Markenverkauf
Stadt Grenchen sichert sich Marke: Aus der «Grega» wird wieder die «mia»

Die Stadt Grenchen wollte sich seit längerem die Marke «mia» sichern – nun ging der Deal über die Bühne. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Oliver Menge
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Alte mia-Unterlagen, Plakate, Ordner und Werbematerial sind nun im Estrich des Hotel de Ville eingelagert.

Alte mia-Unterlagen, Plakate, Ordner und Werbematerial sind nun im Estrich des Hotel de Ville eingelagert.

Oliver Menge

Letztes Jahr kamen zum wiederholten Male Gerüchte auf, wonach Möris in Verhandlungen mit der Stadt Grenchen stünden, welche ihnen das Markenrecht am Namen «mia» abkaufen wolle. Caroline und Christof Möri haben nun eingewilligt und der Stadt die Marke «mia» verkauft. Dies bestätigt Stadtpräsident François Scheidegger, der sich persönlich für den Erwerb eingesetzt hatte, gegenüber dem az Grenchner Tagblatt auf Anfrage hin. Er betonte, dass man nicht allzu lange habe warten dürfen, ansonsten «die Marke verblasse».

Eine entsprechende Medienmitteilung soll noch heute Donnerstag verschickt werden. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Laut Silvan Granig, Leiter Kommunikation, liege dieser aber weit unter den noch im letzten Jahr kolportierten Beträgen von zunächst 150 000 Franken und später 70 000 Franken. «Es handelt sich um einen niedrigen, fünfstelligen Betrag in der Kompetenz der Gemeinderatkommission. Diese darf über Beträge zwischen 10 000 und 100 000 Fr. beschliessen. Ein solcher Beschluss liegt hier vor.»

Die Verhandlungen mit Caroline Möri hätten in einem guten Klima stattgefunden und man sei sich schnell handelseinig geworden, sagt Granig. Das bestätigt Möri auch selber: «Es war sehr angenehm, mit der Stadt den Vertrag auszuhandeln. Alles ist speditiv verlaufen, auch die Zahlung der vereinbarten Summe.» So stimme es für beide und sie sei froh, dass es für sie persönlich zu einem guten Ende gekommen sei. «Ich habe mit der mia nun abgeschlossen.»

Die Marke ist bereits auf den neuen Besitzer, die Stadt Grenchen, eingetragen. Zusätzlich zum Markenrecht hat Möri auch sämtliche Unterlagen, T-Shirts, Pressedossiers und Ordner mit Ausstellerunterlagen sowie alte Plakate und Ausstellungsflyer an die Stadt übergeben. Sie sind im Estrich des Stadthauses eingelagert und sollen den jeweiligen Veranstaltern zur Verfügung gestellt werden, so Granig. Auch die Website der «mia», Telefonnummern und E-Mail-Accounts wurden an die Stadt übertragen.

Messe muss «mia» heissen

Grenchen hat sich also die Markenrechte der Mittelländischen Ausstellung «mia» gesichert. Unabhängig davon, welcher Veranstalter sie durchführt, soll die traditionell im Mai stattfindende Frühlingsmesse ab 2016 wieder den etablierten und überregional verankerten Namen «mia» tragen. Der Veranstalter muss der Stadt einen Betrag für die Benutzung des Namens entrichten. Somit wäre in ein paar Jahren der Kaufpreis amortisiert, erklärt Granig. Aus «Grega» wird also wieder «mia».

So wurde aus der «mia» die «Grega»

Caroline Möri hat den Namen «mia» von den ehemaligen Gründern der Grenchner Frühlingsmesse übernommen, konkret hat Vater Jürg Möri seiner Tochter das Markenrecht 2012 verkauft, als sie die Messe das erste Mal im Alleingang organisierte.
Nach einer ersten Ausgabe im noch nicht ganz fertiggestellten Velodrome, schmissen Möris den Bettel hin (wir berichteten mehrfach) und man war gezwungen, innert kürzester Frist einen neuen Veranstalter zu finden. Weder die Stadt noch die Betreiber des Velodrome wollten auf eine Messe verzichten. Mit der FVF Event GmbH, die bereits für die «mia» Zelte und Material geliefert hatte, fand man eine Nachfolgelösung.

Natürlich wurde auch darüber spekuliert, ob die «neue» Messe eventuell wieder unter dem Namen «mia» laufen könnte, doch die Verhandlungen über die Übernahme des eingetragenen und geschützten Markennamens scheiterten an unterschiedlichen Preisvorstellungen und nicht zuletzt wegen emotioneller Differenzen.

