Dammstrasse Der Verkauf des umgebauten Trafohäuschens wird geprüft – die «Mieter» müssen bis Ende Monat raus.
Lange Zeit interessierte das romantische Kleinod an der Dammstrasse so ziemlich keinen. Doch jetzt geht es um Geld: Ein Nachbar ist offenbar interessiert daran, der Stadt das Zaubertürmli abzukaufen. Deshalb werden die Behörden demnächst prüfen, was mit dem umgebauten Trafohäuschen passieren soll. Zumindest für die Tauchgruppe Aquarius, welche das Zaubertürmli seit bald 10 Jahren nutzt, kommt das Ganze sehr plötzlich. Sie sollen ihr Vereinslokal bis Ende Monat verlassen. Verschiedentlich wird jetzt befürchtet, das Zaubertürmli könnte verschwinden.
Taucher sind keine Mieter
Doris Durrer sagt, sie habe erst vor zwei Wochen von der «Kündigung» erfahren. Probleme mit der Stadt oder dem Käufer habe sie nicht, betont sie. Sie und ihre Tauchkollegen seien interessiert daran, dass über die Nutzung diskutiert wird und man gemeinsam nach einer guten Lösung sucht. «Es wäre schade, wenn das Zaubertürmli nicht mehr von den Vereinen genutzt werden kann. Nicht nur für uns. Es ist so ein herziges Gebäude, das wäre ein Riesenverlust für die Stadt.» Gespräche mit der Baudirektion seien bereits im Gang.
Wirklich etwas zu sagen hat die Tauchgruppe aber nicht. Sie führt an der Dammstrasse zwar regelmässige Treffs durch, organisiert den ein oder anderen Kurs und manchmal auch eine kleine Feier. Allerdings sind die Taucher nicht eingemietet. Mieter ist Urs Saner alias Orsani vom Zauberring Grenchen, der den Tauchern ein freundschaftliches Gastrecht gewährt. Der Zauberring hatte das Gebäude 1980 von der Stadt übernommen und zu einem symbolischen Preis für 100 Jahre gemietet. Allerdings – sagt Doris Durrer – mit einer Klausel, dass das Mietverhältnis nach 15 Jahren im Einverständnis beider Parteien gekündet werden kann. Bisher wurde der Vertrag stillschweigend verlängert.
Gruppen haben viel investiert
Zauberer Urs Saner sagt, er habe das Mietrecht erst an die Tauchgruppe überschreiben wollen, was aber nicht geklappt habe. Der Zauberring und die Tauchgruppe haben das Zaubertürmli von Grund auf renoviert, aus einem einstigen Trafohäuschen ein bewohnbares Haus gemacht. «Wir vom Zauberring haben damals rund drei Jahren gewerkelt», erinnert sich Saner. «Viel Freizeit haben wir dafür geopfert und sicher rund 80000 Franken investiert.» Auch die Taucher haben einiges zur Renovation beigetragen und den Garten, Teile des Dachs und den Boden erneuert.
Leider wurde beim Zaubertürmli auch immer randaliert. Als der Zauberring immer kleiner wurde und das Gebäude selbst kaum mehr nutzte, wurde dies zusehends schlimmer. Saner suchte einen Verein um das Lokal wieder zu beleben. In der Tauchgruppe Aquarius wurde er fündig. Die Taucher hätten nie etwas zahlen müssen, damit sie sich im Zaubertürmli aufhalten durften, erklärt Saner. Zwar wurde das Haus mit der Zeit auch zur Belastung. «Aber mir ist wichtig, dass es den Namen Zaubertürmli behalten kann. Und ich würde mir wünschen, dass es als Lokal für Vereine offen bleibt.» Tauchgruppenchefin Doris Durrer hofft nun, dass man eine andere Lösung als den Verkauf an einen Privaten findet. Auch die Gemeindebehörden werden sich noch mit dem Geschäft befassen müssen. Durrer gibt sich trotz böser Überraschung optimistisch. «Eventuell können wir auch noch etwas länger bleiben», habe man ihr auf der Baudirektion gesagt. Nichtsdestotrotz schaut sich die Tauchgruppe bereits nach einem neuen Vereinslokal um.
Kaufanfrage wird bestätigt
Der stellvertretende Stadtbaumeister Jürg Vifian bestätigt die Kaufanfrage. Es müsse nun geprüft werden, was mit dem Gebäude künftig passieren soll. Dazu könne er noch nichts sagen. Sicher sei, dass es immer noch stark renovationsbedürftig ist. 70000 Franken für Fassade, Dach und Fenster müssten in den nächsten Jahren aufgeworfen werden, schätzt Vifian.
Der Kaufinteressent reagierte auf die Anfrage dieser Zeitung sehr skeptisch und überrascht. Gegenwärtig will er noch keine Stellung nehmen. Er lässt aber verlauten, dass es ihm nicht darum gehe, das Zaubertürmli in seiner Gestalt und Bedeutung zu verändern. Das dürfte ohnehin schwierig sein, denn gemäss mehreren Auskunftspersonen steht das ehemalige Trafohäuschen auch unter kommunalem Schutz.