Uff. Er ist überstanden. Gemeint ist natürlich der «Black Friday». In den letzten Wochen und Tagen kam man beim besten Willen nicht darum herum: «Schnäppchenjäger aller Länder vereinigt Euch.» Was einst in den USA als Familienwochenende begann, hat sich zu einem Konsumrausch mit milliardenschweren Umsätzen in aller Welt entwickelt. Es ist ein Hauen und Stechen um vermeintlich günstige Ware geworden. Ob das Erstandene für den Einzelnen dann auch immer Sinn macht, darf bezweifelt werden. Man muss nun wirklich kein «Ökofreak» sein, um sich mit Grausen die Auswirkungen auf die Umwelt auszumalen. Zum ersten Mal wird der Begriff «Black Friday» im hier beschriebenen Sinn übrigens in Philadelphia im Jahr 1966 erwähnt. Danach hat er sich, zuletzt befeuert durch die unzähligen Online-Plattformen, bis in die hinterste Provinz wie ein kaum zu bändigender Moloch ausgebreitet.
Geradezu zynisch mutet es an, wenn verschiedene Etymologen einen Zusammenhang des Begriffs mit jenem «schwarzen Freitag» im Jahr 1929 sehen, als der Börsencrash Millionen von verzweifelten Leuten dazu brachte, in Panik ihre meist kargen Ersparnisse zu retten und so die Bankinstitute scharenweise heimsuchten. Dabei gäbe es Gelegenheiten genug, seine Kaufgelüste stilvoller zu befriedigen. Der Grenchner Weihnachtsmarkt (13.-15. Dezember) ist ein leuchtendes Beispiel dafür. Zwar können auch hier Einkaufe getätigt werden. Das Ganze geht aber doch in geruhsamer Geschäftigkeit vonstatten. Dazu bietet der Anlass auf dem Marktplatz genügend Raum für besinnliche Momente. Und wenn schon «Schnäppchen», dann bitte sinnerfüllte. Allein an diesem Wochenende bietet sich den Grenchnerinnen und Grenchnern eine ganze Palette an Möglichkeiten zu lustvoller und erbaulicher Betätigung. Die Literarische Gesellschaft bittet zu einer musikalischen Lesung mit Texten der Ordensfrau und Dichterin Silja Walter, die Stadtmusik zeigt auf, wie sie sich mit dem neuen Dirigenten weiterentwickelt hat, die Vereinigung Pro Jazz lädt zur Matinée und auch die Kirchen begehen den ersten Advent musikalisch. Dies alles zum Nulltarif (Kollekte) und bestimmt befriedigender als das hektische Schachern um möglichst viel Tand.