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Aus einer Laune heraus gründete Iris Minder diese Gruppe für Kinder. Knapp 16 Jahre später erhält sie den Nachwuchsförderungspreis 2019. Ein Preis, der das Leben der Kreativschaffenden widerspiegelt.
Gegründet, weil es in Grenchen noch kein Kindertheater gab, gab Iris Minder dieses aus Altersgründen vor drei Jahren ab. Jemand Junges musste her, lacht sie. Mit Nadja Rothenbühler hat sie eine würdige Nachfolgerin gefunden. Da diese einige Monate im Ausland verbringt, übernahm Minder für ein halbes Jahr wieder die Zügel. Sie vergleicht diese Rolle mit dem Grosselterndasein: «Es bereitet mir wahnsinnig Freude, mit den Kindern zu arbeiten. Aber ich bin auch froh, dass ich nicht mehr die Gesamtverantwortung tragen muss.»
Falls sich in unbestimmter Zeit wieder die Möglichkeit dazu ergeben würde, würde sie sie ergreifen. Denn in der Welt der Künste fühlt sie sich zu Hause. «Kreativität bedeutet Leben», sinniert sie, «ohne Kreativität wäre ich tot.» Dass sie dafür lebt, merkt man schnell. Mit den Kindern hat sie am Wochenende die Bremer Stadtmusikanten aufgeführt. Voller Herzblut war sie beim Stück und den Kindern. Auf deren Bedürfnisse und Ziele geht sie ein. Viele Kinder haben lediglich Freude daran, auf der Bühne zu stehen und sich auf künstlerischer Ebene auszuleben. Andere verfolgen bereits im jungen Alter ein Ziel und diese fördert Minder gerne.
Eines der talentierten und ehrgeizigen Kinder ist die elfjährige Shana Meier. Seit zwei Jahren ist sie dabei und sie weiss genau, was sie will: «Mein Traum ist es, Schauspielerin zu werden.» Auch ihr gleichaltriger Bühnenkollege Tobias Staufer kann sich eine Karriere als Akteur vorstellen, sollte es mit Jus nicht funktionieren, grinst er. Die beiden sind einer Meinung: Es macht ihnen Spass, auf der Bühne zu stehen, doch früh übt sich. Der Ausdruck von Emotionen und das Auftreten vor Publikum wollen gelernt sein.
Das sind Werte, die ihre Mentorin vermitteln will. An erster Stelle steht natürlich das Vergnügen an der ganzen Sache. Doch die Erfahrungen, die man auf der Bühne sammelt, sind weitreichend. Die Kinder lernen, Präsenz zu zeigen und sich bewusst zu präsentieren. Das sind für die Zukunft wichtige Fähigkeiten. Manchmal ist es auch etwas anstrengend, denn das Auswendiglernen hat es in sich. Da verlangt Minder von ihren Kids Disziplin, doch wer freiwillig auf die Bühne steht, der ist sich dessen bewusst.
Es sei nicht schwieriger oder einfacher mit Kindern als mit Erwachsenen zu arbeiten, es sei einfach anders, erklärt Minder. Mit den Jünglingen kann sie noch mehr auf Bauch- als auf Kopfebene arbeiten. Sie sind direkter, hemmungsloser. Sie leben und zeigen die Spielfreude intensiver. Zudem kann man bei den Kleinen die oft eindrückliche Entwicklung mitverfolgen. Auch ein schüchternes Kind kann auf dem Odeon aufblühen.
Mit dem Preis haben sie und ihre Nachfolgerin nicht gerechnet. Sie freuen sich aber riesig, dass die Stadt sieht, was das Angebot für die Stadt und die Kinder bedeutet. Die Anerkennung, dass sie etwas Gutes fürs kreative Leben leisten, bestätigt sie in ihren Taten. Sie hat für die Kinder einen Ort geschafft, an dem sie sich ausdrücken können, an dem sie gemeinsam etwas erarbeiten können und gefördert werden. Aufhören wird die Bühnenkünstlerin noch nicht. Solange sie Ideen, die Möglichkeit, die Kraft und die Unterstützung hat, macht sie weiter. Sie lacht und zitiert die Kinder aus dem Stück: «Tot sind wir noch lange nicht!»