Grenchen
Uhrenzeigerfabrik Estima arbeitet kurz, ist aber optimistisch

Der Grenchner Zeigerhersteller Estima hat vor zwei Wochen teilweise Kurzarbeit eingeführt. Ab November sieht das Unternehmen aber wieder anziehende Geschäfte, auch dank der «Swissness».

franz schaible
Drucken
Geschäftsführer Marcel Giger (l.) und Mehrheitsaktionär Philipp Looser führen durch die Zeigerproduktion in der Grenchner Estima AG, deren Wurzeln bis auf 1924 zurückreichen.

Geschäftsführer Marcel Giger (l.) und Mehrheitsaktionär Philipp Looser führen durch die Zeigerproduktion in der Grenchner Estima AG, deren Wurzeln bis auf 1924 zurückreichen.

Hanspeter Bärtschi

Die Uhrenzeigerfabrik Estima AG in Grenchen spürt die Absatzrückgänge der Uhrenbranche. «Deshalb haben wir vor zwei Wochen teilweise Kurzarbeit einführen müssen», erklärt Mehrheitseigner und Verwaltungsratspräsident Philipp Looser. Wie lange die Kurzarbeit dauere, sei noch offen. Estima beschäftigt rund 45 Angestellte.

Uhrenexporte rückläufig

«Einige unserer Kunden verkaufen weniger Uhren als in den Vorjahren oder bauen Lagerbestände ab. Sie sind deshalb auf die Bremse getreten respektive selber in Kurzarbeit», begründet Looser die Massnahme. In der Tat kämpft die Schweizer Uhrenbranche mit Absatzproblemen.

So resultierte im Juli mit einem Rückgang der Exporte um 9,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat der stärksten monatliche Einbruch seit sechs Jahren. Im August sanken die Ausfuhren erneut um 1,6 Prozent, wie der Verband der Schweizer Uhrenindustrie gestern mitteilte. Seit Jahresbeginn resultierte kumuliert ein Minus von 1,2 Prozent. Das wirke direkt auf Zulieferer wie Estima, die 95 Prozent ihrer Zeiger an hiesige Uhrenfirmen liefere, so Looser.

Dagegen beurteilt er die mittelfristigen Aussichten nicht allzu schwarz. «Wir sind schon mitten in den Vorbereitungen für die Uhrenmesse Baselworld 2016 und erhalten aktuell sehr viele Anfragen von Kunden für neue Modelle, die Produktion dieser Zeiger läuft aber jetzt erst an.» Die technischen Zeichner und das Verkaufsbüro arbeiteten unter Volllast.

Mehraufträge dank Swissness?

Zudem helfe auch die definitive Verabschiedung des Swissness-Gesetzes, welches im Jahr 2017 in Kraft treten wird. Es meldeten sich aktuell diverse Uhrenfirmen, die aufgrund der schärferen Regeln für das Label «Swiss Made» mehr Teile in der Schweiz einkaufen wollten. «Ab kommenden November sollte das Geschäft wieder anziehen und für das nächste Jahr erwarten wir ein sehr starkes Wachstum», blickt Looser optimistisch nach vorne.

Wiederholt empfiehlt er den Uhrenfabrikanten, sich möglichst rasch um Uhrenkomponenten zu kümmern. Es bleibe nur noch relativ wenig Zeit, die Produktionskapazitäten der hiesigen Zulieferindustrie hinsichtlich der neuen Gesetzgebung zu sichern oder auszubauen. Wer «Swiss Made» bleiben wolle und seine Zuliefersituation nicht schon abgesichert habe, werde ein turbulentes Jahr 2016 erleben.

Looser: «Einige Einkäufer von Uhrenkomponenten, welche weiterhin ausschliesslich die wegen der Währungssituation nochmals günstigeren ausländischen Komponenten verbauen, sind hier besonders angesprochen.»