Die Messe wurde «Grega», Grenchner Gewerbeausstellung, genannt und ist inzwischen schon zweimal über die Bühne gegangen. (om)

Aber wie stellen sich die Veranstalter der «Grega», die FVF Messe-Event AG aus Frauenfeld, allen voran Daniela Keller, die «Miss Grega», zu diesem Deal, den die Stadt abgewickelt hat? Ein Messeveranstalter trägt den wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg seiner Messe, ist also quasi Eigentümer. Daniela und Sandro Keller und ihre «FVF Event AG» haben, als sie als Nachfolgeveranstalter für Möris eingesprungen sind, ihrer Messe den Namen «Grega» gegeben (siehe separater Artikel). Und jetzt will die Stadt wieder den alten Messenamen einführen.

Silvan Granig bestätigt: Die Stadt kann einen Veranstalter «nicht direkt» dazu verpflichten, einen bestimmten Namen zu verwenden oder zu übernehmen. Aber sie könne die Vorgabe erteilen, wonach die im Frühling stattfindende Messe in Grenchen im und ums Velodrome «mia» zu heissen habe. Andernfalls würden die entsprechenden Bewilligungen nicht erteilt. «Es ist im Grunde dasselbe, wie bei einer ‹Muba›, ‹Bea›, ‹Züspa› oder ‹Heso›. Diese Messen tragen den Namen seit Jahrzehnten, unabhängig vom Veranstalter.»

Daniela Keller war nie in die Verhandlungen involviert, hatte die Gerüchte zum Kauf der Marke «mia« aber auch schon früher vernommen. Sie hatte gegenüber dem az Grenchner Tagblatt bei der letzten Ausgabe der «Grega» im Mai verlauten lassen, dass sie es schon sehr schade fände, wenn der Name «Grega» wieder verschwinden müsste, jetzt wo man die Messe rund ums Velodrome unter dem neuen Namen habe etablieren können. Sie sei über den Deal am 1. Juli informiert worden, sagt Keller jetzt auf Anfrage. «Wir stehen erst vor den eigentlichen Vertragsverhandlungen mit der Stadt und die FVF Messe-Event AG hat ihre Wünsche formuliert. Nun muss die Stadt noch erklären, was sie von uns erwartet.» Man sei interessiert an einem langjährigen Vertrag. Keller lässt das Thema des Namens aber noch offen, noch seien nicht alle Details geklärt. Eine Sitzung diesbezüglich musste wegen Krankheit eines stillen Teilhabers aus Deutschland ausfallen und findet erst Ende Juli statt.

Für die Stadt wäre es ebenfalls wünschenswert, mit der «FVF Messe-Event AG» als Veranstalterin der «mia» einen Vertrag über mehrere Jahre abzuschliessen, sagt Granig. Denn es sei den neuen Veranstaltern gelungen, mit vielen Attraktionen und über 120 Messeständen tausende Besucher aus dem ganzen Mittelland anzuziehen, und man könne eine positive Bilanz ziehen. Mit der Wiedereinführung des altbewährten Namens erhofft man sich eine noch breitere Ausstrahlung und Wirkung nach aussen.

Längere Messedauer?

Ein Grund für den Rückzieher Möris für 2014 war die sehr kurze Zeitspanne zwischen Messe und der Swatch-GV im Velodrome. Nun kann man darüber spekulieren, ob die Swatch auch weiterhin ihre Generalversammlung in Grenchen abhalten wird, jetzt, wo ihr in Biel als Hauptsponsor ein brandneues Stadion zur Verfügung steht. Das würde das Thema der Messedauer wieder aufs Tapet bringen – die «mia» dauerte 10 Tage, die «Grega» nur noch fünf. «Das Festlegen der Messedauer obliegt den Veranstaltern, weniger als fünf Tage dürfen es aber nicht sein», so Granig. Keller hingegen winkt ab bezüglich einer längeren Dauer. Für sie sei wünschenswert, eine Messe auf der Basis der diesjährigen Grega durchzuführen mit nur fünf Ausstellungstagen.

Was hingegen jetzt schon sicher ist: Auch nächstes Jahr will die Stadt, unabhängig von der Messe im und ums Velodrome, einen Lunapark und Rummelplatz organisieren und ist deshalb bereits mit dem Lunapark-Verantwortlichen Willy Marti in Kontakt getreten.