Stadtbummel Grenchen
Persönlich werden, authentisch und unverblümt

Die Stadtbummlerin überlegt sich, was man darf: Ostern feiern, den Gemeinderat wählen und hoffentlich bald weiteres mehr.

Brigitte Stettler
Brigitte Stettler
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«Osterhasen sind meines Wissens negativ, was überaus positiv ist.»

«Osterhasen sind meines Wissens negativ, was überaus positiv ist.»

Christian Beutler / KEYSTONE

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Denkste. Können vor Lachen. Ein Fest ums andere in Grenchen wird abgesagt wegen – Sie wissen schon warum. Letztes Jahr genau dasselbe und langsam werden wir uns daran gewöhnen, wahrscheinlich aber nicht.

Wie sehr würde ich es gerade der jungen Generation gönnen, dass sie wieder unbeschwert feiern könnte, sich mit vielen Kolleginnen und Kollegen treffen und vor allem, sich umarmen. Natürlich gönne ich es auch den Älteren unter uns, dass ihr Leben wieder so wird, wie sie es sich gewohnt sind. Bloss, so schrieb mir letztens einer meiner Lieblingsmenschen: «Das ist halt so, wenn man in die Jahre kommt und der Vorrat an Zukunft langsam zur Neige geht.» Heisst nichts anderes, als die Gegenwart zu leben und aus jedem Tag das Beste und Erfreulichste zu machen, auch wenn es manchmal schwerfällt. Feiern wir also das Osterfest. Das ist erlaubt.

Osterhasen sind meines Wissens negativ, was überaus positiv ist, und die werden nebst den negativen Hühnern ja wohl in der Lage sein, uns mit genügend Ostereiern zu versorgen. Die Eier legen wir dann zusammen mit ein paar anderen Süssigkeiten und einem Schoggihasen (es muss nicht der mit dem Glöggli sein) in ein Osternest und verstecken dieses. Im Garten, im Haus, wo auch immer. Und wenn wir dieses gesucht und dann gefunden haben, tütschen wir Eier. Auch das ist erlaubt. Mit sage und schreibe zehn Personen darf man tütschen, kann man nichts dagegen sagen.

Nach Ostern wird Pfingsten folgen, dann sehen wir weiter. Wer weiss, vielleicht ist an Pfingsten alles anders und das Virus macht sich aus dem Staub. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Grenchen wählt einen neuen Gemeinderat, noch vor Pfingsten. Jede Partei hat ihre Kandidaten und jeder dieser Kandidaten möchte gewählt werden, weil er doch das Beste für seine Stadt möchte. Also zeigt man sich im besten Licht und macht Reklame, nicht zuletzt auch für sich selbst. Was nicht verboten ist, denn schliesslich hat der Wähler bekanntlich das letzte Wort.

Dieser Wähler lebt in Grenchen, in einer Stadt, die es oft schwer hat und der es oft schwer gemacht wird. Allzu viel Wert auf die Wahrnehmung von aussen sollte man nicht geben, wichtig ist es, die Werte Grenchens hervorzuheben. Persönlich werden. Authentisch sein. Sich selber bleiben. Fehler zugeben. Den Einzelnen fragen, wie es ihm geht in dieser schwierigen Zeit. Auf den Menschen zugehen. Das ist auch mit Maske und mit Abstand sehr gut möglich.

Täglich jemanden fragen, wie er sich fühlt. Und dann einfach zuhören. Ich könnte mir im Übrigen vorstellen, täglich ein kleines Porträt über Alt und Jung in dieser Zeitung zu lesen, unter beispielsweise der Rubrik: Wie geht es Ihnen? Nicht dass ich etwas gegen den Grossätti vom Leberberg hätte, aber es wäre schön, wenn auch ein noch lebender Grossätti zu Wort käme, der mit dem Grossmutti zusammen seine Enkel hütet. Oder ein Beizer, der noch immer auf Hilfszahlungen hofft. Ein Arbeiter, der mit dem Kurzarbeitsgeld nicht auskommt. Eine alleinerziehende Frau, die Homeoffice macht, drei Kinder hat und eine viel zu kleine Wohnung. Eine Frau, die wieder ohne Maske und ohne Abstand ihre Freunde umarmen möchte, Kulturschaffende und und und...

Das sind die Menschen hier in Grenchen, die bestimmen, wer im Gemeinderat sitzen wird und wer nicht. Bleiben wir persönlich, unverblümt und nah am Mitmenschen.