Gerüchte um Schliessung der Firma Steris bewahrheiten sich. Und das obwohl das Unternehmen Ende 2009 den Turnaround geschafft hatte, gut ausgelastet war und sogar neue Jobs schuf. Wie geht es jetzt weiter?
Der US-Konzern Steris will drei seiner Produktionsstätten schliessen. Betroffen ist auch der Standort Pieterlen. Um die verbliebenen 70 Arbeitsplätze zu erhalten, sucht man jetzt einen neuen Partner.
Steris ist im Bereich der Life Science tätig und beliefert mit seinen Produkten Spitäler, Pharma und Industrie. Der Konzern kriselt und will seine Schwerpunkte an neuem Ort in Bordeaux, Frankreich, konzentrieren. Drei frühere Standorte sind von einer Schliessung betroffen, unter anderem auch der Standort Pieterlen, wo Produkte für den Spitalmarkt hergestellt werden.
Manfred Dietrich, der vor zwei Jahren mit dem Auftrag in die Steris eingetreten war, die Krise zu bewältigen, die Firma zu konsolidieren und den Standort Pieterlen zu sichern, wusste damals noch nicht, welcher Entscheid vom Mutterkonzert am Anfang dieses Jahres gefällt werden würde. Den Turnaround hatte er nämlich geschafft, und die Firma war Ende 2009 gut ausgelastet, es wurden sogar neue Stellen geschaffen.
Neues Unternehmen
Gut möglich, dass bald aus einer Negativ-Meldung eine Positiv-Meldung wird: Die Produktion und Montage von rostfreien Blechkomponenten in Pieterlen soll an eine externe Firma verkauft und in Pieterlen so eine neue Unternehmung gegründet werden. Laut einem Artikel im «Bieler Tagblatt» (BT) ist der Direktor der Pieterler Niederlassung auf der Suche nach einem potenziellen Partner, um den Standort und die Arbeitsplätze zu retten. Bereits im August hatte Dietrich zu diesem Zweck in einem Interview, das auf der Homepage der Wirtschaftskammer Biel-Seeland erschien, die schon länger bestehenden Gerüchte bestätigt: Der Mutterkonzern habe beschlossen, den Betrieb in Pieterlen in gut einem Jahr einzustellen. Nur noch Verkauf und Service würden in Pieterlen bleiben, Administration, Engineering und Entwicklung würden nach Bordeaux transferiert, die Produktion werde aus strategischen Gründen an eine externe Firma verkauft. Jetzt ist die Suche nach einem potenziellen Partner, um diese Firma selber zu gründen in vollem Gang. Dietrich im Interview auf der Homepage «wibs»: «Ich suche nun einen Partner, mit dem sich ein überlebensfähiger Betrieb aufbauen lässt. Es ist vorgesehen, dass die neue Firma am Standort bleibt und mehrjährige Lieferverträge mit Steris erhält.»
Grosse Herausforderung
Die Pläne Dietrichs und des Konzerns könnten gar bedeuten, dass in einigen Jahren mehr Arbeitsplätze in Pieterlen geschaffen würden, als jetzt vorhanden sind, sagt Dietrich. Die Herausforderung bestehe darin, «einen Partner für die Produktion zu finden, der den heutigen Standort beibehält und wenn möglich mit eigenen Produkten zusätzlich auslasten und weiter ausbauen kann», so Dietrich laut dem «BT». Und wenn dieses Vorhaben gelingt, werde der Personalabbau in Pieterlen geringer ausfallen als befürchtet. Manfred Dietrich jedenfalls ist optimistisch. Er sei bereits jetzt im Gespräch mit einigen interessierten Firmen.
Steris ist in der Vergangenheit durch stürmische Zeiten gegangen: 2003 wurde die damalige Hamo AG an den amerikanischen Konzern Steris Corporation verkauft, 2008 wurde eine massive Restrukturierung durchgeführt, und von den 130 Arbeitsplätzen fielen deren 50 den Sparmassnahmen zum Opfer. Seit der Übernahme durch den Konzern wurden insgesamt etwa 100 Stellen abgebaut. Im darauf folgenden Jahr erholte sich die Firma, die Produktion war Ende 2009 wieder voll ausgelastet. Umso bitterer also der Entscheid des Mutterkonzerns. Pieterlens Gemeindepräsidentin Brigitte Sidler erklärte, sie sei bereits im Frühjahr über die Pläne informiert worden und sei darüber bestürzt. Es seien schon viele Stellen in der Vergangenheit gestrichen worden, und eine Schliessung wäre ein grosser Verlust für Pieterlen.