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Ein Augenschein beim Training für die Kunstflug-Weltmeisterschaften zeigt: Die Piloten geniessen es, mal woanders für den Wettbewerb trainieren zu können.
Auf der Piste täuschen Luftspiegelungen Piste den Grenchner See vor. Dabei könnte es trockener nicht sein. Trotz der Hitze ist auf dem Flughafen einiges los. Flugschüler starten und landen und die Fallschirmspringer in ihren bunten Overalls besteigen ihren Silbervogel. Vor dem Tower glänzt Hugo Mathys’ chromblitzender DC 3 Oldtimer an der Sonne.
Im grossen Hangar machen sich derweil Hanspeter Rohner und Stefano Albinati bereit für das zweite Training des Tages. Die beiden Kunstflugpiloten erhielten in Grenchen am Donnerstag zwei Zeitfenster, um für bevorstehende Wettkämpfe zu üben. Bei Rohner ist es die WM von Ende August in Frankreich, bei Albinati die Schweizer Meisterschaft im September.
Die Piloten schieben ihre Maschinen in Position. Es sind fliegende Krafteier, äusserst agil und mit enormen Leistungsreserven. Die Flieger der deutschen Marke Extra sind speziell gebaut für Luftakrobatik. In den nächsten 30 Minuten gehört der Luftraum über dem Flughafen den beiden Piloten, die sich in einer so genannten «Box» von einem Kilometer Kantenlänge austoben können.
Was von aussen so aussieht, sind in Wirklichkeit genau einstudierte Choreografien, die den gestrengen Blicken von Patrick Paris standhalten müssen. Der ehemalige Akroflug-Weltmeister aus Frankreich trainiert Rohner schon seit über zehn Jahren. Er steht über Funk mit dem Piloten in Verbindung und sagt, welche Figur gelungen ist und welche noch etwas Übung braucht.
Mit dem Training von Rohner ist er noch nicht ganz zufrieden. «Die Figuren sind zwar sauber geflogen, aber zweimal hat Hanspeter im Ablauf die falsche Figur gemacht», so seine Übungskritik. Auch Stefano Albinati lässt er mehrmals dieselbe Figur fliegen und gibt live Anweisungen, was noch besser zu machen ist.
Nach der Landung ist Albinati schweissgebadet, aber happy. Normalerweise trainiere er in Yverdon und er sei glücklich und dankbar, zur Abwechslung einmal in Grenchen fliegen zu können. «Dies ist nicht selbstverständlich, schliesslich herrscht hier sonst recht viel Flugbetrieb», meint auch Rohner.
Die beiden sind sich bewusst, dass sie einen attraktiven, aber nicht ungefährlichen Sport betreiben. Den letztes Jahr tödlich verunglückten italienische Weltmeister Francesco Fornabaio hat Rohner gut gekannt. «Es besteht immer ein Restrisiko, aber wir versuchen, dieses durch zahlreiche Massnahmen zu minimieren» so Rohner. Spektakulär fliegen sei zwar schön, doch die Sicherheit habe erste Priorität.
Dazu braucht es neben fliegerischem Können, körperlicher Kondition sowie Reaktionsvermögen, viel Übung. Rohner hat 1300 Flugstunden. Mit dem Kunstflug habe er sich einen Jugendtraum erfüllt, erklärt er. Von Beruf ist er aber Ingenieur, nicht Pilot. Gute Trainingsmöglichkeiten seien deshalb wertvoll, meint er.
Angesprochen auf das Lärmempfinden der Bevölkerung betont Rohner, dass die Piloten einiges tun, um die Emissionen zu vermindern. So fliege man im Training mit tieferer Drehzahl als bei Wettkämpfen und beschränke sich auf kurze Zeitfenster. Die 320 PS starke Maschine ist zudem mit einem Vierblatt-Propeller ausgerüstet und damit einiges leiser als man von einem Akrobatik-Flugzeug erwarten würde. «Wenn man den Leuten dazu noch erklärt, dass man für Wettkämpfe trainiert und nicht nur zum Zeitvertreib, zeigen die meisten Verständnis.» Unterdessen stehen die Schulflugzeuge am Pistenende schon Schlange. Der Time-Slot für die Akro-Piloten schliesst sich.