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Was halten die Grenchner Politiker vom Entscheid des Kantons, in der unterirdischen Operationsstelle beim alten Spital Sunnepark eine Asylunterkunft zu errichten?
Der Grenchner SVP-Präsident Richard Aschberger ist nicht glücklich über die Asylunterkunft in Grenchen. Allerdings weiss auch er: Widerstand «wäre aussichtslos», da der Kanton ein Nutzungsrecht an der unterirdischen Anlage hat. Aschberger fordert eine verbindliche Zusage des Kantons für maximal ein Jahr Betrieb.
Ihm ist aber auch klar: Wenn der Kanton die Unterkunft länger betreiben will, hat die Gemeinde nicht viele Möglichkeiten, dagegen vorzugehen. Mit Kritik an die Adresse des Kantons spart Aschberger nicht: «Eine Informationsveranstaltung im Voraus wäre das Mindeste gewesen.» Schliesslich sei seit bald einem Monat klar, dass die Anlage bezogen werden könnte. Der SVP-Präsident sorgt sich um die Kindertagesstätte in der Nähe und Investitionen bei der geplanten nahen Überbauung.
Der Kanton habe frühzeitig informiert und die Gespräche seien positiv verlaufen, lobt dagegen der Grenchner Stadtpräsident François Scheidegger (FDP). Er hat den Gemeinderat bereits im Dezember unter Ausschluss der Öffentlichkeit informiert.
Für die Stadt sei der Umstand positiv, dass nun die Stadt und die Sozialregion Oberer Leberberg beim ordentlichen Aufnahmesoll an Asylsuchenden deutlich entlastet werden. «Ich spüre eine grosse Solidarität der Bevölkerung mit den Flüchtlingen, denen ja wirklich geholfen werden muss, insbesondere den Familien mit Kindern», sagt der Stadtpräsident weiter. «Aber ich habe auch grossen Respekt vor dem, was da unter Umständen noch auf uns zukommt.»
Scheidegger meint damit nicht zuletzt eine mögliche spätere finanzielle Belastung der sozialen Dienste, gerade durch kinderreiche Familien. Das Beste, so Scheidegger, wäre es immer noch, den Menschen in ihren Ländern zu helfen und dafür zu sorgen, dass sie gar nicht flüchten müssen. Der Grenchner Stadtpräsident hält die Unterbringung von Asylsuchenden in Zivilschutzanlagen nicht für die beste Lösung, aber die geschützte Operationsstätte in Grenchen sei doch sehr grossräumig und nicht so eng wie andere Zivilschutzanlagen.
«Ich bin froh, dass Grenchen Hand bietet», sagt der Grenchner SP-Präsident Remo Bill in einer ersten Reaktion. «Wir müssen solidarisch sein. Schliesslich kennen wir alle die aktuellen Probleme mit der Flüchtlingswelle.» Bill erwartet, dass sich auch die anderen Gemeinden solidarisch zeigen. «Wenn jede Gemeinde ihren Beitrag leistet, können wir das Problem bewältigen.»
Bill selbst hat die Anlage gemeinsam mit dem Stadtpräsidenten besichtigt. «Es ist eine üppig ausgestattete Anlage», sagt der SP-Gemeinderat. Er erwartet zwar Diskussionen in der Stadt, ist aber überzeugt: «Die Unterbringung in der Stadt ist besser als irgendeine Anlage auf einem Berg.» (lfh/om)