Grenchen
Verschiedenartigkeit als Chance anerkennen

SVP-Grossrat Mathias Müller referierte in Grenchen vor Lehrpersonen und Eltern. Sein eineinhalbstündiger Vortrag in der Aula im Schulhaus Eichholz stiess dabei auf offene und interessierte Ohren.

Brigit Leuenberger
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Der Berufsoffizier und SVP-Grossrat Mathias Müller (links) mit Schulleiter Mark Widmer.

Der Berufsoffizier und SVP-Grossrat Mathias Müller (links) mit Schulleiter Mark Widmer.

Brigit Leuenberger

Mathias Müller hat ein Thema, das ihm hartnäckig unter den Nägeln brennt: «Diversity» nennt sich das Schlagwort, das sich mit dem deutschen Begriff Verschiedenartigkeit übersetzen lässt. Dazu hat der Oberst im Generalstab, studierte Psychologe und Berner SVP-Grossrat aus Orvin einiges zu sagen.

Alte Freunde

Schulleiter Mark Widmer kennt den grossgewachsenen, breitschultrigen Mathias Müller seit seiner Schulzeit am Gymnasium. Eine Freundschaft verbindet die beiden, die allen Lebensjahren mit beruflicher Entwicklung, Familiengründung und Umzügen standgehalten hat. Unter dem schulinternen Jahresmotto «Begegnungen ermöglichen» war es Mark Widmer zusammen mit dem Elternrat Eichholz gelungen, den charismatischen Referenten für einen Abend in die Eichholzer Aula zu engagieren, und er freute sich sichtlich über dessen Erscheinen.

«Was muss eine Führungskraft tun? Was denken Sie?», wandte sich Mathias Müller sogleich ans Publikum und betonte, dass jeder Erwachsene in diesem Saal in irgendeiner Art Führungskraft sei, sei dies als Lehrperson, Schulleiter oder auch als Vater oder Mutter.

Seiner aufrechten Haltung, seiner Art zu reden und Fragen zu stellen, entnahm man sofort den hohen Rang des Militärmannes, auch wenn Mathias Müller an diesem Abend zivil gekleidet und augenscheinlich locker auftrat. «Entscheiden» müsse eine Führungskraft können, unterstrich er die Voten aus den Zuhörerreihen, die grösseren Teils aus Lehrkräften aus dem Eichholz und kleineren Teils aus interessierten Eltern bestanden. Ebenso seien «das Motivieren und das Übernehmen von Verantwortung» die zentralen Aufgaben einer Führungskraft. «Und dazu», so erklärte er, «ist ein moralischer Kompass notwendig.»

Einander nach Kräften unterstützen

Die grossformatigen Bilder, die der Berufsoffizier in der Folge präsentierte, zeigten verstörende Situationen: eine Hochzeit zwischen einem alten Mann und einem kleinen Kind, die «Überreste» einer Abtreibung, einen elektrischen Stuhl. «Es gibt viele Dinge, die nach unserer Meinung falsch sind. Doch dafür gibt es nicht unbedingt eine Allgemeinheit», erklärte Mathias Müller und brachte den Begriff der Ethik ins Spiel. «Ethik versucht Kriterien für gutes Handeln zu finden. Wozu aber ist das wichtig?», fragte er in die Runde. Um Entscheidungen zu treffen, brauche eine Führungskraft Werte, und dieser müsse sie sich bewusst sein, erklärte er. Denn: «Führungskräfte treffen auch Entscheidungen für Menschen, die andere moralische Werte haben.»

Verschiedene Ethikansätze

Nach akribischer Aufzeichnung verschiedener Werte- und Ethikansätze erläuterte Mathias Müller schliesslich seine eigene Überzeugung: «Jeder Mensch ist gut und hat seine eigenen Neigungen und Stärken, in welchen er erkannt und gefördert werden will.» Deshalb gelte es für Führungskräfte unbedingt zu erkennen, wo sie ihre Leute am besten einsetzten, damit «etwas Gutes entstehen kann, auf das alle stolz sein können».

Dazu gehöre es auch, mittels Symbolen wie beispielsweise Hymnen oder Fahnen einen minimalen gemeinsamen Nenner zu finden, unter dem sich alle zusammenfinden und stolz sein können. Die Verschiedenartigkeit der einzelnen Mitglieder der Gruppe spiele dann auf einmal keine Rolle mehr.

Denn: «Wir sind alle Menschen und sitzen in einem Boot, und letztlich geht es doch einfach darum, einander nach Kräften zu unterstützen.»