Startseite
Solothurn
Grenchen
Die Saison 2017/18 ist zu Ende und das neue Programm für das Parktheater Grenchen ist zusammengestellt. In der kommenden Saison, die am 19. Oktober startet, werden 12 Produktionen gezeigt - zwei mehr als bisher.
Mit der Saison 17/18 geht auch eine Ära zu Ende, nämlich die der Genossenschaft Parktheater. Das Theaterprogramm der vergangenen Saison war denn auch das letzte, das unter der alten Leitung zusammengestellt, mit dem Wechsel aber schon seit September letzten Jahres vom neuen Team, dem Verein «friss!kultur», durchgeführt wurde.
Doch nicht nur aus diesem Grund bezeichnet Corinne Maier, die bereits in der Vergangenheit für das Programm zeichnete und dies in Zusammenarbeit mit Sandra Sieber von «friss!kultur» und Angel Rodriguez auch weiterhin tun wird, das vergangene Programm als eines der schwierigsten, die sie erlebt hat. «Es war ganz einfach schwierig, überhaupt gute Stücke zu finden, geeignete Ensembles zu engagieren.» Es habe auch einige Produktionen gegeben, die finanziell schlicht nicht drin lagen.
Im Rückblick konstatiert Maier, dass Musical und Komödien sehr gut liefen, ähnlich wie in vergangenen Jahren. Schwierigeres und anspruchsvolle, ernsthafte Stücke, seien beim Publikum unterschiedlich aufgenommen worden. Mit dem Publikumsaufmarsch sei man zufrieden. Manche Stücke waren sehr gut besucht, bei anderen hätte es mehr sein dürfen. Die Zeiten der grossen Tourneetheater, die in ganz Europa herumtingelten und überall die Säle bis auf den letzten Platz füllten, seien in Zeiten von Netflix und Co. halt doch etwas vorbei.
Das Highlight schlechthin war laut Maier «Azzurro», ein Popmusical erster Güte mit absolut einmaligen Stimmen. «Da konnte selbst ein Eros Ramazotti einpacken», schwärmt sie. Das habe die Leute bewegt und es seien etliche Zugaben verlangt worden. «Die Standing Ovation am Schluss hat minutenlang gedauert.»
Auch sehr gut beim Publikum angekommen seien die Exfreundinnen, ein immerwährender, sicherer Wert, ebenso wie das Häbsetheater aus Basel. «Das ist nicht unbedingt nur ‹leichte Kost›, sondern zeigt auch das Leid der kleinen Leute, aber einfach gut und gut verträglich verpackt», so Maier.
Bei anspruchsvolleren Stücken, wie zum Beispiel «Bella Figura», einer schwarzen Komödie, in der tolle und bekannte Bühnenakteurinnen und -akteure figurierten, war das Publikum echt gefordert. «Einzelne liefen in der Pause sogar hinaus. Aber das lag nicht daran, dass das Stück nicht gut war, sondern das Thema ging offenbar einigen Leuten schlicht zu nahe.» Doris Kunstmann, eine preisgekrönte Schauspielerin und Komödiantin, verkörperte in dem Stück eine tablettensüchtige Frau. Eben. Nicht leichte Kost.
Zu Diskussionen war es auch im Zusammenhang mit dem Stück «Terror» gekommen. Hier musste das Publikum darüber entscheiden, ob ein Kampfpilot, der ein von Terroristen gekapertes Linienflugzeug mit über 160 Menschen an Bord abgeschossen hatte, weil es in eine vollbesetzte Sportarena zu stürzen drohte, schuldig gesprochen werden soll oder nicht. «Dass dieses Stück schwierig sein würde, wussten wir schon im Voraus.»
Eine Saison geht nun zu Ende, die im Grossen und Ganzen als erfolgreich angesehen werden kann, so Maier und Sieber unisono. Der reibungslose Übergang vom Theaterbetrieb unter Leitung der Genossenschaft, die letztes Jahr aufgelöst wurde zur neuen Trägerschaft durch den Verein «friss!kultur» war allerdings alles andere als selbstverständlich, sagt Sandra Sieber.
Nebst dem Umstand, dass sich Corinne Maier nach ihrer Demission letztes Jahr dazu entschloss, dem neuen Team weiterhin zur Seite zu stehen sei auch ganz wichtig, dass Bühnenmeister Robi Kaiser, der eigentlich schon seit zwei Jahren pensioniert ist, sich dazu entschloss, den Part auch noch in der letzten Saison zu übernehmen, «um das Schiff über Wasser zu halten», wie er sagt. Mit ihm blieb das gesamte alte Team mit Beleuchter René Lipp und den Bühnenhelfern Jean-Pierre Aegerter, Heini Hess, Roland Walker und Rudolf Böhlen an Bord. «Ohne diese Leute wäre ein Theaterbetrieb schlicht nicht möglich gewesen», sagt Corinne Maier.
Für Robi Kaiser war es die letzte Saison im Parktheater, wie er sagt. Aber, als ein vom Theater angefressener Mensch, wird er auch in Zukunft im Notfall aushelfen kommen, versichert er. Seine Nachfolge als Bühnenmeister ist noch nicht bestimmt.
Für die Zukunft hat man sich einiges vorgenommen. In der nächsten Saison, die am 19. Oktober startet, werden 12 Produktionen gezeigt – zwei mehr als bisher. Mehr Geld hat der Verein nicht zur Verfügung, die Leistungsvereinbarung mit der Stadt ist diesbezüglich nicht dehnbar. Aber es sei in diesem Jahr einfacher gewesen, gute Schweizer Produktionen zu finden, einige hätten ihre Preise auch nach unten anpassen müssen.
So werden unter anderem Dodo Hug mit ihrem Soloprogramm und Mike Müller mit seiner «Gemeindeversammlung» in Grenchen gastieren, mit «Häuptling Abendwind» von Jacques Offenbach kommt wieder einmal eine Operette ins Parktheater und mit «Hammerfrauen» ein mitreissendes Musical.
Aber auch ernsthaftere Stücke, wie «Tod eines Handlungsreisenden» von Arthur Miller und «Volksfeind» von Hendrik Ibsen sowie Michael Kohlhaas von Heinrich von Kleist, dargeboten vom Figurentheater Bremen stehen auf dem Programm.
«Wir werden auch künftig lockere und anspruchsvollere Kost präsentieren», sagt Maier. Sieber, selber Schauspielerin und Theaterschaffende, will auch neue Akzente setzen und noch mehr Leute fürs Theater interessieren. Für sie sei wichtig, die Jungen und die Schulen zu gewinnen. In diesem Zusammenhang will man künftig neue Schülertarife, günstige Familienangebote und neue Jugendabos anbieten. Momentan ist man daran, diese Angebote auszuarbeiten und den Kontakt zu den Schulen zu suchen.
Sowohl für Maier wie auch für Sieber ist die Zusammenarbeit anspruchsvoll aber auch bereichernd. «Wir ergänzen uns blendend: Ich habe stets die Zahlen und die Finanzen im Hinterkopf und Sandra bringt viele neue Ideen. Wir sind beide mit Herzblut dabei. Und es funktioniert nur mit viel Herzblut.»