Am Wochenende gastierte der österreichisch-deutsche Künstler Stefan Waghubinger im Kleintheater Grenchen.
Der Kabarettist, Cartoonist und (Kinder-)Buchautor Stefan Waghubinger ist längst mehr als ein Geheimtipp und auf den deutschsprachigen Bühnen seit seinem Erfolgsprogramm «Langsam werde ich ungemütlich» aus dem Jahr 2009 ein gern gesehener Gast. Auch das aktuelle Programm, mit dem Waghubinger schon seit 2014 unterwegs ist, vermag sein Publikum zu begeistern.
Sein Publikum, das sind wohl eher gebildete Personen mit einer gewissen Lebenserfahrung, die sich ab und zu so ihre Gedanken machen, vorzugsweise über Gott und die Welt und gelegentlich über sich selber. Diese Ménage-à-trois analysiert der studierte Theologe Waghubinger mit einem subtilen, tief- und hintersinnigen Humor.
Der abendfüllende Auftritt ist dabei das pure Gegenteil der heute so beliebten Schenkelklopfer, die auf Kosten von Einzelnen oder Minderheiten billige Lacher einheimsen oder einfach aktuelles Zeitgeschehen durch den satirischen Durchlauferhitzer jagen. Waghubinger geht fast nie aufs Ganze, überlässt die letzte, von andern oft zynisch ausgesprochene Konsequenz dem Kopf des Zuschauers. Man muss den ganzen Abend nachdenken, um lachen zu können. Oft deshalb mit zwei, drei Sekunden Verspätung. Und manchmal bleibt das Lachen auch einfach im Halse stecken, weil Wahres, allzu Wahres ausgesprochen wird.
Aber das macht Spass und ist ungemein anregend. Im aktuellen Programm «Aussergewöhnliche Belastungen» macht sich Waghubinger, hier gerade zur Saison passend, nicht ans Ausfüllen der Steuererklärung. So wie manch einer sich zurzeit im Verschieben dieser inspirierenden Aufgabe übt, macht auch er sich im Zweifelsfall zuerst einmal einen Kaffee.
Outputmässig bleiben dabei fürs Steueramt am Ende nur ein paar Kaffeeflecken auf dem Steuerformular. Denn das sei verraten: Der Protagonist überlebt die Sache nicht. Was ihm immerhin einen neuen Gesprächspartner bringt. Dass auch Gott am Ende entnervt aufhängt, erstaunt bei Waghubingers subversiven Gedankengängen allerdings nicht. Da braucht auch der Allmächtige vielleicht zuerst etwas Zeit zum Nachdenken.
Waghubinger ist in der Schweiz demnächst noch in Luzern (25. März) und Olten (20./21. April) zu sehen.