Grenchen
Vertraulich und nicht öffentlich: Die Stadt kauft das Parktheater

Nägel mit Köpfen: Die Genossenschaft hat ausgedient, die Stadt übernimmt, wofür sie schon bezahlte.

Oliver Menge
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Die Terrasse des Parktheaters ist vor allem im Sommer ein schöner Treffpunkt.

Die Terrasse des Parktheaters ist vor allem im Sommer ein schöner Treffpunkt.

Oliver Menge

Der Gemeinderat beschloss in einem vertraulichen, nicht öffentlichen Geschäft den Kauf des Parktheaters Grenchen. Der Preis, den die Stadt bezahlt, bleibt vorerst geheim. Stadtpräsident François Scheidegger sprach jedoch von einem «fairen Preis». Und David Baumgartner, Leiter Finanzen und Informatik, erklärt auf Anfrage, dass es sich hier lediglich um eine technische Finanztransaktion handelt, bei der kein eigentliches Geld fliesst. Die Genossenschaft Parktheater als Besitzerin erhält kein Geld und wird aufgelöst.

Ein Bijou für Grenchen

Das grösste Theater der Region mit rund 600 Plätzen, ein Restaurant mit der schönsten Gartenterrasse weit und breit, direkt an einem Park gelegen, zahlreiche Sitzungsräume und Säle – das Parktheater Grenchen aus dem Jahr 1955 ist ein Bijou, weitherum bekannt. Der unter Denkmalschutz gestellte Bau und der Anbau mit Restaurant gehören der Genossenschaft Parktheater. Eine Genossenschaft, welche nicht über die finanziellen Mittel verfügte, die es brauchte, um das Haus zu unterhalten. Die Stadt musste seit je regelmässig einspringen, zum Teil mit Millionenbeträgen für längst überfällige Arbeiten. Auch jetzt aktuell bezahlt die Stadt den Ersatz der Heizung des Hauses, wie diese Zeitung in der letzten Ausgabe berichtete.

Kein ungewöhnliches Konstrukt: Viele in den 30er- bis 50er-Jahren erstellte «Volksbauten» in anderen Städten funktionierten nach demselben Prinzip: Die Stadt erstellt ein Gebäude, in dem Vereine ihre Veranstaltungen zu günstigen Konditionen durchführen können. Um eine politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit und eine gerechte Verteilung unter den Interessenten zu gewährleisten, übertrug man die Verantwortung für den Betrieb einer unabhängigen Instanz, im Fall des Parktheaters der gleichnamigen Genossenschaft. Die Stadt hatte dort auch jahrzehntelang eine oder gar mehrere Vertretungen im Verwaltungsrat.

Nicht mehr zeitgemäss

In Zeiten von Spardruck und dringend notwendigen Investitionen allerdings erschien das Konstrukt als nicht mehr zeitgemäss. Nachdem man sich mit der neuen Pächterin des Restaurants, der Rodania Gastro AG, auf eine Nutzungsvereinbarung einigen konnte und somit die meisten der Probleme und Unklarheiten der letzten Monate und Jahre beseitigte, galt es nun, den letzten Schritt zu tun und die Leidensgeschichte zu beenden. Die Genossenschaft hatte schon länger grosse finanzielle Probleme. Denn im Gegensatz zu den glamourösen 50er- und 60er-Jahren – damals war das Haus regelmässig proppenvoll, wenn deutsche Bühnenstars auftraten – liefen weder der Theaterbetrieb noch das Restaurant in den letzten Jahren wirklich gut und warfen dementsprechend weniger ab. Kompetenzen waren lange Zeit nicht geregelt, Abgänge im VR der Genossenschaft vereinfachten die Sache nicht wirklich.

Beim Theaterbetrieb hat die Stadt eine Lösung mit dem Verein «Friss Kultur» gefunden. Im Restaurant, das nach wie vor von der Rodania Gastro AG gepachtet ist, arbeitet die neue Crew unter Anita Basler. Auch hier sollten die Dinge künftig besser laufen, hofft man. Fehlte nur noch der letzte Schritt, der die Eigentumsverhältnisse klärt. Den hat die Stadt jetzt beschlossen. Die Genossenschaft ist in Liquidation.

Für Vereine ändert nichts

Was aber ist mit den Vereinen? «Für die Vereine wird sich nichts ändern. Es bleibt, wie es ist», verspricht der Stadtpräsident. Sie werden also nach wie vor etwas mehr bezahlen als in früheren Jahren, wo manche gar gratis die Infrastruktur benutzen konnten. Aber – so haben es die Verantwortlichen der Stadt und der Stiftung rodania in den letzten Monaten wiederholt betont: Man will die Vereine nicht schröpfen, aber sie müssen ihren Teil beitragen. Mit vernünftigen Saalmieten und Konsumationspreisen.

Kampfwahlen wegen SVP und CVP

Im Mai fand nach den Gemeinderatswahlen eine sogenannte «Elefantenrunde» statt. Parteipräsidenten, Fraktionschefs und andere Exponenten der verschiedenen Parteien trafen sich, um über die Sitz- und Mandatsverteilung in den Kommissionen zu beraten. Was in dieser «Elefantenrunde» beschlossen werde, sei allerdings keineswegs bindend, sondern nur, was der Gemeinderat entscheide, betonte Stadtpräsident François Scheidegger.

Und tatsächlich kam es am Dienstag zu unerwarteten Verschiebungen bei einzelnen Mandaten. Trotz anderslautender «Abmachung» beharrte die CVP auf ihrem Sitz im Verwaltungsrat des Regionalflughafens. Dies, obschon man sich darauf geeinigt hatte, die SVP habe ein Anrecht auf diesen Sitz. Richard Aschberger (SVP) sicherte ihn dann auch mit einer Stimme Vorsprung auf Theo Heiri (CVP). Doch damit nicht genug: Die SVP nominierte Aschberger auch als Präsidenten der Vertretung Grenchens in der Sozialbehörde Oberer Leberberg. Der ehemalige CVP-Gemeinderat und Parteipräsident Marco Crivelli hatte das Nachsehen und wurde um drei Stimmen geschlagen. Den letzten Coup lancierte SVP-Doyen Ivo von Büren: Er beantragte eine Erhöhung der Verwaltungsratssitze bei der SWG auf 9 Sitze und sicherte sich seinen eigenen Einzug. Nicht wiedergewählt wurde Eric von Schulthess von den Grünliberalen.

Die eingereichten Wahlvorschläge in die anderen Kommissionen und Vertretungen blieben unbestritten und wurden einstimmig abgesegnet. (om)