Grenchen
Vor 50 Jahren boomte der Schlachthof

1966 – in Grenchen ist Fleisch eindeutig in. Im eigenen Schlachthof wurden im Verlaufe des Jahres 3977 Tiere geschlachtet und dabei 395 361 kg Fleisch produziert.

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Fleisch war 1966 im Trend.

Fleisch war 1966 im Trend.

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Geschlachtet wurden unter anderem zwei Ochsen, 2637 Schweine, 1034 Kälber, 23 Pferde und 32 Schafe. Damit nicht genug: Um den Fleischbedarf decken zu können, wurden zusätzliche 631 889 kg Fleisch importiert.

Die Hälfte des importierten Fleisches, nämlich 326 357 kg, ging an die Migros. Die Allgemeine Konsumgenossenschaft, AKG, kaufte 181 876 kg Import-Fleisch und 123 308 kg gingen in den Metzgereien über den Ladentisch. Die restlichen 6348 kg verkauften Spezialgeschäfte. Als die Presse diese Zahlen veröffentlichte, wurde Protest laut, denn diese Berichterstattung stelle einseitige Werbung dar. Alles Fleisch, sowohl das im Schlachthaus produzierte als auch das importierte, wurde vom Tierarzt geprüft.

Am Ende des Jahres zählte unsere Stadt 20 215 Einwohner. Der totale Fleischverbrauch lag bei 1,027 Mio. kg. Der Fleischverbrauch pro Kopf der Bevölkerung lag damit bei 50,818 kg. Jede Grenchnerin und jeder Grenchner jeglichen Alters verbrauchte pro Tag 140 Gramm Fleisch. Diese Zahl erscheint im ersten Augenblick als sehr hoch. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass jeden Tag einige tausend Pendler nach Grenchen kamen, die hier in Restaurants, Kantinen und Pensionen verpflegt wurden. Zudem gaben viele Pendler morgens ihre Fleischbestellungen in den hiesigen Metzgereien auf und holten abends das Fleisch ab. Die Grenchner dürften nicht mehr und nicht weniger Fleisch verzehrt haben als die übrigen Schweizer.

Zum Schlachthof gehörte auch eine Tiefgefrieranlage. Hier befanden sich 13 500 kg zur Lagerung tiefgefrorene Ware. Nebenbei produzierte der Schlachthof 2 044 Stangen Eis, die verkauft wurden. Die Schlachthof-Rechnung war defizitär und schloss mit einem Minus von 5500 Franken ab. Die Tiefkühlanlage brachte einen kleinen Gewinn von 2500 Franken. Gegenüber der Stadt hatte der Schlachthof am Ende des Jahres eine Darlehensschuld von 235 000 Franken. (rww)