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In Grenchen ist es ruhig in diesen Tagen. Wie immer in den Herbstferien. Und doch ist so manches anders als sonst, wie der Stadtbummler feststellt.
Es ist ruhig in der Stadt. Das ist um diese Jahreszeit eigentlich immer so. Schliesslich fahren Herr und Frau Grenchner gerne weg in den Herbstferien und böse Zungen behaupten, das sei die Zeit, in der man in der Uhrenstadt am Jurasüdfuss die Trottoirs hochklappe – sogar in der Bettlachstrasse, wo seit wenigen Wochen die Sommersperrung wieder aufgehoben wurde. Nun wird man beim Stadtdach wieder ab und zu aufgemotzte Autos mit fetten Auspuffrohren sehen können, die das architektonisch wertvolle Konstrukt offenbar noch immer mit einer Tankstelle verwechseln, könnte man meinen.
Die Frage ist nur, ob im nächsten Sommer die hübschen Blumentröge wieder hingestellt und die Fussgängerverbindung Marktplatz – Zeitplatz wieder ermöglicht wird. Man munkelt ja bereits, dass einige politische Kreise im Hintergrund sich mächtig dafür stark machen, die Lösung, die man angesichts des «Gschtürms» vor der Einführung mit gutem Gewissen als Zangengeburt bezeichnen könnte, wieder zu hintertreiben und letztendlich bachab zu schicken. Ob sie wohl unter Druck der Autoposer stehen, die ohne ihren Rundkurs um den Marktplatz einfach nicht sein können?
Normal ist in diesem Jahr bekanntlich nichts. Das Coronavirus Sars-CoV-2 hat den ganzen Planeten im Griff und bereits über 37 Millionen Menschen haben sich seit Ausbruch der Pandemie weltweit infiziert – die Dunkelziffer nicht eingerechnet. Über eine Million Menschen sind an oder mit Covid-19 gestorben und es werden täglich mehr. Die Forschung arbeitet fieberhaft daran, einen Impfstoff oder Medikamente zur Behandlung der Krankheit herzustellen. 177 verschiedene Impfstoffe sind derzeit in Entwicklung.
Die Region Grenchen ist bis jetzt glimpflich davon gekommen, was die Anzahl Erkrankter oder Verstorbener angeht. Nicht, was die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen betrifft, soviel ist klar. Viele Firmen und KMU leiden unter den Folgen des Lockdown und ein Ende ist leider nicht abzusehen. Denn gerade in unserer Exportorientierten Wirtschaft ist ausschlaggebend, wie es den Ländern geht, in die wir hauptsächlich exportieren. Und da sieht es momentan genauso düster aus, wie bei uns: Die Fallzahlen explodieren in ganz Europa, und zu Amerika äussert sich der Stadtbummler lieber erst gar nicht, sonst kriegt er Bibeli der gröberen Art ...
So wie er sich auch nicht zu den Kommentarschreibern in sozialen Medien oder in dieser Zeitung äussert, die irgendwelchen Experten auf den Leim gehen, die mit ihren pseudowissenschaftlichen Studien belegen wollen, dass dieses hochansteckende Virus nur eine Erfindung der Mächtigen sei, um uns Normalbürger zu unterjochen – und nebenbei mit ihren zweifelhaften und brandgefährlichen Aussagen noch viel Geld verdienen. Der Stadtbummler ist sich durchaus bewusst, dass er sich damit gerade in Grenchen auf dünnes Eis begibt, wie er beispielsweise in der Frage der Maskentragpflicht und dem Einkaufstourismus über die Kantonsgrenzen hinweg erfahren musste. Sei’s drum, damit ist ja jetzt zum Glück Schluss. Und ja, auch den Stadtbummler nervt’s, wenn die Brille beschlägt. Aber dagegen gibt es Mitteli.
Doch zurück zur Ruhe vor dem lauen Lüftchen: Grenchen musste in diesem Jahr auf so Manches verzichten und wird sich weiter in Verzicht üben müssen. Donnschtig Jass – abgesagt. Grenchner Fest – abgesagt. Rock am Märetplatz – abgesagt – und dann in einer Corona-tauglichen Version doch noch erfolgreich durchgeführt. Viele Anlässe, grosse und kleine, fielen Corona zum Opfer. Die Stadt und der Grenchner Gewerbeverband GVG haben mit «Bühne frei für den Märetplatz» und «Usestuehle» tollen «Ersatz» geboten, aber eben, mehr als Trostpflaster war das für viele dann doch nicht. Und es ist nicht vorbei mit den Absagen: Nach den Herbstferien finden viele der beliebten und zur Tradition gewordenen Veranstaltungen nicht statt, wie zum Beispiel die Chürbisnacht, die in wenigen Wochen hätte über die Bühne gehen sollen: Keine Ausstellung kunstvoll geschnitzter Früchte auf dem Marktplatz, die feine Suppe kann man nur im trauten Familienkreis geniessen. Der Weihnachtsmarkt wurde ebenso abgesagt wie die offene Weihnacht. Sogar die Fasnacht und die mia im nächsten Jahr sind bereits gecancelt.
Doch ganz still wird es zum Glück dann doch nicht: Das Kleintheater und das Parktheater warten mit einem guten und unterhaltsamen Programm auf, die Saison 20/21 beginnt in diesen Wochen. Darunter sind wirklich empfehlenswerte Perlen zu finden. Und auch sonst wird es die eine oder andere Veranstaltung geben, die wieder ein wenig Normalität in unseren Alltag bringt. Dafür kann man auch selber etwas tun: Wie beispielsweise mit einem Kinobesuch: Auch wenn Blockbuster, wie «Top Gun 2» oder der neue James Bond «No time to die» wegen Corona verschoben wurden und erst nächstes Jahr zu sehen sind, laufen in den Grenchner Kinos doch immer wieder sehenswerte Filme. Oder einem feinen Mittag- oder Abendessen in einem der guten Grenchner Restaurants? Die Wirte sind froh um jeden Gast angesichts der beschränkten Besucherzahlen.
Das Leben geht also weiter, mit Abstand, Maske, Contact Tracing und Handhygiene. Mit Einschränkungen, die verkraftbar sind. Kein Grund also, die Hoffnung und Lebensfreude komplett zu verlieren. Es braucht viel Geduld und Durchhaltewillen. Denn irgendwann kehrt die Normalität wieder zurück, Veranstaltungen können wieder stattfinden und man kann vielleicht sogar wieder im Ausland Ferien machen. Dann wird es in Grenchen während der Herbstferien vielleicht noch ruhiger als jetzt. Wollen wir es doch hoffen.