Gut 1000 Wasserratten pilgerten letztes Wochenende bei bestem Sonnenschein zum Saisonauftakt in die Grenchner Badi. Ein Rekordwert ist dies freilich noch nicht, aber bei den Verantwortlichen zeigt man sich durchaus zufrieden mit den Besucherzahlen.
«Nach der langen Winterpause sind wir dann jeweils froh, wenn wir zum Start nicht gleich überrannt werden», sagt Chefbademeister Paul Joss. An einem richtigen Baditag, das bedeutet Temperaturen über 30 Grad und stahlblauer Himmel, kann es zu Spitzenzeiten bis zu 4000 Besucher im Tag geben.
Spürbare Änderungen gab es für die Gäste heuer kaum, denn die meisten waren von infrastruktureller Natur. So wurden beispielsweise die Leitungen der Badi komplett neu gemacht – sehr zur Erleichterung des Chefbademeisters. «Bereits seit Jahren schwirrten mir die alten Leitungen ständig im Hinterkopf herum», erklärt Joss. Denn bei einem Rohrbruch hätten die Tore der Badi für mehrere Tage geschlossen werden müssen. Was schmerzhafte Einbussen in der Kasse zur Folge gehabt hätte.
Diese Last falle nun endgültig weg, so Joss. Sorgen bereitet dem Chefbademeister hingegen ein Phänomen, welches hierzulande die meisten Badis inzwischen kennen. Mangelnde Hygiene – besonders bei jungen Gästen. So würden diese heutzutage vor dem Sprung ins Becken kaum noch die Duschen benützen.
Ausserdem kommt es zunehmend häufiger vor, dass die Unterwäsche unter den Badeshorts anbehalten wird. «Die Leute kommen von Ausserhalb und gehen dann direkt ins Wasser, ohne sich vorher umzuziehen», sagt Joss. Wird jemanden dabei erwischt, dann gibt es zuerst eine Verwarnung und beim zweiten Mal muss die Badi verlassen werden. Zusätzlich verweisen bereits am Eingang Plakate auf die Hygienevorschriften, um die Gäste zu sensibilisieren.
Über 100 «hartgesottene» Stammgäste zählen zum harten Kern der Badigänger, die bei fast jeder Witterung ihre Runden schwimmen. Eine davon ist Ursula Huber. Seit gut 30 Jahren besitzt die rüstige Rentnerin ein Saisonabonnement. «Ich bin sicher 90 Mal pro Saison in der Badi», erklärt Huber. Meistens ist sie alleine anzutreffen, aber ab und zu begleitet sie auch ihre Enkelin. Bereits frühmorgens absolviert die ehemalige Solothurnerin ihr Schwimmprogramm im Bassin. Denn am Nachmittag sollen sich dann ruhig die Jungen austoben.
Was ihr besonders gefällt: «Am Morgen trifft man Leute, die man ansonsten nie in der Stadt antrifft», erzählt Huber. Aber auch sonst passt für die leidenschaftliche Schwimmerin in der hiesigen Badi alles. Vom gemütlichen Restaurant, über die schöne Parkanlage bis hin zum Personal, welches immer ein offenes Ohr habe. Solange es die Gesundheit zulasse, werde sie auf jeden Fall noch lange jede Saison am frühen Morgen ihre Runden drehen.