Grenchner Fasnacht
Von Bären, menschlichen Puppen, einer Kunstfigur und viel Qualität

Der vorfasnächtliche «Plausch» ist gelungen und bot einiges an Spektakel. Trotz Ferien pilgerte das Fasnachts-Volk in Scharen ins altehrwürdige Grenchner Parktheater.

André Weyermann
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Ukulele Michi
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Ukulele Michi
Ukulele Michi
Tinu und Güti
Schuelschwänzer Grenchen
Schuelschwänzer Grenchen
Schuelschwänzer Grenchen
Plausch Grenchen Parktheater 2015
Schuelschwänzer Grenchen
Plausch Grenchen Parktheater 2015
Plausch Grenchen Parktheater 2015
Plausch Grenchen Parktheater 2015
Plausch Grenchen Parktheater 2015
Plausch Grenchen Parktheater 2015
Plausch Grenchen Parktheater 2015
Pascal Viatte alias Conchita Wurst
Pascal Viatte verzauberte das Publikum als Conchita Wurst (Hilari Broders).
Moderator Patrik Gribi führte durch den Abend
Nummerngirl
Little Drummer Boy der Hilari Broders
Moderator Patrik Gribi führte durch den Abend
Krachwanzen Bettlach
Krachwanzen Bettlach
Krachwanzen Bettlach
Krachwanzen Bettlach
Krachwanzen Bettlach
Krachwanzen Bettlach
Krachwanzen Bettlach
Hilari Schnibako
Hilari Schnibako
Hilari Schnibako
Hilari Broders
Die Alt- und Grossmeister des Bänkelgesanges, die Hilari Schnibako, überzeugten mit treffsicheren Pointen.
Gwösch-Team mit Mehmet Polat
Das Gwösch-Team aus Bettlach
Gwösch-Team Bettlä
Guggenmusig Cocoloris
Guggenmusig Cocoloris
Die Hilari Broders con Conchita Wurst
Der Fischer Tinu
Die Hilari Broders con Conchita Wurst

Ukulele Michi

Thomas Ulrich und Tina Dauwalder

Das durfte nicht unbedingt erwartet werden. Trotz Ferien pilgerte das Fasnachts-Volk in Scharen ins altehrwürdige Parktheater. Und lag damit richtig. Denn die Grenchner Närrinnen und Narren sowie ihre Gäste aus Bettlach zündeten ein karnevaleskes Feuerwerk mit vielseitigen Musikeinlagen, frechen und witzigen Sketches, ausgefeilten Schnitzelbänken, filmischen Einlagen und einer spritzigen Moderation (Patrik Gribi).

Als roter Faden diente dem Plausch-Team um «Wisi» Wisard der desolate FC Grenchen. Das beeindruckende Bühnenbild von Salvatore deVito kombinierte folgerichtig eine pulsierende fasnächtliche Gemeinschaft mit einem auf der Intensivstation liegenden Patienten FCG. Während der ganzen dreieinhalb Stunden mühten sich die «Stadtratten» –sozusagen als Aphorismus dafür, dass nun Spieler aus allen möglichen Löchern gekrochen kommen – vergeblich, endlich einen Treffer zu erzielen. Penaltys wurden vergeigt, das leere Tor meilenweit verfehlt, Fehlpass reihte sich an Fehlpass, Missverständnis an Missverständnis. Man strebte so unweigerlich einem weiteren glorreichen Debakel entgegen.

Von beschaulich bis urgewaltig

Der Plausch begann eigentlich ganz gemütlich. Obernarr Diego Kummer und sein Adlatus Milton Faulhaber spazierten als Windräder ihrem Bestimmungsort auf dem Berg entgegen und räsonierten dabei über Gott und die Welt, Beizen und Tschugger, den abwesenden Stapi und den teuren Franken und machten sich einen bitterbösen Spass daraus, möglichst viele Vögel und Fledermäuse «abzuschiessen».

Dann war aber Schluss mit Beschaulichkeit. Die Bettlacher «Krachwanzä» fielen mit kakophonischer Urgewalt ein. «Gfürchige» Gestalten mit einer dynamischen Rhythmusgruppe und einem mächtigen Bläserensemble heizten die Stimmung mit atemberaubendem Tempo so richtig an. Musikalisch konterten die Einheimischen mit.

Charme und Liebreiz: Die «Schuelschwänzer» verzauberten mit zum Verlieben schönen Kostümen und eingängigen Melodien. Die Combo zeichnet eine erfrischende Mischung aus jüngsten, jüngeren, jungen und noch immer jungen MusikerInnen aus; und sie bot eine schlicht herzerwärmende Darbietung. Ein Hingucker sind jeweils auch die «Cocoloris» der Luna-Zunft. Mit ihren kunstvoll gewirkten Gewändern, der einzigartigen Besetzung aus Steel-Drums, Pfeifern und Bläsern sowie einem Repertoire aus immer wieder gern gehörten Evergreens sorgten sie für einen Augen- und Ohrenschmaus.

Auch die Wortbeiträge hatten es in sich. Dänu Gütiger und Tinu Werren überzeugten als die dem Müssiggang verschriebenen Fischer, die genüsslich und mit spitzer Zunge über alles herziehen, was ihnen vor die Rute schwimmt. Den Bettlacher Gästen Thomas Christen und Ramon Zumstein gelang so etwas wie die Quadratur des Kreises. Ein Bauchredner mit einer gewitzt-frechen Puppe (Bär Bruno), die eben doch ein Mensch aus Fleisch und Blut ist, eroberte die Herzen der Zuschauenden im Sturm. Die Alt- und Grossmeister des Bänkelgesanges (Hilari-Schnibako) zeigten ihr ganzes Können: Stimmige und stimmende Reime, ein exaktes Versmass, treffsichere Pointen, einheitliche Tonlage sowie Zeichnungen, die andeuten, aber nicht alles verraten.

Der Ukulele-Bär (Michael Gerber) hat sich zur Freude des Publikums vor der Ausschaffung retten können und präsentierte sich als gewiefter Hip-Hopper mit Loop-Sampler, der den politischen und gesellschaftlichen Unwägbarkeiten mit seiner ureigenen Gelassenheit entgegentritt.

Die «Hilari-Broders» läuteten das Schlussbouquet mit einer singenden und trompetenspielenden Kunstfigur Conchita Wurst (herrlich: Pascal Viatte) ein. Elf virtuose Bläser, ein eindringlich stampfender Bass und ein mit einer gehörigen Portion Drive versehenes Schlagzeug brachten mit ihrem Sound aus Blues, Rock'n'Roll und Bigband-Tönen den Saal noch einmal zum Kochen.

Fazit: Der «Plausch» ist gelungen, die Fasnacht damit so sichtig lanciert.