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2977 Aktionärinnen und Aktionäre haben sich am Mittwoch im Velodrome Suisse in Grenchen zur jährlichen Generalversammlung des Uhrenkonzerns eingefunden. Die grosszügige Location kam beim Publikum gut an.
Vier Extrabusse der BGU brachten die Teilnehmer von den beiden Bahnhöfen zum Velodrome und die Autokolonne vom Velodrome Richtung Flughafen zeigte schon um 9 Uhr früh an, dass an der Peripherie Grenchens eine «grosse Kiste» im Gang ist.
So gross, dass man von der Tribüne trotz Grossbildschirmen fast ein Fernglas brauchte, um die Vorgänge auf dem Podium zu verfolgen. Doch man will in der Swatch Group wie immer eine Familie sein: «Der Autobesitzer mit folgender Nummer hat sein Licht brennen lassen . . .», lautet die erste Durchsage.
Die Ränge füllen sich rasch und reibungslos, sodass beim pünktlichen Start um 10 Uhr kaum mehr Nachzügler eintreffen. Es sind meist Senioren, die aus der ganzen Schweiz anreisen und in der Generalversammlung nebst dem guten Gefühl, in die richtige Firma investiert zu sein, ein geselliges Erlebnis haben.
Vor der Tribüne scherzt Nick Hayek mit seinen Marken-Chefs. «Ich verstehe schon, dass ihr am liebsten wieder selbstständig wärt.» Auch seine Schwester, Verwaltungsratspräsidentin Nayla Hayek, ist gut aufgelegt. «Also hier ist dann kein Wodka drin, wie ich zuerst befürchtete», meint sie angesichts der Wasserflaschen auf dem Rednerpult.
Das war auch besser so, denn gegen Ende der Versammlung musste sie wohl mehr als ein Dutzend Mal einen «Floskel-Rap» deklamieren, weil neuerdings jeder Verwaltungsrat und auch der Vergütungsausschuss einzeln gewählt werden muss - eine Folge der Minder-Initiative. «Ich werde mich auf nächstes Mal im Schnelllesen üben», versprach sie.
Kompliment für Feuerwehr
Sie zeigte sich glücklich, dass die GV zum ersten Mal am Standort der Swatch Tochter ETA stattfinden konnte, welche mit der Entwicklung der Swatch den Turnaround der Schweizer Uhrenindustrie eingeleitet habe.
«Ohne das emotionale Produkt Swatch hätten wir den Neuanfang nie geschafft», sagte sie. Auch gestern konnten die Aktionäre wieder eine bunte Uhr nach Hause nehmen, die in limitierter Auflage für den Anlass gefertigt wurde. Sie zeigt eine - notabene nicht existierende - 70-Franken-Banknote der Schweizer Nationalbank. Lobende Worte fand Hayek auch für die Feuerwehr von Grenchen und die ETA-Betriebsfeuerwehr, welche den Brand in der ETA-Galvanik im Dezember rasch unter Kontrolle brachte.
Wer will eine Smart Watch?
CEO Nick Hayek referierte über das aktuelle Thema «Smart Watch» und rief in Erinnerung, dass der Konzern schon seit Jahren über die nötige Technologie verfüge. Die Aufnahme bei der Kundschaft sei aber eher bescheiden. Dies ganz im Gegensatz zu mechanischen Uhren. Die neue Swatch «Sistem 51» scheint sehr gefragt. Auch am Verkaufsstand gestern war sie schon bald ausverkauft.
Rauchzeichen zum Apéro
Als dann Nick Hayek seine obligate Zigarre anzündete, war die Reihe an Peter Traub und seinem Team von der Fotra, welche in einem riesigen Zelt nebenan die Aktionäre mit einem Apéro riche bei Laune hielten. «80 Prozent hängen von der richtigen Vorbereitung ab», meinte Traub zum Ansturm und freut sich bereits auf den nächsten Grossauftrag der Swatch Group in Juni in Magglingen.
Auch die Besucher scheinen zufrieden: wie beispielsweise Renata und Paul Zumbühl aus Bad Ragaz. «Ein gutes Unternehmen, ich verfolge es schon seit Jahrzehnten. Im Vergleich zu anderen Generalversammlungen herrscht hier ein frischer Wind und es geht etwas unkonventionell zu», sagt Paul Zumbühl.
Die Lokalität Velodrome sei praktisch und leicht zu finden. «Nur Frauen-WCs hat es etwas wenig. Wir mussten recht lange anstehen», ergänzt seine Frau. Seitens des Velodrome zeigte sich Michèle Tanner, stellvertretende Geschäftsführerin, zufrieden mit dem Ablauf.
Stolz ist auch Hanspeter Rentsch. Als einziger «Grenchner» war sein Platz auf dem Podium. Er ist Chefjurist der Swatch Group und Mitglied der Unternehmensleitung. «Schön, kann die GV einmal in Grenchen stattfinden. Das Velodrome gefällt mir sehr gut», sagt der Manager. Er sorgte zudem für die einzige wirkliche News des Morgens: Die Swatch Group zieht gegen die UBS vor Bundesgericht.