Publikumsliebling Helmut Zierl enttäuschte das zahlreiche Publikum im Grenchner Parktheater nicht. Ein leichtfüssiges Stück und ein brillantes Ensemble sorgte für einen amüsanten Theaterabend.
Dies lag einerseits an der ausgereiften Vorlage des französischen Shootingstars Florian Zeller, andererseits am ungemein spielfreudigen Ensemble des Euro-Studios Landgraf mit Sympathieträger Helmut Zierl in der Hauptrolle.
Was ist Wahrheit?
Dass es bei einer Komödie mit die Titel «Die Wahrheit» (und dem Untertitel «Von den Vorteilen, sie zu verschweigen, und den Nachteilen, sie zu sagen») eher um die Lügen sowie deren Geschwister Halbwahrheiten und Nichtgesagtes geht, ist zu erwarten. Unter der Regie von Peter Lotschak geht es sogleich zur Sache. Das Geschehen nimmt unverzüglich Fahrt auf, der Spannungsbogen wird bis zum Schluss gesteigert, die Dialoge kommen mit einer inspirierenden Leichtfüssigkeit daher und als Zuschauer hat man stets ein Lächeln auf den Lippen, das sich manchmal zu einem Grinsen verbreitert und oft genug in einem befreienden Lachen kumuliert.
Lügen haben...
Michel hat es sich behaglich eingerichtet in seinem Leben: eine gute Anstellung, eine charmante Gemahlin (Laurence) und dazu eine Geliebte. Dass diese (Alice) die Frau seines besten Freundes Paul ist, scheint für ihn kein weiteres Problem darzustellen. Denn Michel ist ein gewiefter Lügner, der in dieser Hinsicht einem Baron von Münchhausen zumindest ebenbürtig ist. Nun erlebt aber das Publikum fasziniert, wie das so kunstvoll gesponnene Lügengeflecht durch diverse, tragikomische Zufälle zu zerreissen droht.
...kurze Beine
Man ahnt es. Das kann auf die Dauer nicht gut gehen. Da kann sich unser Protagonist noch so winden und bei den Anderen das anmahnen, was für ihn noch nie gegolten hat. Er wird in die Falle tappen und so vom Betrüger zum Betrogenen. Denn eines hat er nicht bedacht: dass die weiteren Beteiligten womöglich noch die raffinierten Lügner sind. So muss er zur Kenntnis nehmen, dass alle schon lange alles wussten und die betrogenen Ehepartner ebenfalls ein Verhältnis miteinander hatten. Oder doch nicht? Wer weiss das schon. Bis zum Schluss wird nämlich nicht ganz klar, wer jetzt wann gelogen hat.
Brillantes Ensemble
Neben Helmut Zierl, der wieder einmal aufzeigt, wieso er zu den gefragtesten Deutschen Schauspielern gehört, brilliert Caroline Kiesewetter als die von (angeblichen) Schuldgefühlen geplagte Alice, gibt Uwe Neumann gekonnt den «Gehörnten», der schlau und perfid zurückschlägt und verkörpert Karin Boyd glaubwürdig die Person von Laurence, bei der man nicht ganz sicher sein kann, ob sie nun Unschuldsengel oder eben doch auch nur sehr durchtrieben ist.
Ein besonderes Lob hat sich auch das Bühnenbild (Rolf Spahn) verdient. Es verzichtet auf jegliche Effekthascherei. So konzentriert sich das Ganze auf die vier Personen und ihr Wirken. Und das ist gut so: Denn, was sie zu bieten haben, ist dramatisches Theater pur: amüsant und spannend zugleich.