Stadtbummel
Der Herbstanfang in Grenchen ist oval

Statt Heso gibts in Grenchen schnelle Radrennen.

Andreas Toggweiler
Andreas Toggweiler
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Die englische Radfahrerin Joscelin Lowden rast im Grenchner Velodrome ihrem Weltrekord entgegen.

Die englische Radfahrerin Joscelin Lowden rast im Grenchner Velodrome ihrem Weltrekord entgegen.

Peter Klaunzer / KEYSTONE

«Es herbschtelet», die Schatten werden länger und auch die Nebelbänke. In Solothurn trifft man sich heuer wieder an der Heso (zumindest die 3G-Community). Und in Grenchen? Die Herbstferien lassen grüssen und nach einem sehr intensiven September mit vielen Events, Konzerten, Krimifestival und Triennale wird es nun spürbar ruhiger in der Stadt.

Doch nicht überall. Die «Gümeler» aus Nah und Fern haben ihre Colis auf Hochdruck gepumpt und wetzen nächste Woche über das Holzoval im Velodrome. Ungeplant kommt Grenchen schon dieses Jahr wieder zum Handkuss bei der Ausrichtung der Europameisterschaft der Bahnradfahrer. Einen Vorgeschmack des Spektakels bot am Donnerstag bereits die Engländerin Joscelin Lowden. Die schnelle Lady pulverisierte in Grenchen kurzum den Stundenweltrekord.

Die schönen Herbsttage wären eigentlich die beste Einladung, die Wanderschuhe zu schnüren. Doch irgendwie klappts in letzter Zeit ausgerechnet am Wochenende nicht so recht mit dem Wetter: strahlender Sonnenschein wenn man im Büro hockt, Regenschauer wenn man frei hat.

«Das ist eine Ausrede. Es gibt kein schlechtes Wettern nur schlechte Ausrüstung», würde jetzt ein Kollege aus der Studienzeit sagen. An sich hat er ja recht. Doch während ich ihm vor 30 Jahren noch ab und zu auch recht gab und tapfer bei Wind und Wetter über Stock und Stein stapfte, würde ich mir das heute nicht mehr antun.

Da setze ich lieber auf ein Indoor-Programm. Ich meine jetzt nicht das UKW-Programm, das hat mir die GAG kürzlich ohnehin sang- und klanglos abgeschaltet. Ich denke eher an körperliche Ertüchtigung, sprich Fitnesscenter.

Doch warum beschleicht mich hier in Sachen Pandemie-Bürokratie nur so ein mulmiges Gefühl? Das Impfen ist ja heute quasi staatsbürgerliche Pflicht, die vieles wieder erleichtern soll. Doch schön wärs: Bisher musste ich im Fitnesscenter einfach ein Formular ausfüllen. Heute muss ich (warum jedesmal?) mein Zertifikat scannen und - immer noch ein Formular ausfüllen. Was kommt wohl bei der nächsten so genannten «Lockerung» dazu?

Doch vielleicht wird das ja alles als Nasenwasser in Erinnerung bleiben, wenn uns die Pharma dereinst im Herbst 2025 die fünfte Booster-Impfung gegen Covid-22 samt ihren Gamma-Varianten reindrücken will. Selbstverständlich unterstützt von wohlmeinendem behördlichen Nudging: In Israel hätten sie inzwischen die quartalsweise Impfung, wir sollten nicht so wehleidig sein...

Da gibt’s nur eines: diese Herbsttage noch geniessen – bei schönem und bei schlechtem Wetter. Und natürlich Pharma-Aktien kaufen.