Die Not weiter weg und diejenige direkt vor unserer Haustür – mit offenen Augen, einem weichen Herz und helfenden Hände Unterstützung anbieten.
Der Frühling naht, ist fast schon da! Und doch haben wir ein schweres Herz in der Brust, wenn wir nach Osten sehen. Erste Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine sind gescheitert; Flüchtlingsströme bewegen sich einmal mehr durch Europa.
Eine riesige Solidaritätswelle wogt auch durch unser Land; Menschen spenden Geld und dringend benötigte Güter. In Grenchen fand am Freitagabend eine Friedenskundgebung auf dem Marktplatz statt, danach ein Benefizkonzert in der Zwinglikirche. An der Kundgebung beteiligten sich viele Grenchner Kirchen; die spontane, unkomplizierte und engagierte Zusammenarbeit hat mich sehr berührt und ermutigt.
Und doch: Ich mag eine alternde Zynikerin sein, aber mich irritiert mein Eindruck, dass uns die 350'000 Zivilisten, die seit 2011 im Syrienkrieg umgekommen sind, mehr oder weniger am Hintern vorbeigehen. Liegt es daran, dass Syrien weiter weg ist, oder daran, dass die anders aussehen als wir?
Und was ist mit der Not in nächster Umgebung? Zwar fallen hier keine Bomben, aber viele Menschen kratzen täglich das Notwendige zum Leben zusammen oder leiden – gerade in den letzten zwei Jahren – an der Seele. Wie berechnet sich der Grad unseres Mitfühlens? Ist es eine Formel aus Entfernung – nicht zu weit weg, aber ja nicht zu nah an mir dran – und kultureller Nähe?
Keine Frage: Es berührt auch mich sehr, dass wir als einzelne nicht nur mitfühlen, sondern auch aktiv werden. Ich bin dankbar, dass der Bundesrat zum ersten Mal einen Schutzstatus für Geflüchtete einführt. Aber ich wünsche mir mehr.
Zum einen, dass wir in einem halben Jahr nicht jammern, weil die Leute noch hier sind und Infrastruktur und Unterstützung brauchen. Zum anderen, dass wir uns auch von der Not weiter weg und vor allem von der direkt vor unserer Haustür anrühren lassen.
Grenchen war einst ein Hort für politisch Verfolgte; es soll auch Zuflucht sein für hier lebende Menschen, die materielle Hilfe brauchen, innerlich auf der Flucht sind oder verwundet vom Leben, auf der Suche nach Wärme und Schutz für Körper und Seele. Lassen wir uns anrühren und werden wir aktiv – in Grenchner Vereinen oder Kirchen, aber auch, indem wir nach der Not in unserer direkten Umgebung Ausschau halten. Haben wir offene Augen, ein weiches Herz und helfende Hände für Gränche bygott.