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Grenchner Fussballvereine versuchen nach dem Nein des Grenchner Stimmvolks doch noch an einen Kunstrasen zu kommen. Derzeit wird an einem Finanzierungskonzept für einen Occasions-Kunstrasen aus dem Hause YB gearbeitet.
Vor dreizehn Monaten beerdigten die Grenchnerinnen und Grenchner das 1,63 Millionen Franken teure Kunstrasenfeld (plus Landumbuchungskosten) mit Zweidrittelmehrheit in der Abstimmungsurne. Die Vereine reagierten enttäuscht. Die 700 Fussballspieler sollten mit ihren Trainingsengpässen leben müssen. Auch während der Schlechtwetterphasen diesen Herbst bekamen das die Klubs zu spüren, nicht zuletzt der FC Grenchen, der drei Wochen lang nicht trainieren konnte, weil die durchnässten Plätze von der Stadtgärtnerei zeitweise zur Schonung gesperrt werden mussten.
Doch das Thema Kunstrasen ist nicht tot. Anfang November fand unter Leitung des Stadtpräsidenten Boris Banga ein Krisengipfel statt, an dem unter anderem Vertreter der Baudirektion und der vier Fussballvereine FCG, Wacker, Italgrenchen und Fulgor teilnahmen. Überraschendes Resultat: Die Erstellung eines Kunstrasenfeldes wird weiterverfolgt. Susanne Saladin, Juniorenobfrau beim FC Fulgor, bestätigt: «Die Fussballvereine werden ein Konzept erarbeiten, in dem die finanziellen und organisatorischen Aspekte geklärt werden.» Sie betont: «Natürlich respektieren wir den Entscheid der Stimmbürger. Eben drum ergreifen wir die Initiative.» Konkret: Dieses Mal wollen (und müssen) die Vereine ihren Beitrag leisten. Die Juniorenobfrau sagt: «Zuallererst brauchen wir ein überzeugendes und funktionierendes Finanzierungskonzept.» Das sei man den Leuten schuldig.
Klubs und Stadt arbeiten zusammen
Als neuer Standort für den Allwetterplatz wird das Stadion Riedern gehandelt, wo die Klubs Fulgor, Ital und Wacker zu Hause sind. Damit würden teure Landumbuchungskosten wie beim «Wembley» entfallen. Zweitens wollen die Klubs erfinderisch werden, was die Finanzierung anbelangt. Saladin könnte sich beispielsweise vorstellen, quadratmeterweise Rasen zu «verkaufen», um Sponsorengelder einzuholen, aber auch die Mitgliederbeiträge sind ein Thema.
Claude Barbey, Stadtbaumeister von Grenchen, sagt: «Nur, wenn die Vereine ein Konzept haben, mit dem sie nachweisen können, dass sie einen beachtlichen Teil – vielleicht 20 bis 30 Prozent – der Kosten finanzieren können, kann ins Auge gefasst werden, das Thema Kunstrasen wieder aufzugreifen. Immerhin handelt es sich um ein Millionenprojekt.»
Die Stadt bietet aber auch Hand: Die Baudirektion klärt für die Vereine den Kauf eines Occasions-Kunstrasens ab – und zwar den der Berner Young Boys YB, auf welchem im Wankdorf-Stadion viele Meisterschaften gespielt wurden. Der Stadtbaumeister ist skeptisch, ob sich die Anschaffung eines Occasions- gegenüber einem Neukunstrasen rechnet, Susanne Saladin hingegen zuversichtlich: «Das ist ein Rasen mit modernem Standard.» Und würde sich zeigen, dass der YB-Rasen nicht geeignet ist, könnte man immer noch andere Varianten prüfen.
Zwischenlösung bereits gefunden
Da das ursprüngliche Kunstrasen-Projekt aber noch nicht weit zurückliegt, werden die Vereine wohl noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen. Zumindest scheint man sich bewusst geworden zu sein, dass man nicht nur bitten, sondern auch bieten muss. Bis Ende Jahr nun sollen die Fussballvereine der Stadt ihr Konzept präsentieren. An der Erarbeitung beteiligt sind alle vier Klubs. Auch FCG-Präsident Rolf Bieri unterstützt das Vorhaben klar: «Der Fussball ist, nach der Schule, die Lebensschule Nummer 1. Die Sportart, die mit Abstand die meisten Junioren hat.» Ein Kunstrasen sei unabdingbar für Grenchen.
Für die Zeit bis zu einem neuen Kunstrasen wurde immerhin schon eine Zwischenlösung gefunden: Der FCG darf neu frei über das «Wembley»-Feld verfügen, das bisher von der Stadtgärtnerei verwaltet wurde. «Wir sind dem Stadtpräsidenten und der Baudirektion sehr dankbar, dass sie unsere Probleme erkennen und das Wembley zur Randzone erklärt haben», sagt Rolf Bieri. Auch die anderen Vereine sollen davon profitieren können. Ob sich diese Notlösung allerdings rechnet, ist noch offen. Wird der Rasen bei Nässe nämlich zu stark bespielt, muss er im Frühling 2013 während sechs bis acht Wochen gesperrt und saniert werden. Diese Kosten bezahlt wiederum die Stadt.