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Ein Spaziergang über den Markt zeigt: Grenchnerinnen und Grenchner nützen das schöne Wetter nicht bloss um einzukaufen - auch der obligate Schwatz im Café ist wieder gefragt.
Der Kanton will den Impfturbo zünden: Schon bald soll man sich sogar pieksen lassen können, ohne aus dem Auto auszusteigen. Für die Autostadt Grenchen ein wahrer Segen. Rein ins Auto, kurze Fahrt zum Feuerwehrmagazin, durchs offene Fenster zuerst die Kontrolle der Registrierung und dann den erlösenden Stich in den Oberarm erhalten, ohne auszusteigen. Gut, vor einer möglichen Infektion geschützt ist man erst einige Zeit später, sagen die Experten. Zu etwa 50 % zwei bis drei Wochen nach der ersten Impfung und zu über 90 % zwei bis drei Wochen nach dem zweiten Pieks. Kein Grund also, schon jetzt in Euphorie zu verfallen.
Und seien wir ehrlich: Auch wenn man jetzt impft, was das Zeug hält, reicht es noch lange nicht zur sogenannten Herdenimmunität, geschweige denn zu einem wirksamen Schutz gegen mögliche neue Varianten des Virus, der uns seit mehr als einem Jahr das Leben schwer macht. Also werden die Öffnungsschritte zaghaft und vorsichtig vollzogen und wir werden noch lange Abstand wahren, Masken tragen, die Hände desinfizieren und uns nicht in grossen Gruppen treffen können. Und uns unter Umständen auch noch eine dritte Impfung in den Oberarm jagen lassen, wenn's ganz blöd kommt.
Das werden sich auch die Organisatoren des Sandlochfests gesagt haben, das Anfang Juli über die Bühne hätte gehen sollen. Hätte, denn der Anlass reiht sich leider ein in die grosse Anzahl der regionalen Festivitäten, die bereits abgesagt wurden - Grenchner Fest, Bettlefest, Bettle-Bierobe - oder noch auf der Kippe stehen, wie zum Beispiel das Zähnteschürfest in Bettlach. Auch 2021 wird aller Voraussicht nach ein mageres Jahr, was Veranstaltungen anbelangt.
Und doch kommt auf leisen Sohlen die Normalität in kleinen Schritten zurück, Beim Bummel über den Markt spürt man den Leuten die Erleichterung an, dass man sich wieder treffen und auf der Terrasse des Restaurants Passage zu Kaffee und Gipfeli einen Schwatz abhalten kann. In anderen Ländern rings um uns herum ein Ding der Unmöglichkeit, dort herrscht zum Teil noch ein strenger Lockdown, mit geschlossenen Läden, Restaurants und Schulen, ja sogar Ausgangssperren in gewissen Gebieten.
Hier kann man sich trotz einer Flut an Absagen von Veranstaltungen doch auf das eine oder andere freuen. So wird, allen Unkenrufen zum Trotz, zum Beispiel bereits Anfang Juni das Food Truck Festival durchgeführt. Eine kulinarische Reise durch verschiedene Länder und Kulturen, angereichert mit Konzerten, lässt bei manchen Leuten bestimmt Erinnerungen an eigene Reisen wach werden. Oder der Museumstag morgen, an dem beispielsweise das Kultur-Historische Museum die neue Sonderausstellung zum Jubiläum des Militärvereins Grenchen präsentiert.
Apropos Reisen: Haben Sie auch schon festgestellt, werte Leserin, werter Leser, dass manche Reiseveranstalter jetzt so richtig das Messer reinlassen? Oder täuscht der Eindruck? Die Preise für Reisen an beliebte Feriendestinationen am Meer scheinen um einiges höher zu liegen als in vergangenen Jahren. Gleichzeitig bieten grosse Fluggesellschaften - damit ist nicht die Swiss gemeint - Flüge nach Fernost zu wahren Dumpingpreisen an. Für ein paar Hundert Fränkli nach Singapur und zurück - das ist billiger, als ein Wochenendurlaub in einem Schweizer Ferienort. Sollen Fernreisen attraktiver oder unattraktiver werden? Die Branche scheint sich uneins in der Frage.
Das ökologische Gewissen kennt die Antwort, und doch besteht da eine Sehnsucht nach der Ferne, insbesondere nach mehr als eine Jahr mit «Bleiben Sie zu Hause» und Homeoffice. Der Stadtbummler begnügt sich vorerst damit, nichts zu planen. Vorerst. Denn «erstens kommt es anders und zweitens als man denkt», pflegte schon mein Grossvater zu sagen. Also freut er sich auf die kleinen Vergnügen, die da kommen. Den Schwatz auf der Café-Terrasse, die kulinarische Reise am Food Truck Festival, das Treffen mit Freunden im kleinen Kreis. Und auf den zweiten Pieks in den linken Arm.