Der Stadtbummler machte auf dem Grenchner Markt am Gründonnerstag eine nicht repräsentative Umfrage.
Einen Tag früher als gewöhnlich war am letzten Donnerstag Markttag in Grenchen. Denn am Karfreitag, einem der höchsten Feiertage in der Schweiz, darf kein Markt abgehalten werden. Es folgt ein langes Wochenende mit Sonntag und Montag, an dem die Läden in den meisten Kantonen geschlossen bleiben. Hatte das Auswirkungen auf das Marktgeschäft in Grenchen?
Am Wagen der Hostettlers, die frischen Fisch aus ihrer Fischzucht in Kräiligen feilbieten, brummte das Geschäft. «Zu Hause sind heute sogar fünf Leute im Verkauf tätig, denn bei vielen Familien steht am Karfreitag traditionellerweise Fisch auf dem Speiseplan», sagte Vreni Hostettler.
Auch an den Gemüseständen war viel los. Und doch merkte man: viele Grenchnerinnen und Grenchner sind über die Ferien weggefahren. Manche standen vielleicht schon im Gotthard-Stau. «Es war spürbar weniger Kundschaft da, als an guten Freitagsmärkten», sagte eine der Verkäuferinnen bei Gloor Gemüse. «Aber die Leute haben auch mehr aufs Mal eingekauft, eventuell fürs gemeinsame Familienfest an Ostern».
Doch nun zum eigentlichen Thema: Ostern - hart gekochte, gefärbte Eier werden versteckt. Doch woher stammt der Brauch? Warum ausgerechnet Eier?
Das Ei ist im Christentum Symbol für die Auferstehung Jesu Christi. Aus seinem Inneren erwächst neues Leben. Da die Kirche schon im Mittelalter während der Fastenzeit den Verzehr von Fleisch und Eierspeisen verbot, die Hühner aber im Frühling besonders viele Eier legen, wurden diese gekocht, um sie haltbar zu machen, und gefärbt, oft um sie zu weihen und zu verschenken.
In Osteuropa und der orthodoxen Kirche werden Ostereier noch heute vorwiegend rot gefärbt, ein Verweis auf den auferstandenen Christus und sein vergossenes Blut.
Und der Osterhase? Um 1800 entstand der nichtkirchliche, familiäre Festtagsbrauch der Ostereiersuche in städtischen, reformierten und bürgerlichen Kreisen Deutschlands. Weil im Frühjahr jeweils ausgehungerte Hasen in den Gärten Nahrung suchten und sie sich sehr scheu verhielten - Feldhasen verharren oft in Grasmulden und flüchten erst im letzten Moment - kam man auf die Idee, dass sie die Eier legen und in den Mulden verstecken könnten. Der Hase gilt zudem als Symbol der Fruchtbarkeit.
Der Heidelberger Arzt Johannes Richier hatte sich sogar in seiner Dissertation «De ovis paschalibus» – «Von Ostereiern» im Jahr 1682 mit dem Thema befasst. Er schrieb, dass «in Oberdeutschland, in unserer Pfalzgrafschaft, im Elsass und in benachbarten Gemeinden sowie in Westfalen der Osterhase solche Eier lege und in den Gärten im Grase verstecke, damit sie von den Knaben umso eifriger gesucht würden, zum Lachen und zur Freude der Älteren.»
In der Schweiz wurden die Ostereier übrigens in vergangenen Zeiten nicht vom Hasen, sondern vom Kuckuck versteckt, in Schleswig-Holstein, Westfalen, Niedersachsen und Bayern war's der Fuchs, im Tirol die Osterhenne und in Thüringen der Storch.
Die Geschichte der Osterhasen aus Schokolade hingegen ist nicht eindeutig. Es gibt Hinweise darauf, dass bereits Mitte des 19. Jahrhunderts Hasenfiguren aus massiver Schokolade hergestellt wurden, mehrere Kilogramm schwer und entsprechend teuer. Die Produktion von Hohlfiguren mittels Zentrifugalschleuder begann aber erst am Anfang des 20. Jahrhunderts und erst 1950 liefen die ersten Schokolade-Osterhasen in Deutschland ab Fliessband.
So viel zu den überlieferten und glaubhaftesten Ursprüngen der Osterbräuche. Wir wollten es wissen und fragten willkürlich Leute auf dem Markt, woher die Bräuche wohl stammen. Keine der befragten Personen konnte die «richtigen» Antworten geben. Manche stellten Vermutungen an, die in die richtige Richtung zielten. So meinte eine junge Frau, die mit ihren zwei Kindern unterwegs war, das müsse wohl auf etwas Kirchliches zurückgehen.
Eine Gruppe älterer Damen meinte, sie hätten keine Ahnung, seien aber sehr interessiert, die Lösung dann in der Zeitung zu lesen. Und zwei ältere Herren erinnerten sich an andere Bräuche im Zusammenhang mit Ostern, wie zum Beispiel dem Eierlauf, allerdings mit rohen Eiern. Eine Dame wies darauf hin, dass man Eier früher nicht nur gekocht, sondern auch «eingemacht» habe, um sie haltbar zu machen.
Auch Grenchens Eierspezialistin schlechthin wusste keinen Rat: Immerhin hat Susanne Stauffer aus Staad auch heuer wieder sage und schreibe 2100 Eier gekocht und gefärbt. 1800 wunderschön verziert mit Kräutern und Blättern. Alleine am Markt verkaufte sie gegen 900 Stück ihrer Kunstwerke. Aber woher der Brauch stammt? «Keinen blassen Schimmer. Weisst Du es? Du weisst doch sonst alles», sagte sie zu ihrem Mann.
Dass der Brauch mit den Eiern eindeutig älter sei, dafür plädierten die meisten der Befragten. Auf die Frage, was es mit den Osterhasen aus Schokolade auf sich hat, gab es eine Antwort, die wir hier stellvertretend für alle anderen stehen lassen wollen: «Das war sicher ein findiger Confiseur, der auf die Idee kam. Hier geht es wie beim Valentinstag doch nur ums Geschäft.» Frohe Ostern!