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Nach dem Wahldebakel von 2007 will die SP des Kantons Solothurn unbedingt ihren zweiten Nationalratssitz zurückgewinnen. Das kam auch am ausserordentlichen Parteitag der Amtei Solothurn-Lebern deutlich zum Ausdruck.
«An Kandidaten fehlt es im Gegensatz zu anderen Jahren nicht», zeigte sich Katrin Leuenberger im Namen der Geschäftsleitung erfreut. Die 14 für den Kanton vorgesehenen Kandidaten werden auf je eine Liste für den oberen und unteren Kantonsteil aufgeteilt. Der Amtei Solothurn-Lebern stehen, nachdem das Wasseramt bereits drei Kandidaten nominiert hat und der Bucheggberg keine Nominationen vorgenommen hat, insgesamt vier Listenplätze zur Verfügung.
Ihr Interesse angemeldet hatten aber bis am Montag fünf Kandidaten. Einer zu viel, wie die Genossinnen und Genossen im Kreuzsaal feststellen mussten. Von einer Ausmarchung an Ort und Stelle wollte die Mehrheit der Anwesenden allerdings nichts wissen. Alle fünf zur Nomination stehenden Kandidaten wurden gewählt.
Es sind dies: Boris Banga (Grenchen), Yves Fankhauser (Solothurn), Franziska Roth (Solothurn), Heli Schaffter (Bellach), und Urs Wirth (Grenchen). Die Entscheidung, wer über die Klinge springen muss, wird – nicht zur Freude aller Nominierten – dem Kantonalen Parteitag vom 7. April in Biberist überlassen.
JUSO als Zünglein an der Waage
Dass es zu einer überzähligen Kandidatur kam, ist vor allem der JUSO zuzuschreiben, die sich noch nicht im Klaren ist, ob sie mit einer oder zwei Listen auftreten will. «Wir haben festgestellt, dass von den Jungen niemand auf der nun in Diskussion stehenden Liste steht», rechtfertigt der nun ebenfalls nominierte Yves Fankhauser das Vorgehen der JUSO.
Der 20-jährige Informatiker ist im Bucheggberg aufgewachsen und möchte sich vor allem für den Service Public einsetzen, aber auch den Abzockern auf die Finger schauen. Er ist überzeugt, dass es im Parlament vermehrt auch jüngere Kräfte braucht.
Boris Banga, Stadtpräsident von Grenchen, der 2007 den zweiten Sitz im Parlament verlor und diesen nun zurückgewinnen möchte, zeigte sich dagegen eher bescheiden. «Ich möchte niemandem einen Platz wegnehmen», betonte er. Er habe alle Hochs und Tiefs erlebt und kandidiere nur, weil er von der kantonalen SP angefragt worden sei.
Kämpferischer zeigte sich Franziska Roth. Die 45-jährigen Primarlehrerin setzt ihre Prioritäten auf die Bekämpfung der Armut, die auf nationaler Ebene enttabuisiert werden müsse, sowie auf faire Löhne und Bildung für jedermann.
Die 44-jährige Bellacherin Heli Schaffter sieht vor allem bei der Sozial- und Familienpolitik Handlungsbedarf: «Ich bin als Schweizerin in Finnland aufgewachsen und stelle fest, dass es in dieser Beziehung in der Schweiz noch viel zu tun gibt.» Krankheitshalber abwesend war der fünfte der Nominierten, Urs Wirth. Der Fraktionschef der Grenchner SP und beruflich als Heilpädagoge tätige 57-Jährige setzt, wie ein SP-Mitglied weiterleitete, sich vor allem für Bildungsanliegen und Behinderte ein.
Warnende Stimmen
Und da auch Roberto Zanetti im Ständerat neu gewählt werden muss, warb dieser einerseits für seine Person, anderseits ermahnte er seine Parteigenossen im Wahlkampf «nicht immer die Moralkeule zu schwingen» und Bodennähe zu bewahren. «Glaubt nicht, immer im Recht zu sein.» Als er vor bald 40 Jahren der SP beigetreten sei, habe er die Vision einer besseren Welt vor sich gehabt und darum gehe es auch heute noch.
«Hütet euch vor Besserwisserei», mahnte auch Wahlleiter Niklaus Wepfer. Um bei den Wahlen Erfolg zu haben, müsse man dieselbe Sprache wie das Volk sprechen, am Stammtisch mitreden und auf verständliche Art Botschaften verbreiten. «Die SP muss sich nicht verstecken, aber sie muss Politik für die Bevölkerung machen», zeigte sich der kantonale Parteisekretär überzeugt.
Im Wahlkampf werde die SP Schweiz einheitlich auftreten. «Die Kantone sind lediglich für die amtlichen Belange und die Finanzierung zuständig.» Der Wahlkampf sei für die Kandidaten gratis. Zudem erhalten sie Unterstützung von einem Helferteam.