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Hart hat der virusbedingte Stillstand das Tissot Velodrome, einen der sportlichen und gesellschaftlichen Hotspots Grenchens, getroffen. Seit dem 17. März geht praktisch nichts mehr.
Dort, wo sich Weltklasseathleten und ambitionierte Hobbyfahrer ausgetobt haben, verharrt das hölzerne Bahnoval nun sozusagen in Schreckstarre. Das Restaurant ist geschlossen, das Hotel immerhin beherbergt zuweilen den einen oder anderen Gast. Den Velodrome-Mitarbeitenden wurde Kurzarbeit verordnet, Swiss Cycling arbeitet zumeist vom Homeoffice aus. Von den weiteren Partnern gibt es zum Glück für das Fachgeschäft Velo-Art und die Physiotherapie jetzt wieder Perspektiven. Das Fitness-Center bleibt weiterhin geschlossen.
Essenziell sind die Einbussen im Bereich Veranstaltungen und Messen, welche abgesagt werden mussten. Das Lehrlingsturnen immerhin sollte in der zweiten Jahreshälfte wieder aufgenommen werden können und somit auch Geld vom Kanton weiter fliessen, der übrigens bis Juni seine Rechnung bereits bezahlt hat.
Muss man sich Sorgen machen um das Grenchner Nationalstadion? «Die Lage ist schon herausfordernd, schliesslich haben wir nicht geringe Fixkosten, aber (noch) nicht existenzbedrohend», erklärt Geschäftsführer Peter Wirz. Man habe zum Glück in den letzten acht Jahren gut gearbeitet und so Rückstellungen tätigen können. «Eigentlich wollten wir diese in die Infrastruktur investieren, nun dienen sie uns dazu, einigermassen über die Runden zu kommen.»
Dabei hatte das Jahr prächtig begonnen mit hochstehenden Wettkämpfen. «Dazu verbrachten diverse Nationalmannschaften gleich mehrere Wochen bei uns zu Trainingszwecken. Spitzensportler aus China, Hongkong und Holland profitierten von den optimalen Trainingsbedingungen im Hinblick auf die Weltmeisterschaften in Berlin. Die Holländer hatten eigentlich geplant, auch die unmittelbare Vorbereitung auf Olympia wiederum in Grenchen zu bestreiten», führt Peter Wirz aus. Es versteht sich von selbst, dass die Anwesenheit verschiedener Delegationen nicht nur für das Tissot Velodrome einen Gewinn darstellte, sondern dass damit auch die ganze Region volkswirtschaftlich profitierte.
Besonders bizarr muss der Jahresanfang für die chinesischen Akteure gewesen sein. Zuerst wollten und konnten sie des Virus wegen nicht in ihre Heimat zurück, danach flüchteten sie vor demselben Erreger dann doch nach Asien, da er nun auch Europa erreicht hatte.
Peter Wirz und sein Team sind sich bewusst, dass es eine schwierige Situation ist, die sie noch eine Weile beschäftigen wird. Deshalb den Kopf in den Sand stecken? Keinesfalls. Man hat entschieden, die neue Saison trotz aller Unwägbarkeiten (Sponsoren, Partner) zu planen. Die nationalen Rennen sollen wieder durchgeführt werden und bei der internationalen «Track Cycling Challenge» wird man versuchen, die bisher schon hochkarätigen Wettbewerbe noch zu toppen.
Am 3. September sind die ersten Donnerstagabendrennen geplant, und die schon angesprochene «Track Cycling Challenge» wird am 16. und 17. Dezember wiederum die Welt- klasse in unserer Stadt vereinen. Die Hoffnungen sind zudem gross, dass «Coop Andiamo» von «schweiz.bewegt» bereits am Sonntag, den 16. August Bewegungshungrige in und ums Tissot Velodrome locken wird.
Es wartet also auch in diesen Zeiten einiges an Arbeit auf die Velodrome-Crew. Einer Lösung harren zudem die Fragen um finanzielle Konsequenzen für Mieter, Partner, Kunden und Sponsoren. «Dass bisher nur wenige Forderungen eingegangen sind, deuten wir als schönes Zeichen von Solidarität», betont Peter Wirz.
Aber es sei auch klar, dass man, wenn das ganze Ausmass der Krise einmal feststeht, miteinander reden müsse. Schliesslich sitze man im selben Boot und das Tissot Velodrome könne nur dann wieder in die Erfolgsspur zurückkehren, wenn sich alle Beteiligten möglichst unbeschadet aus der schwierigen Situation befreien können.