einen Unterstand für Wanderer stehen zu lassen.

Marti gibt sich skeptisch, lehnt die Idee aber nicht grundsätzlich ab. «Rein rechtlich darf im Naturschutzgebiet kein Gebäude mehr erstellt werden», betont sie. Man werde aber anlässlich eines Augenscheins prüfen, ob Möglichkeiten bestehen, Küblis Vorschlag zu berücksichtigen. (at.)

Nostalgielauf auf den Bettlachstock: Donnerstag, 1. August 2013, Beginn am Scheibenstand in Bettlach. 11 Uhr: Start Wandergruppe; 12 Uhr: Start der Läuferinnen und Läufer.