Grenchen
Urs Wirth: «Eine Machtdemonstration würde nicht goutiert»

Urs Wirth wurde als einziger und unbestrittener Kandidat am Wochenende als Vize-Stadtpräsident gewählt. Wirth ist zufrieden mit dem Ergebnis. «Ich freue mich auf mein neues Amt und dem neuen Stadtpräsidenten wünsche ich einen guten Start.»

Andreas Toggweiler
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Urs Wirth, hier an seinem Arbeitsplatz, ist neuer Vize-Stapi.

Urs Wirth, hier an seinem Arbeitsplatz, ist neuer Vize-Stapi.

Hanspeter Bärtschi

Urs Wirth, wie sind Sie zufrieden mit Ihrem Wahlresultat? Immerhin haben 631 leer eingelegt . . .

Urs Wirth: Ich bin sehr zufrieden mit den erreichten über 2600 Stimmen. Wenn man einziger Kandidat ist, muss man immer mit einer gewissen Anzahl Leerstimmen rechnen.

Sie werden jetzt die rechte Hand von François Scheidegger. Glauben Sie, dass Sie mit ihm gut zusammenarbeiten können?

Da bin ich überzeugt davon. Schon in seiner Funktion als Stadtschreiber war die Zusammenarbeit zwischen uns sehr gut. Ich freue mich jedenfalls auf mein neues Amt und dem neuen Stadtpräsidenten wünsche ich einen guten Start.

Zur Person

Urs Wirth (57) ist von Beruf Heilpädagoge und leitet seit 1984 die heilpädagogische Sonderschule HPS in Grenchen. Er ist verheiratet, Vater von drei Kindern und vielfältig im Grenchner Kulturleben engagiert (z. B. 10 Jahre als Obernarr der Fasnacht oder als OK-Präsident des Zauberkongresses 2010). Im Gemeinderat ist Urs Wirth seit 1997 Fraktionschef. Er war für die SP zwischen 2001 und 2009 im Kantonsrat. Nebst der Politik nennt er Tauchen, Musik, Cabaret, Archäologie und Geschichte der Region als private Interessen.

Welche Aufgaben werden Sie als Vize-Stadtpräsident wahrnehmen?

Sicherlich werde ich bei Abwesenheit des Stapi Stellvertretungsaufgaben übernehmen müssen. Welche weiteren Aufgaben mir von François Scheidegger übertragen werden, muss ich abwarten.

Die SP möchte mit der zusätzlichen Kandidatur von Remo Bill weiterhin zwei Sitze in der GRK behalten. Dazu müssen Sie Ihren Vorgänger als Vize, Hubert Bläsi (FDP), herausfordern.

Von Amtes wegen sitzen der Stapi und sein Vize in der GRK. Die Anzahl Sitze einer Partei in der GRK werden vom Ergebnis der Gemeinderatswahlen bestimmt und nicht durch das Wahlresultat der Stadtpräsidentenwahl. Gemäss dem Ergebnis der Wahlen hat die SP ganz klar zwei Sitze zu besetzen. Dies war auch das von allen Parteien vereinbarte Ergebnis der Parteiengespräche nach den Gemeinderatswahlen. Die SP besetzte die beiden Sitze bisher mit Boris Banga und mir. Nun hat das Ergebnis der Stapiwahlen zur Folge, dass der Sitz von Hubert Bläsi von François Scheidegger eingenommen wird. Es kann aus diesem Grund keineswegs von einer Herausforderung von Hubert Bläsi durch die SP die Rede sein. Er verliert seinen Sitz nur, weil der Vertreter seiner Partei die Stapiwahl gewonnen hat.

Die SP ist zwar stärkste Partei in Grenchen, dennoch kann sie gegen eine bürgerliche Mehrheit keinen Kandidaten in die GRK bringen. Wollen Sie neue Allianzen schmieden?

Auch die bürgerliche Mehrheit hat sich an die gesetzlichen Bestimmungen zu halten. Die GRK müsste demnach von der Sitzverteilung ein Abbild des Gemeinderates sein. Es ist somit keine Frage der Allianzen, sondern die Frage, wie Machtverhältnisse ausgenutzt werden. Wenn die bürgerliche Mehrheit als Demonstration ihrer Macht der SP einen Sitz wegnehmen will, hat sie bei den jetzt bestehenden Allianzen durchaus die Möglichkeit dies zu tun. Es würde dann aber nicht die stärkste Partei über zwei Sitze in der GRK verfügen, sondern die zweitstärkste Partei.

Wäre das so schlimm? Hubert Bläsi gilt ja nicht gerade als bürgerlicher Hardliner?

Unabhängig von Personen kann dies jedenfalls kein Abbild des Gemeinderates sein. Ob eine solche Machtdemonstration der bürgerlichen Parteien in der Öffentlichkeit positiv beurteilt würde, wage ich zu bezweifeln. Auf jeden Fall würde ein solches Vorgehen in keinster Weise zur Beruhigung des politischen Klimas beitragen, was jetzt aber dringend notwendig wäre. Im Gegenteil: Es ist zu befürchten, dass das Motto « alle gegen die SP» in Grenchen weiterhin Gültigkeit behalten und die SP in eine Oppositionsrolle gedrängt wird. Eigentlich schade, denn es bestünde nun die Chance, durch einen Schulterschluss gemeinsame, konstruktive Sachpolitik zum Wohle unserer Stadt zu betreiben.

Für die SP war das Wahljahr eher ernüchternd, sowohl für den Kantonsrat wie auch für den Gemeinderat, während in anderen Städten die Genossen laufend zulegen. Wie erklären Sie sich das?

Es ist tatsächlich so, dass die letzten Wahlen für die SP enttäuschend verliefen. Im Kantonsrat hat die SP Grenchen keine Vertretung mehr, im Gemeinderat verloren wir einen Sitz an die GLP/CVP-Listenverbindung und mussten gegen fünf Parteien ums Stadtpräsidium kämpfen. Gerade das Thema um die Stapi-Nachfolge mobilisierte die bürgerlichen Parteien ausserordentlich stark. Immerhin sind wir immer noch die wählerstärkste Partei auf dem Platz Grenchen.

Wie wollen Sie Gegensteuer geben?

Nun, in vier Jahren finden die nächsten Wahlen statt. Die Partei wird anfangs Dezember ihre Strategie zur kommenden Legislatur bekannt geben. Das wichtigste Ziel für alle wäre jetzt, mit Ruhe, Besonnenheit und Sachverstand die anstehenden und künftigen Herausforderungen der Stadt und der Region anzugehen. Dazu möchte die SP Hand bieten.