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Ein Rundgang bei den Grenchner Wagenbauern zeigt, wie kreativ sie sind. Auch dieses Jahr wird wieder voller Stolz gebaut, gemalt und gebastelt. «Das Dschungelbuch» wird malerisch in die Tat umgesetzt. Jeder Wagenbauer gibt alles, um an der bevorstehenden Fasnacht mit seinem Wagen überzeugen zu können.
Für den Presserundgang bei den Grenchner Wagenbauern hatten die Veranstalter einen prächtigen Vorfrühlingstag ausgesucht. Witzig, pointiert und farbenfroh kommen denn auch die Sujets daher, die am Fasnachtsumzug 2019 in der Uhrenstadt zu bestaunen sein werden.
Es ist schon zur Tradition geworden, dass der Besuch bei den Narren in Selzach beginnt.
Martin Werren, der VFZ Umzugchef, hat das Programm zusammengestellt. Der Obernarr war dabei und heuer begleitete auch Stadtpräsident, François Scheidegger den Tross der Neugierigen. Scheidegger zeigte sich beeindruckt vom Schaffen der Wagenbauer, vom Elan und der unbändigen Kreativität.
Trump mauert bei den Aare-Schnägge in Selzach. Nachdem der amerikanische Präsident vor Tagen den Notstand ausgerufen hat, wird er alles daransetzen, die Grenze zu Mexiko dichtzumachen. Die Fasnachtsbegeisterten sorgen vor, dass Mexikaner bald in Selzach eine Bleibe finden.
Das Asylbewerberzentrum ist leer, die Muchachos können kommen, der Tequila steht bereit. Rund 20 Wagenbauer, grosse und kleine, haben Spass an ihrer Arbeit. Der italienische Trüffelhund, ein Lagotto Romagnolo, bellt unentwegt Trumps Konterfei an und Beat Dufing inspiziert seine Hängematte, woraus er an der heimischen Fasnacht und auch in Grenchen seine lockeren Sprüche zum Besten geben wird.
Die Salzfass-Narren nehmen ihr 20-jähriges Bestehen zum Motto und feiern sich selbst. Eine überdimensionierte Süssspeise wird von den Selzachern auf ihrem Wagen mitgeführt. Sicher ist, dass der Begriff der präsentierten Kalorienbombe als solcher nicht gegen die Rassismusstrafnorm verstösst. Rolf Gisiger malt mit grosser Konzentration letzte Details auf die Wagenabdeckung. «Eigentlich bin ich kein grosser Fasnächtler», bemerkt Gisiger, der durch seine Brüder zum Wagenbau gestossen ist.
Natürlich engagiert er sich auch, um die eigene Dorffasnacht am Leben zu erhalten. Beim Genuss von Karin Elsässers Speckzopf wird die Suche nach einem neuen Baulokal diskutiert. Die Narren müssen nämlich nach der Fasnacht die Schlüssel ihres Refugiums abgeben. Erste Pläne zwischen Selzach, Bettlach und Grenchen für den Bau einer gemeinsamen Wagenbauhalle werden augenzwinkernd ausgetauscht.
Im engen Tenn in einem Bettlacher Bauernhaus sind die Wagenbauer der Faschingszunft Grenchen am Werk. Die Dschungelbuch-Erzählung von Rudyard Kipling wird zum attraktiven Thema. Daniele Baldari wird sich neben dem Bau des Wagens um die Organisation der Kinderfasnacht kümmern.
Der Allrounder hat Freude an traditionellen Fasnachtsbräuchen.«Obernarr Diego Kummer war mein Lehrmeister», gibt er schmunzelnd bekannt. Tom Schmid schaut kritisch und macht sich bereits Gedanken, ob das Zugfahrzeug den Wagen, wegen seiner schieren Grösse, aus dem Tenn schleppen kann. «Ufaufäu» gibts Konfetti, ist sich der kleine Bautrupp einig.
Die Musikprobe vom vergangenen September werden die Mitglieder der Froschzunft nicht so schnell vergessen. Kaum hatten die Musikanten ihre Instrumente abgelegt, erschütterte ein heftiger Knall das Restaurant Passage bis in die Grundfesten. Die Froschzunft Grenchen schliff dort an ihrer Fasnachtsmusik. Der Blitzschlag und das folgende Feuer, welches grosse Schäden verursachte, war lange in Grenchen Stadtgespräch. Dieses Ereignis haben die Frösche in der Dekoration ihres Wagens verarbeitet
Selbstzweck ist für sie der Wagenbau allemal. Die ganze Gruppe wird am Umzug bequem mitfahren und die Besucher mit schrägen Tönen unterhalten. Rahel Benninger hat um sich eine bunte Schar Fasnachtsbegeisterte gesammelt, die sich alle bei der Wahl des Sujets einbringen konnten. Auf dem Hof von Fabian Affolter wird gebaut, die Platzverhältnisse sind hier ideal.
Auch die Lunazunft baut ein einer geräumigen Halle in Staad. Vom «Lehrplan 21» habe sich die Lunesen inspirieren lassen. Sie nennen Ihre Kreation keck «Kuschelplan 21». Natürlich darf darauf eine grosszügige Relax-Zone nicht fehlen. Die 10 Werker widmen sich auch dem Thema «Schreiben nach Gehör», dem lautgetreuen Verschriften, wie es im erwähnten Lehrplan heisst. Dieses Verschriften beinhaltet «keine Anxt vor Feelern». Lustvoll werden die Fasnächtler ihr Motto am Umzug unter das Volk bringen.
Zwar liegt die Ausstrahlung der Doku SRF über Grenchen schon einige Monate zurück. Die Hilari-Narren haben sich zum Ziel gesetzt der schweigenden Mehrheit den Begriff «Chnörzli» zu erklären. Auch animieren sie mit ihrem Wagen mutig über Schrebergartenzäune hinaus zu blicken. Das von Aldo Bigolin gestaltete Farbkonzept hat schon mehrere Anpassungen erfahren.
Die Zünfter und die Hilari Broders basteln sich so eigene Verbindlichkeiten. Ob Karin Bauer, die Regisseurin des viel diskutierten Machwerkes, sich den Umzug ansehen wird, ist unbekannt. Schon seit Jahren nicht mehr war der Augenschein bei den Wagenbauern so spannend und abwechslungsreich. Kluge reservieren sich den Umzugssonntag rechtzeitig.