Die SWG realisiert ihr wichtigstes Erdgasprojekt des Jahrzehnts. Sie baut eine neue Erdgasleitung. In Arch wurde die neue Gaseinspeisung vorgestellt.
Erdgas ist ein umweltschonender Kraftstoff. Deshalb passt der «Kornkreis» im Archer Maisfeld, wo die SWG am Dienstag ihr neuestes Projekt vorstellte, ganz gut. An dieser idyllischen Lage werden seit wenigen Tagen neue Leitungsrohre für eine modernere Erdgaseinspeisung für Grenchen unterirdisch eingefahren, zusammengeführt und verschweisst.
Die Leitung führt 4,5 Meter unter der Aare und der heiklen Uferschutzzone hindurch und ermöglicht es dem Stromversorger nicht nur, sein Netz entsprechend verschärften bundesrechtlichen Vorgaben zu aktualisieren, sondern bietet gleichzeitig die Möglichkeit, es auszubauen und neue Kunden zu gewinnen. Über 100 Kilometer Erdgasnetz unterhält die SWG bereits - nun kommen weitere 9 Kilometer hinzu. 5,8 Millionen Franken betragen die Kosten, die sich die SWG mit dem Gasverbund Mittelland teilt.
Besonderes Bohrverfahren
Gut 40 geladene Gäste wurden auf der Baustelle, unweit von Bahnhof und Aare, in die Geheimnisse des Leitungsbaus eingeführt. Projektleiter Gerd Rettschlag wies auf das besondere Bohrverfahren hin. Mit einer sogenannten HDD-Bohrung werden allein zwischen Arch und Grenchen 3,7 Kilometer Leitung unterirdisch, maschinell und fast ohne menschliches Zutun verlegt. Das spezielle Bohrgerät kommt von der Grenchner Bohrfirma Panaiia & Crausaz AG. «Maschinen wie diese gibt es in der ganzen Schweiz vielleicht zehn», sagt Gerd Rettschlag. «Es ist ein Glücksfall, dass wir sogar ein regionales Unternehmen damit beauftragen konnten.»
Im vergangenen Jahr verkaufte die SWG rund 160 Gigawattstunden Erdgas in den Gemeinden Grenchen, Bettlach, Lengnau, Arch und Büren. Sie betreibt Tankstellen für den Busbetrieb BGU und an der Neckarsulmstrasse. Der Verbrauch an Erdgas teilt sich fast hälftig auf Haushalte und Industrie auf. Rund 15 Millionen Franken pro Jahr beträgt der Ertrag aus dem Geschäftsfeld Erdgas. (fup)
Fünf Gemeinden versorgt die SWG bis heute mit Erdgas, das zum einen Teil aus Westen und zum anderen aus Süden von Hessigkofen via Arch durch den Gasverbund Mittelland nach Grenchen gelangt. Aus Süden wird die Stadt seit Ende der 60er-Jahre über eine Einspeiseleitung mit 25 bar Druck versorgt, die unter der Archbrücke hängt. Wie Rettschlag erklärte, entspricht diese Leitung nicht mehr den Anforderungen des Bundes. Deshalb wird die neue Leitung im 5-bar-Standard erstellt, was die Sicherheit erhöht und den Gasversorger vor zusätzlichen Auflagen schützt. Aus Sicht der SWG ist dies aber nicht der einzige Vorteil der neuen Erdgasleitung. Der Abschnitt von Arch bis «ennet der Aare» soll bis Freitag abgeschlossen sein. «Das gibt einiges zu tun», weiss Rettschlag.
Erdgasverkauf bald auch in Rüti
Ein weiterer Nutzen aus Sicht der SWG ist, dass mit der modernen Leitung neue Kunden im Industriegebiet Rüti und in Staad ans Erdgasnetz der SWG angeschlossen werden können. Insbesondere profitiere die Gemeinde Arch, unter anderem, weil die Leitung neu nicht mehr durchs Wohngebiet führt, sondern westlich an der Gemeindegrenze vorbei.
In der Stadt Grenchen bringt das Projekt zudem Vorteile für die Stadtentwicklung: Anstelle der heutigen drei Druckreduzierstationen in Grenchen, Arch und Hessigkofen (Buchi) reicht künftig eine einzige in Hessigkofen aus, weshalb die Gasannahmestelle im Grenchner Brühl aufgehoben werden kann. Dadurch wird der Standort neben dem Bahnhof Grenchen Süd für die Stadtentwicklung nutzbar. Bekanntlich will die SWG dort ein neues Verwaltungsgebäude bauen, andererseits gewisse Parzellen zum Verkauf anbieten.
Erschliessungsplan muss noch genehmigt werden
Nach der ersten Etappe von Arch nach Grenchen wird der Abschnitt Hessigkofen - Arch in Angriff genommen werden. Die erste Etappe soll in zirka sieben Wochen fertig sein, auf die Unterquerung der Aare folgen Arbeiten beim Witibach, der Kantonsstrasse und einer Engstelle im Bereich der Staadstrasse.
Die übrigen Leitungsabschnitte werden im konventionellen Grabenbau mit dem Bagger und der Grabenfräse ausgeführt. Den Bauarbeiten ging ein Genehmigungsverfahren im Kanton Bern voraus. Im solothurnischen Teil muss der Kanton noch einen Erschliessungsplan genehmigen, hat der SWG aber eine vorgängige Baubewilligung erteilt.
Die neue Leitung soll eine Lebensdauer von rund 100 Jahren haben. Das Gesamtprojekt wird voraussichtlich erst Anfang 2013 fertiggestellt werden können. Durch die Etappierung und die zweite Leitung aus Westen soll die Erdgasversorgung auch während der Heizperiode gewährleistet bleiben.