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Der Lachyoga-Experte Vijay Kumar Singh zeigte im Eusebiushof in Grenchen, dass Lachen in vielen Situationen befreiend wirkt.
Die rund dreissig Anwesenden im Eusebiushof vollführen eine der ersten Übungen. Sie klatschen mit gespreizten Fingern in die Hände und kombinieren es unter der Leitung des indischen Experten Vijay Kumar Singh bald mit «ho-ho»- und «ha-ha»-Lauten. Singh ist Lach-Dozent, Reiseunternehmer, ETH-Ingenieur und Journalist. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen macht er selber mit. Es dauert nicht lange,
bis der Saal erfüllt ist mit heiterem Gelächter.
In einem kurzen Vortrag und in praktischen Übungen mit der Gruppe führte Singh am Sonntag in die Technik und Wirkung des Lachyogas ein. Dies im Rahmen der Erwachsenenbildung der römisch-katholischen Kirche Grenchen, die an jedem Vierten des Monats einen Anlass anbietet.
«Kinder lachen rund 400, Erwachsene dagegen nur noch fünfzehn bis zwanzig Mal am Tag», erklärt Singh, den es freuen würde, wenn Menschen wieder vermehrt lachen. Lachen ist nämlich gesund für Körper und Seele: «Es hilft, Stress abzubauen, Schmerzen zu lindern, die Ausdauer zu stärken sowie Angst und Depressionen zu beseitigen», beschreibt Singh.
Das Gehirn kann nicht zwischen künstlichem und natürlichem Lachen unterscheiden. Sobald man lacht, werden Glückshormone, körpereigene Endorphine freigesetzt, die Glücksgefühle mit sich bringen.
Lachyoga hat mit Yoga die Atemtechnik gemeinsam und auch, dass man von einem Zustand der Spannung in einen entspannten übergeht. Es geht darum, ohne Grund zu lachen und ist eine Kombination aus Atem-, Lockerungs- und Lachübungen mit pantomimischen Bewegungen. Ein zuerst künstliches Lachen soll dann in ein echtes übergehen. Der Augenkontakt und der spielerische Inhalt der Übungen würden hierfür helfen.
Im Eusebiushof tun die Anwesenden so, als würden sie telefonieren und über einen erzählten Witz am anderen Ende der Leitung lachen. Später gehen sie in die Hocke und stellen Schluchzer nach. Während sie sich erheben, beginnen sie zu lachen und strecken die Arme in die Luft.
Durch regelmässiges Anwenden kann Lachen das Denken automatisch positiver und heiter machen. Man soll auch in Momenten lachen, wenn man sich eigentlich ärgert. Beispielsweise über eine unschöne Rechnung oder wenn man den Zug für den Heimweg verpasst hat. Ärger versetze nämlich in einen Stresszustand, den man durch Lachen abbauen könne.
Lachyoga ist eine noch relativ junge Erfindung und damit das neuste Glied aller Yogapraktiken. Dem indischen Arzt Madan Kataria gelang es, Lachen mit Yoga zu verbinden. 1995 gründete er den ersten Lachclub in Indien, inzwischen gibt es rund 6000 Clubs in sechsundsiebzig Ländern.
Singh traf als Journalist Kataria, worauf sein Interesse geweckt wurde. In Katarias Kursen lernte er dessen Techniken und praktiziert seit einigen Jahren mit verschiedenen Gruppen in Workshops oder bei Anlässen Lachyoga. Die Übungen muss er je nach Gruppe anpassen. «Mit Kindern mache ich andere Übungen als mit Erwachsenen oder älteren Personen», erläutert Singh. «Gerade bei älteren Leuten muss ich mehr Atemübungen machen, sonst könnten sie in Atemnot geraten.» Die Teilnehmer von Singhs Kursen sind weitgefächert. Politiker und Manager finden sich unter ihnen. Auch ist er öfters in Altersheimen anzutreffen.
Den Teilnehmenden im Eusebiushof gefiel der Anlass sehr. So meinte eine Besucherin: «Ich fühle mich sehr befreit und locker.» Und eine andere Teilnehmende fügt hinzu: «Eigentlich sollte man diese Philosophie auch in den Alltag mitnehmen und jeden Tag lachen.»