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Der Transport des Abbruchmaterials vom Haus auf dem Bettlachstock ist logistisch eine Knacknuss. Das abgebrochene Material kann nur mit dem Heli transportiert werden. Am Montag haben die Wolken den Berg kurzzeitig für den Einsatz freigegeben.
Vom Bauernhaus auf dem Bettlachstock stehen nur noch die Mauern. 11 Angehörige des Pontonierbataillons 26 hatten in ihrem diesjährigen WK den Dachstock und die Holzkonstruktion abgebrochen und zerlegt (wir berichteten).
Das Eternitdach und Teile des Innenraums aus asbesthaltigen Materialien wurden durch die Firma Menz aus Luterbach, spezialisiert auf die Entsorgung belastender Materialien, abgebaut und verpackt. Menz stellte beim ehemaligen Bauernhaus auch ein Gerüst auf, damit die Soldaten ihre Arbeit verrichten konnten.
Gerüst, die mit Asbest belasteten Böden und Eternit, Holzbalken und Bretter liegen seit ein paar Tagen abholbereit auf Paletten verpackt neben dem Gebäude. Die Schweizer Luftwaffe sollte die Palette mit einem Super Puma zum Schützenhaus Bettlach transportieren, von wo aus das Material dann später mit Lastwagen weggebracht wird.
Aber das Wetter spielte vorgestern erst einmal nicht mit: Der Bettlachstock lag im dichten Nebel, die Sichtweite beim Schützenhaus betrug am Montag nur knapp 300 Meter. Zwar können Super Pumas durchaus auch im Blindflug manövrieren, allerdings nur im Direktflug von Flughafen zu Flughafen. Einsätze in unbekanntem oder unübersichtlichem Terrain sind nicht erlaubt, erklärte Sacha Felber, der technische Offizier des Pontonierbataillons 26.
Mit Verspätung doch noch
Gestern hat man mehr Glück: Vormittags liegt die Wolkendecke noch zu tief, aber am Mittag macht es ganz den Anschein, als ob es aufreissen könnte. Pilot Michael Hügli, Berufspilot bei der Luftwaffe, ist mit dem Super Puma bereits auf dem Flughafen Grenchen. Es ist wie verhext: Im Mittelland und über Grenchen scheint zeitweise sogar die Sonne, aber die Wolken über dem Jura liegen immer noch tief. Zu tief, wie Hügli meint. Kurz nach 13 Uhr beschliesst er, einen Erkundungsflug über den Bettlachstock zu machen, und landet danach auf einer Wiese beim Schützenhaus. «Die Wolkenfetzen liegen immer noch tief, wir warten noch eine halbe Stunde», so der Pilot.
Mit ihm an Bord sein Copilot, Flughelfer und Angehörige der Luftwaffe zum An- und Abhängen der Palette. «Für uns sind solche Einsätze spannend und eine gute Übung», sagt Hügli. Denn meistens würden Personentransporte oder Transporte von Geräten und Material durchgeführt, die in den Heli eingeladen werden können. Transporte mit angehängter Last seien mit dem Super Puma eher selten, obwohl man bis zu 3 Tonnen schwere Lasten transportieren kann.
Vier Minuten pro Palett
Zahlreiche Schaulustige sind inzwischen aufgetaucht und bestaunen aus der Ferne das Neun-Tonnen-Ungetüm, das da unterhalb des Schützenhauses steht. Dann der Anruf vom Berg: «Es klart auf, die Wolkendecke ist etwas gestiegen.» Gute Nachricht auch für Beat Plüss von der Firma Menz. Denn man möchte das Gerüst und die Paletten mit dem Asbest möglichst noch vor dem Winter vom Berg schaffen.
Nach kurzer Zeit hebt die schwere Maschine ab. Die welken Blätter der Bäume in der Nähe, die dem Wind bisher standgehalten haben, werden von den heftigen Abwinden der Rotorblätter weggewirbelt. Der Heli fliegt hoch und setzt zwei Flughelfer auf dem Berg ab. Dann wird die «long line» befestigt, an der die Palette kurze Zeit später eine nach der anderen vom Bettlachstock zum Schützenhaus transportiert werden. Der Flug dauert jeweils nur etwa 4 Minuten, 40 Palette sind runterzufliegen. Zu wenig Zeit, um das gesamte Material ins Tal zu bringen, denn die Wetterprognose für den späteren Nachmittag ist schlecht.
Aber immerhin kann man am Dienstag einen grossen Teil des Materials vom Berg schaffen. Der Rest wird entweder heute oder zu einem anderen Zeitpunkt vom Berg geflogen.
Für die Pontoniere des Pontonierbat 26 ist der WK bald vorbei: Donnerstagmittag geht es zurück in die Kaserne.
Die Mauern des Bauernhauses werden übrigens nächstes Jahr gesprengt.