Endlich. Manche, so auch der Stadtbummler, haben in den letzten Tagen richtig aufschnaufen können. Endlich gehen sie mal für längere Zeit runter, die Temperaturen. Endlich wird die Kleiderauswahl wieder etwas grösser und nicht nur durch die Frage bestimmt, «bei welchem Hemd sieht man nicht so gut, dass ich schwitze wie blöd». Endlich kann man draussen ein Sandwich verdrücken oder etwas trinken, ohne dass einem dabei gefühlte hundert Wespen um den Kopf schwirren – je wärmer die Temperaturen, desto wilder und unberechenbarer waren die Viecher unterwegs. Für Allergiker waren die letzten Wochen diesbezüglich eher schwierig, gelinde ausgedrückt. Und, dies nur nebenbei bemerkt: Es hilft auch nichts, sich absolut ruhig zu verhalten und nicht rumzufuchteln. Wespen ist das komplett egal. Speziell denjenigen beim «Baracoa» auf der Terrasse. Die sind fähig, sich auf einen unbewegten Arm zu setzen, zuzustechen und weiterzufliegen.
Endlich kann man wieder nach draussen gehen und den Kopf wirklich durchlüften – bei 30 Grad am Schatten fällt das Denken in der Regel etwas schwerer. Sich sportlich zu betätigen, ist nun nicht mehr gesundheitsgefährdend, weil die Ozonwerte besorgniserregend hoch sind oder man befürchten muss, einen akuten Hitzschlag zu erleiden. In südlichen Ländern ist man da irgendwie vernünftiger. «Siesta» heisst das Zauberwort. Dort hat man begriffen, dass Körper und Geist nur eingeschränkt funktionieren, wenn’s zu heiss ist. Deos übrigens auch, liebe öV-Mitbenutzer. Alle drei – Körper, Geist und Deo – sind bei angenehmen 17 bis 22 Grad um einiges leistungsfähiger.
Der meteorologische Herbstanfang kam pünktlich. Der Regen kam pünktlich. Hier nicht ganz so heftig wie im Graubünden und Tessin. Und mit weitaus weniger gravierenden Folgen als dort. Es bleibt zu hoffen, dass uns der kommende Winter eine lang anhaltende Kälte und viel Schnee bringt, damit der Permafrost sich etwas erholen und wieder gefrieren kann und die Gletscher etwas weniger schnell schmelzen. Dass dann auch der Schnee rechtzeitig zu Beginn der Skisaison auf dem Grenchenberg in ausreichender Menge vorhanden ist. Sofern uns der Klimawandel nicht schon wieder einen Strich durch die Rechnung macht ...
Doch vorerst dürfen wir den Herbst geniessen, den Indian Summer, mit warmem Sonnenlicht und leuchtenden Farben, angenehmen Temperaturen. Mit ausgedehnten Spaziergängen in der Witi oder auf dem Berg, ohne Gefahr zu laufen, sich den Schädel zu verbrennen. Uns freuen auf die Pilz- und Wildspezialitätenkarte im Lieblingsrestaurant. Man muss auch nicht mehr draussen einen Schattenplatz suchen, sondern darf wieder drinnen sitzen, ohne schlechtes Gewissen.
Und für alle, die ganz fest traurig sind, dass der Sommer nun vorbei ist: Versprochen: Nächstes Jahr kommt er wieder. Allerspätestens.