Stadtbummel
Von 25 bis zu 200 Jahren: Jubiläen allenthalben

André Weyermann
André Weyermann
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Franz Josef Schild (mitte) war ein beliebter Doktor in Grenchen.

Franz Josef Schild (mitte) war ein beliebter Doktor in Grenchen.

Rainer W. Walter

Der Stadtbummler gibt für einmal den Vogel Strauss und steckt den Kopf dorthin, wo ihn das alles beherrschende Thema dieser Zeit nicht erreicht. Er möchte vielmehr auf ein paar Jubiläen hinweisen von Personen und Institutionen, die unsere Stadt mitgeprägt haben und deren Einfluss noch heute spürbar ist.

Vor 200 Jahren (14. August 1891) wurde Franz Josef Schild in Grenchen geboren. Nach einem Medizinstudium in München und Wien liess er sich als Arzt in seiner Heimatstadt nieder. Er soll ein guter und aufmerksamer «Dokter» gewesen sein. Seine Passion galt dem Schreiben. Indem er seinen Patienten genau aufs Maul schaute, also genau zuhörte, gelang es ihm, mit der Zeit ein Grenchner Wörterbuch zu verfassen. Angetan hatten es ihm auch Sagen und Erzählungen aus der Region. «Sein» Dursli und Babeli (Original wohl vom Grenchner Bauerndichter und Ammann Andreas Ris) umfasst nicht weniger als 150 Strophen. Mit seiner Lyrik wusste er zu begeistern. Der Vielgelesene machte darüber hinaus bei seinen Streifzügen durch die Natur eine besondere Entdeckung: Er stiess nämlich auf den Schalenstein auf dem Eichholzhügel, Zeugnis dafür, dass unsere Region bereits in der Steinzeit bevölkert war. Ein vielfach talentierter Mann war also dieser Franz Josef Schild, der sich «Dr Grossätti us em Läberbärg» nannte. Selbstverständlich ist er auf der Ehrentreppe an der Absyte verewigt, ebenso wie mit einem Gedenkstein unterhalb des Schulhauses I.

Vor 50 Jahren wurde das «Komitee Jugendzentrum» (KJZ) gegründet, ein Verein, der aus einer bemerkenswerten Mischung bestand. Mitglieder dieser Dachorganisation waren unter anderem die Pfadfinderabteilungen, Pfadessen, die Junge Kirche, der Zwinglibund, der Tiles- Club und die Kritische Jugend. Als treibende Kraft fungierte der unvergessene Bruno «Knorrli» Meier. Oftmals mit rauem Gegenwind vonseiten der Behörden (insbesondere der Schule) konfrontiert, erstritt sich der Verein schliesslich ein Jugendzentrum. Aus der ehemaligen Baracke («dr Schuppe») entwickelte sich in einer wechselvollen Geschichte das heutige Lindenhaus.

Der Grenchner Marktplatz erhielt seine Bestimmung als solcher erst in den 1930er-Jahren, als man den Dorfbach einebnete. Federführend war dabei zusammen mit der Bauverwaltung der Architekt Carl Burkhard, dessen Todestag sich 2021 zum fünfzigsten Mal jährt. Aus seiner Feder stammen auch die Pläne zum Wohn- und Geschäftshaus an der nordöstlichen Ecke des Platzes, wo heute die Kantonspolizei einquartiert ist. Ein weiteres Beispiel seiner architektonischen Begabung lieferte er mit der «Eterna» an der Schützengasse, einem typischen Bau aus den 1950er-Jahren.

Schliesslich möchte es der Stadtbummler nicht unterlassen, auf zwei weitere Jubiläen hinzuweisen: Die Offiziersgesellschaft wird 125 Jahre alt, und der Unteroffiziersverein begeht gar sein 150-Jahr-Jubiläum. Es sind dies die beiden ältesten Sektionen des Militärvereins Grenchen.

Schauen wir mal, was wir in den nächsten knapp 12 Monaten von den beschriebenen Personen und Institutionen zu sehen und hören bekommen werden. Offenbar ist das eine oder andere bereits angedacht. Sollten Sie, werte Leserin, werter Leser, Zeit und Lust haben, so «schnöiggen» sie doch mal im Internet für weitere Infos oder halten sich ans Stadtarchiv, das übrigens als eigenständige Abteilung im Untergeschoss des Schulhauses II seinen 25. Geburtstag feiern kann.