Grenchen
Tag des Friedhofs: Ein Kleinod neu entdecken

Am Tag des Friedhofs konnten die Besucher durch eine von Stadtgrün organisierte Führung den Friedhof Tannhof in einer Art erleben, wie nie zuvor.

André Weyermann
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Kevin Herzog (in blauer Jacke links) führte durch den Grenchner Friedhof Tannhof und wusste Interessantes zu berichten. Hanspeter Bärtschi

Kevin Herzog (in blauer Jacke links) führte durch den Grenchner Friedhof Tannhof und wusste Interessantes zu berichten. Hanspeter Bärtschi

hanspeter baertschi

Anlässlich des Tages des Friedhofs organisierte Stadtgrün eine Führung durch den Friedhof Tannhof. Dessen Leiter, Kevin Herzog, konnte trotz Dauerregens eine stattliche Anzahl Besucher begrüssen.

Mit seinen interessanten und kurzweiligen Ausführungen gab er einen Einblick in das Wirken der Friedhofangestellten, stellte die verschiedenen Grabesformen vor und ging auch immer wieder auf Flora und Fauna ein. Er vermochte so die Besucherinnen und Besucher mit viel Wissenswertem zu «versorgen» und den Friedhof in einer Art erleben zu lassen, in welcher sie ihn wohl noch nicht gesehen haben.

Der Friedhof als kulturelles Gut

Der Tag des Friedhofs wurde 2001 in Deutschland ins Leben gerufen und findet seit 2014 auch in der Schweiz immer mehr Anklang. Ziel ist die Friedhöfe als kulturelle Güter, als Orte der letzten Ruhe und des Abschiednehmens, aber auch als grüne Oasen zur Erholung bewusster zu machen und die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Leben, Tod und Trauer anzuregen.

Der Friedhof Tannhof ist in seiner jetzigen Ausgestaltung in den 60er-Jahren entstanden. Verantwortlich zeichneten der Architekt Oskar Bitterli und der Gartenarchitekt Johannes E. Schweizer, eine Koryphäe auf diesem Gebiet.

Der Rundgang im Friedhof Tannhof startete mit dem Besuch des Ortes für das Gemeinschaftsgrab, früher auch Grab der Unbekannten genannt. Wie Kevin Herzog ausführte, erfreut sich diese Art der Bestattung immer grösserer Beliebtheit.

An dieser letzten Ruhestätte ist kein Grabschmuck vorgesehen, seit einiger Zeit kann man sich aber an einer Wand mit Namen verewigen.

Ein Teil des Friedhofes ist den Familiengräbern vorbehalten. Immerhin an die 160 solcher Grabanalgen existieren. Man merkt es dem Grenchner Bijou an, dass mit viel Herzblut, Einsatz und Liebe zum Detail gearbeitet wird.

So ist eine Art grüne Oase entstanden, in welcher es sich auch trefflich lustwandeln lässt und man die Anlage als Freiraum im Städtischen Kontext erleben kann.

Besonders atemberaubend ist die Aussicht auf der oberen Plattform neben der Abdankungshalle mit einer an schönen Tagen grandiosen Sicht auf die Alpen.

Im Friedhof Zeitung lesen

Kevin Herzog wusste denn auch zu berichten, dass es regelmässig Zeitungsleser gebe, die sich ihr Leibblatt an dieser ausserordentlichen Stelle zu Gemüte führen. Er erklärte weiter, dass man ein grosses Augenmerk auf Flora, Fauna und die Biodiversität richte. Für die drei Mitarbeiter geht die Arbeit auf jeden Fall nie aus.

Ein grosser Arbeitsaufwand entfalle auf das Jäten des Unkrautes. Kaum habe man diese «Büez» erledigt, gehe sie wieder von vorne los. Im Weiteren gilt es auf 320 Bäume zu achten.

Die ganze Anlage misst 42 400 Quadratmeter und hat 4230 Gräber. Die Natur soll ihren Platz haben in der weitläufigen Anlage. Auf einer Magerwiese tummeln sich 40 bis 60 verschiedene Gräser pro Quadratmeter.

Verschiedene Tiere wie Fuchs, Vögel und Igel fühlen sich im «Stadtpärkli» wohl. Dazu kommen unzählige Insekten und Käfer.

Auch Stadtpräsident François Scheidegger zeigte sich angetan ob des Wirkens von Stadtgrün. Er werde immer wieder auf das Kleinod angesprochen, das zum Verweilen und zum «Insichgehen» einlade.